In den letzten zwei Erntejahren wurde auf der Swiss Future Farm das Ziel verfolgt mit unterschiedlichen Schardruckeinstellungen, einer Flüssigdüngung zur Aussaat, und verschiedenen Ablagetiefen den Feldaufgang, die Jugendentwicklung und den Ertrag bei Zuckerrüben zu optimieren. Die guten Erfahrungen mit 4 cm Saattiefe lassen vor allem jetzt im trockenen Frühling 2020 aufhorchen.

Drei Verfahren auf 3,3 ha Versuchsfläche

Der Zuckerrübenversuch wurde im Jahr 2019 auf der Parzelle Rüedimoos (3,3 ha) in Tänikon TG mit der Sorte Strauss durchgeführt.

Folgende Verfahren wurden verglichen:

  • Schardruck: Automatisch Light (23 kg), Automatisch Standard (45 kg), Automatisch Heavy (68 kg); Fix (45 kg)
  • Ablagetiefe: 1,0; 2,5; 4,0 und 6,5 cm
  • Flüssigdüngung bei der Aussaat: Hasorgan (0-0-5) und Kristalon (12-12-36)

Eingesetzte Technik und Kulturführung

Für die Versuchsanlage wurde eine Precision Planting Prototypen-Sämaschine mit drei Metern Arbeitsbreite, sechs Reihen und 50 cm Reihenabstand eingesetzt. Die Maschine passt den Schardruck automatisch an die bestehenden Bodengegebenheiten an, damit auch bei Bodenunebenheiten stets der ausgewählte Zieldruck beibehalten werden kann.

Nach der Aussaat am 28. März 2019 erfolgte die Kulturführung auf der Parzelle einheitlich. Es wurden 658 kg/ha Rübendünger (5% N, 9% P2O5, 27% K2O, 4% Mg, 4% Ca) ausgebracht. Die Herbizidbehandlungen wurden auf vier Splits verteilt. Fungizid wurde nicht ausgebracht. Hervorzuheben ist die frühe Rübenrodung am 1. Oktober 2019 (188 Tage nach der Aussaat).

Die Versuchsfläche zeichnet sich durch sehr heterogene Bodenbedingungen bezüglich Textur, Feuchtigkeit und organische Substanz aus.

Jede Versuchsvariante wurde mit drei Wiederholungen auf der Parzelle gesät, um die Auswirkungen der Heterogenität des Bodens zu minimieren.

Höhere Erträge bei automatischem Schardruck

Beim Vergleich der unterschiedlichen Schardruckeinstellungen zeichnete sich die Schardruckvariante mit automatisch regulierendem Schardruck auf den Zielwert von 45 kg mit dem höchsten Ertrag aus. Die Sämaschine misst und regelt den Schardruck via Sensor in Echtzeit, damit permanent 45 kg Schardruck ausgeübt werden. Der niedrigste Rübenertrag im Schardruckvergleich wurde mit der fixen Schardruckvariante auf dem Zielwert von 45 kg erreicht.

Bei dieser Einstellung wird der Schardruck einmal fix eingestellt und es findet keine Druckzugabe respektive -wegnahme bei Bodenunebenheiten statt. Dies widerspiegelt die übliche Einstellung konventioneller Einzelkornsämaschinen mit konstantem Schardruck.

Diese Ergebnisse zeigen die Tendenz, dass die automatische Schardruckregelung den Ertrag durch Ausübung der optimalen Schardruckstärke verbessern kann, insbesondere auf Flächen mit heterogenen Bodenbedingungen, wie sie hier auf der Parzelle Rüedimoos anzutreffen waren.

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Abbildung 1: Erträge der unterschiedlichen Schardruckvarianten 2019 auf der Parzelle Rüedimoos. 

Während des Versuchs wurde der Feldaufgang zweimal bonitiert. 27 Tage nach der Aussaat und 42 Tage nach der Aussaat in der Wachstumsperiode bis zum 4- oder 6-Blattstadium. Insgesamt hatte die Versuchsvariante Auto Standard (45 kg) mit 89,8% den höchsten Feldaufgang nach der ersten Bonitur. Auch in der zweiten Bonitur 42 Tage nach der Saat zeigte das Auto Standard (45 kg) Verfahren mit dem höchsten Prozentsatz von Pflanzen mit mehr als zwei echten Blättern die beste Jugendentwicklung.  

