Im elterlichen Garten wuchsen Kabis und Kartoffeln, Rüebli und Spinat. Wassermelonen und Süsskartoffeln kannte meine Mutter nur vom Hörensagen. Auch ich hätte mir vor zwanzig Jahren noch nicht vorstellen können, Wassermelonen im Freiland anzubauen oder Süsskartoffeln aus eigenem Anbau zu ernten. Inzwischen gehören diese Kulturen fix in meinen Gartenplan. Das liegt zwar nicht nur am Klima, sondern auch daran, dass heute entsprechende Sorten zur Verfügung stehen.
Kokospalmen werden wir in der Schweiz hingegen auch in 100 Jahren noch nicht anbauen. Nicht wegen der erforderlichen Temperaturen, sondern weil Kokospalmen ein sehr ausgeglichenes Klima brauchen, während wir uns hierzulande zunehmend auf Wetterextreme gefasst machen müssen.
Bewässerung planen
Längere Hitzephasen mit anhaltender Trockenheit werden vermutlich häufiger. Das bedeutet, dass das traditionelle Regenfass nicht mehr reicht. Wer für die Zukunft gerüstet sein will, braucht einen Tank. Der Winter ist eine gute Gelegenheit, ihn zu installieren. Bewässerungen können da und dort ebenfalls ein Thema sein, schliesslich werden vom Kannenschleppen nicht nur die Handgelenke müde. Für Gärten mit Wasseranschluss eignen sich z. B. Perlschläuche. Diese können recht flexibel verlegt werden. Im Gegensatz zur Tropfbewässerung werden damit nicht nur einzelne Pflanzen mit Wasser versorgt, sondern man kann mit ihnen auch flächig bewässern.
Einen Perlschlauch schliesst man einfach an den Wasserhahn an. Es gibt sogar Zeitschaltuhren dazu. Für Balkone oder Gewächshäuser ohne Anschluss an den Wasserhahn sind mechanische Bewässerungssysteme verfügbar. Neben sündhaft teuren Markenprodukten sind auch bezahlbare Systeme auf dem Markt, bei denen sich die Wassermenge nach der Bodenfeuchtigkeit richtet. Eines dieser Systeme heisst Beta-8 und funktioniert ganz simpel mit Quellhölzern: Ist der Boden feucht, quillt das Holz auf und klemmt die Wasserleitung zur Pflanze ab. Ist der Boden trocken, schrumpft das Holz und das Wasser fliesst. Es muss nicht immer Hightech sein.
Schattenspender integrieren
Doch Wasser ist nicht alles. In heissen Sommern wäre manche Pflanze froh um Schatten. In warmen Lagen kommt es bereits heute teilweise zu Pflanzenschäden durch Überhitzung. Viele Pflanzen schmachten dahin. Ein Blätterdach oder eine Blätterwand mit Kletterpflanzen lässt im Frühling die Sonne durch, gibt im Hochsommer Schatten, leitet den Regen ab und lässt sich im Herbst einfach räumen. Wenn für die Bepflanzung auch noch eine Gemüseart verwendet wird, liefert der Schattenspender Ende Jahr sogar noch eine Ernte. Warum die Kürbisse, die man bisher immer nur am Boden entlang wachsen liess, nicht einmal in die Höhe ranken lassen?
In warmen Lagen kann sich sogar der Anbau von tropischen Gewächsen wie Chayote lohnen. Diese Pflanze wuchert jedes Rankgitter zu, und man kann sie wunderbar in die Höhe ziehen. Wenn sie gut mit Nährstoffen versorgt ist, liefert sie im Herbst eine reiche Ernte an kürbisähnlichen Früchten. Der Anbau ist relativ problemlos, man muss nur früh im Jahr damit beginnen. Pflanzgut ist in der Schweiz zwar keines erhältlich, aber das ist auch nicht nötig, denn man kann die Früchte in grösseren Asialäden oder der Delikatessenabteilung vom Globus kaufen. Mehr als ein, zwei Früchte braucht man nicht. Chayote ist lebend gebärend, sie keimt aus der Frucht heraus. Wer testen möchten, ob diese Kultur etwas für ihn wäre, kauft ein paar Exemplare und kocht damit. Dann merkt man schnell, ob sie zur eigenen Küche passt.
Länger gärtnern
Was uns heute exotisch vorkommt, ist in 20 Jahren vielleicht schon Standard. Zucchetti hat meine Mutter vor 50 Jahren zum ersten Mal angebaut. Diese waren damals ganz neu auf dem Markt. Heute sind Zucchetti aus unseren Gärten und Küchen nicht mehr wegzudenken. Das zeigt, wie anpassungsfähig Gärtnerinnen sind. Der Klimawandel hat zudem noch einen Vorteil: Die Vegetationszeit wird länger. Schon heute findet der Wintereinbruch später statt, und der Frühling beginnt früher. Deshalb kann man vermehrt Gemüse noch spät im Herbst oder sogar über Winter anbauen.
Blumenkohl und Brokkoli, Krautstiel und Kabis, Rüebli und Randen lassen sich tatsächlich noch im September säen bzw. pflanzen. Sie versorgen uns dann schon sehr früh im Jahr mit frischem Gemüse. Frühkartoffeln kann man nicht nur im März, sondern als "Spätkartoffeln" auch noch im August stecken. Sie liefern dann gartenfrische Kartoffeln fürs Raclette. Am besten nimmt man sich vor, einmal mit den Saatzeitpunkten zu experimentieren. Man kann dabei eigentlich nur gewinnen und kaum etwas verlieren. Im schlimmsten Fall läuft der Samen nicht auf, im besten Fall wird man mit einer sehr frühen Ernte belohnt.
So weit, so gut. Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Wir werden mit immer neuen Schädlingen und Krankheiten konfrontiert. Dagegen können wir uns kaum vorbereiten. Vielleicht wird die Spanische Wegschnecke rar werden, in den letzten zwei Jahren haben die Bestände bereits spürbar abgenommen. Aber Zikaden, Baumwanzen und andere Schädlinge werden uns herausfordern. Nehmen wir es sportlich und versuchen das Gute daran zu sehen: Es wird uns sicher nicht langweilig werden.