Bauer F.* hat den Landwirtschaftsbetrieb seiner Eltern übernommen. Wie es häufig üblich ist, hat er den Hof zum Ertragswert gekauft. Die Eltern wohnen im Stöckli auf dem Betrieb und arbeiten weiterhin mit. Ein Betriebsberater hatte bei der Hofübergabe beraten. Bauer F., seine Eltern sowie seine Geschwister haben sich gefreut, dass er den Betrieb übernommen hat. Schliesslich ist F. der einzige in der Familie, der Landwirt gelernt und Interesse am Betrieb hat. Und als Vater und Mutter pensioniert wurden, war klar, dass der Zeitpunkt für die Betriebsübernahme gekommen war.
Plötzlich unzufrieden
Nun, einige Zeit nach der Hofübergabe ist sich Bauer F. nicht mehr so sicher, ob es die richtige Entscheidung war, den Hof zu übernehmen. Obwohl ihm seine Eltern und die ganze Familie helfen, den Betrieb zu bewirtschaften und es eigentlich gut läuft, scheint sich etwas verändert zu haben: Mal ärgert sich F. über seinen Vater, dann über seine Mutter, dann über den Traktor ... Ihm kommt es manchmal vor, dass alle machen, was sie wollen – nur er muss immer Rücksicht nehmen. Grundsätzlich macht er das ja gerne. Schliesslich soll es allen auf dem Betrieb wohl sein. Doch ihm ist es mittlerweile nicht mehr so wohl. F. ist unzufrieden. Und das, obwohl er es liebt, Bauer zu sein.
Bauer F. hatte sich mit der Betriebsübernahme auf eine Wanderung begeben und erst nach einiger Zeit bemerkt, dass er gar nicht dorthin wandert, wo er hinwollte, sondern dorthin, wo der Weg ihn unbewusst hingeführt hatte. F. hatte begonnen zu wandern und war er dann von seinem Weg abgekommen. Vielleicht ist er den Weg seiner Eltern weitergewandert, vielleicht den Weg des Nachbarn, der Politik oder sonst ein Weg. Und obwohl er immer mal wieder bemerkte, dass der Weg komische Windungen nahm, wanderte er weiter und weiter bzw. bauerte er weiter und weiter. Schliesslich liebt er es, Bauer zu sein.
Wissen, wohin man will
Bei der Hofübernahme hatte Bauer F. «ja» gesagt zum Betrieb. Nun war es an der Zeit, einen Schritt nach vorne zu machen und auch Betriebsleiter zu sein bzw. seine eigene Wanderroute zu wählen und diese auch zu wandern. Es war nun an der Zeit, sich zu fragen, wohin er wollte. Bisher war er einfach gewandert. Was auch völlig okay war. Denn er hatte Spass am Wandern.
Doch nun war es nicht mehr okay. Das erkannte er an der Tatsache, dass er unzufrieden war, sich über seine Mitmenschen aufregte und sich an Dingen störte, die er vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Erst als er mehr und mehr unzufrieden wurde, realisierte Bauer F., dass er etwas verändern musste. So konnte es nicht weiter gehen. Sollte er den Betrieb aufgeben, umstrukturieren oder was war der richtige Weg? F. wusste es nicht.
Bauer F. entschied sich, Unterstützung bei einem Coach zu holen. So lernte er seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und diese umzusetzen. Dank der Unterstützung fand F. heraus, wohin er wandern wollte, und so konnte er mit Leichtigkeit seine Wanderroute bzw. seinen Betrieb anpassen. Es brauchte gar nicht viel, schon wanderte Bauer F. nun in die für ihn richtige Richtung.
*Name geändert