Beste Jugendentwicklung bei 4 cm Saattiefe

Die für die Schweiz unüblich tiefe Ablage von 4 cm ergab mit 79,9 t/ha Rübenertrag den höchsten Ertrag in den Ablagetiefenverfahren. Die Ablage auf 6,5 cm führte zu einem geringeren Ertrag von 76,4 t/ha, ähnlich der Ablage bei der in der Schweiz üblichen Ablagetiefe von 2,5 cm (75,4 t/ha). Der niedrigste Ertrag (67,5 t/ha) wurde mit der Versuchsvariante bei 1 cm erzielt. Diese Ablagetiefe war auf der Versuchsfläche zu gering, um eine effektive Pflanzenentwicklung zu ermöglichen.

Der Zuckerertrag spiegelte den Trend wieder, der bei den Rübenerträgen zu beobachten war. Wie beim Rübenertrag wurde der höchste Zuckerertrag (14,3 t/ha) bei einer Ablagetiefe von 4 cm festgestellt, während sich der niedrigste Zuckerertrag (12,4 t/ha) bei einer Ablagetiefe von 1 cm zeigte.

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Abbildung 2: Einstellung der Ablagetiefe an der Sämaschine (links) und manuelle Kontrolle der Saatgutablage (rechts). 

Bei der Bonitur nach 27 Tagen zeigte sich, dass die Zuckerrüben auf 4 cm Saattiefe den besten Feldaufgang aufwiesen. Die Rüben auf 2,5 cm wiesen jedoch den höchsten Anteil an Spätkeimern auf. Nach 42 Tagen war zu erkennen, dass die Rüben auf 4 cm Tiefe den höchsten Prozentsatz an Rüben mit mehr als 2 Blättern und damit die beste Jugendentwicklung zeigten (siehe Abbildung 3). Bei 1 cm Ablagetiefe wurde die kritische Schwelle von 70'000 Pflanzen pro Hektar (70%) nicht erreicht. Zwischen groben Krümeln der obersten Bodenschicht lagen die Körner teilweise frei und hatten nicht genügend Feuchtigkeit, um zu keimen.

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Abbildung 3: Boniturergebnisse bei den verschiedenen Ablagetiefen.

Leicht positive Effekte der Flüssigdüngung auf die Jugendentwicklung erkennbar

Für die Flüssigdüngerstudie wurde zur Aussaat der Rüben auf je drei Versuchsstreifen das Algenpräparat Hasorgan 0-0-5 (20 l/ha, als 15%-Lösung, total 1,16 kg K/ha) sowie der Volldünger Kristalon 12-12-36 (als 5%-Lösung, total 6 kg N/ha, 6 kg P/ha, 18 kg K/ha ) ausgebracht. Die Kontrollstreifen erhielten keinen Flüssigdünger. Beide Flüssigdünger zeigten bei der Bonitur nach 42 Tagen leicht positive Effekte auf die Jugendentwicklung im Vergleich zum Verfahren ohne Flüssigdünger. Weiter wurde auf den Streifen, die zur Aussaat mit Kristalon gedüngt wurden leicht höhere Rübenerträge von 2% erzielt.

Die Erkenntnisse für die Unkrautbekämpfung mit dem Striegel nutzen

Die Effekte der automatischen Schardruckregulierung, der tieferen Ablage sowie der Flüssigdüngung auf die Jugendentwicklung und den Ertrag werden in diesem Jahr auf der Swiss Future Farm sowie vier Betrieben in den Kantonen Thurgau und Schaffhausen weiter untersucht. Aufgrund der bisher positiven Erfahrungen wurden die Versuche auch in diesem Jahr auf 4 cm gesät. Bei dieser Tiefe wird nun versucht einen Teil der Unkrautbekämpfung mechanisch bereits im Vorauflauf mit dem Striegel auf 2 cm Tiefe zu tätigen. Weiter werden in diesem Jahr die Flüssigdüngergaben durch verschiedene Düngerkonzentrationen verfeinert.