Am 27. März hatte Helga ihren ersten Arbeitseinsatz auf dem Betrieb von Biobauer Daniel Vetterli. Helga, so nennt Vetterli den vollautomatischen Sä- und Jätroboter, der dieses Jahr bei ihm und drei weiteren Bauern – zwei in Rheinklingen und einer in Oberstammheim – Zuckerrüben sät und später jätet. «Es handelt sich hier um einen Testversuch», erklärt Vetterli auf dem Feld, während der GPS-gesteuerte Roboter in gemächlichem Tempo das Saatgut im Boden ablegt.

Blindes Saatbeet

Seit über 70 Jahren werden auf dem Schlatthof in Rheinklingen Zuckerrüben angebaut. Daniel und Käthi Vetterli hielten auch nach der Umstellung auf biologischen Landbau im Jahr 2018 daran fest. «Ich möchte mithelfen, den Biozucker in der Schweiz zu etablieren», sagt Vetterli. Deshalb habe er zugesagt, als das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und der Maschinenimporteur Lenzberg Precision Farming ihn anfragten, ob er einen vollautomatischen Roboter ausprobieren würde.

Vetterli baut dieses Jahr 2 ha Biozuckerrüben der Sorte Tesla an. Die ganze Fläche wird mit «Helga» gesät, mit einer Saattiefe von 3 cm, 16 cm Abstand zwischen den Rüben und einer Saatstärke von 150'000 Pillen/ha. Der Roboter sät sechsreihig auf einer Breite von 3 Metern. «Wir haben eine Woche vor Saattermin ein blindes Saatbeet hergestellt und das Feld mit der Gare-Egge vorbereitet», führt Vetterli aus. Am 23. März wurden noch 40 m3 Rindergülle ausgebracht, damit sei die Düngung der Zuckerrüben erledigt.

Sohn David managt Roboter

Helga, ein Produkt des dänischen Herstellers Farmdroid, hat im Feld angehalten: Eine Störung wegen verstaubten Sensoren. David Vetterli, der älteste Sohn von Daniel und Käthi, hat die Störung rasch behoben. Er studiert an der ETH Zürich Agronomie und war im Auslandsemester in Belgien. Wegen der Corona-Krise musste er heimkommen und managt jetzt, zusammen mit Lehrling Lukas Wettstein, die ganze Arbeit mit dem Roboter.

«Die Maschine sät und erfasst dabei die GPS-Koordinaten jeder einzelnen Rübe. Das ist wichtig, damit sie später zwischen den Rüben hacken kann», erklärt David Vetterli. Im Vorfeld mussten sie mit dem Roboter um das ganze Feld fahren und mit dem GPS-Empfänger die exakten Feldecken aufnehmen. So weiss die Maschine, in welchem Bereich sie arbeiten darf. «Von diesen Eckpunkten wird dann ein Sicherheitsabstand von 1,2 Metern berechnet, wo nicht gesät wird», führt er weiter aus.

[IMG 4]Um nicht zu viel bepflanzte Fläche zu verlieren, wurde die Grenze ins angrenzende Weizenfeld gelegt. Man könne auch Hindernisse im Feld aufnehmen, so Vetterli. Dazu müssen wieder vier Eckpunkte definiert und von diesen aus der Sicherheitsabstand von 1,2 Metern einberechnet werden.

Ein wichtiger Punkt ist laut Vetterli das Saatbeet. Dieses muss gut vorbereitet und möglichst fein sein. «Weil die Maschine nicht eine Kamera hat, sondern sich beim Hacken an den GPS-Koordinaten orientiert, sind die Ansprüche ans Saatbeet höher.»

Es gibt noch Probleme beim Wenden

Inzwischen ist Helga am Ende des Feldes angekommen. Gespannt wird beobachtet, ob das Wendemanöver klappt. Ganz zufrieden sind Daniel und David Vetterli nicht. Von dem Moment, in dem die Maschine stoppt, bis zu dem Punkt, wo sie wieder mit Säen beginnt, besteht eine Diskrepanz von zwei Metern. David Vetterli greift sich sein Handy und telefoniert mit jemandem von der Firma Farmdroid. Helga bekommt etwas später ein Update aus Dänemark.

Verbesserungspotenzial sieht David Vetterli ausserdem bei der Linienführung. Er schildert: «Die Maschine weicht bis zu 2,5 cm von der Ideallinie ab. Das ist Platz, den wir später beim Hacken verlieren.» Im Grossen und Ganzen ist er aber zufrieden mit der Arbeit des Roboters. «Ich bin optimistisch, dass sich diese Kinderkrankheiten beheben lassen.»

Ziel, die Handarbeit zu reduzieren

Auch Betriebsleiter Daniel Vetterli zeigt sich am Ende des Tages zufrieden. «Es ist exakt gesät. Wenn das Hacken funktioniert wie erhofft, wird sich der Handarbeitsaufwand gegenüber dem traditionellen Verfahren im Bio reduzieren.» Um das überprüfen zu können, wird er einen Teil der Fläche wie bisher mit Maschinenhacken und mit dem Striegel bearbeiten. Bis anhin hatte Vetterli fürs Jäten der Biorüben jeweils 90 bis 100 Stunden pro ha benötigt.

Wie viel Zeit er mit dem Roboter effektiv einsparen wird, kann Vetterli noch nicht sagen. «Wir erfassen zusammen mit dem FiBL alle Daten. Das Ziel ist, den Handarbeitsaufwand zu reduzieren. Wenn ich diesen von 100 auf 50 Stunden reduzieren könnte, wäre das Ziel für mich erreicht.» Auch zu den Kosten kann er noch keine Angaben machen. Dem Roboter stehe das traditionelle Verfahren mit Saat, zweimal Striegel und vier Mal Maschinenhacke gegenüber. Weil die Flächenleistung von «Helga» begrenzt ist, würden die Kosten sicher nicht tiefer sein, glaubt Vetterli.