Man könnte meinen, wärmeliebende Gemüsearten wie Tomaten, Peperoni oder Gurken kämen mit Hitze und Trockenheit besser klar, als Rüebli und Co. Doch das stimmt nur zum Teil und nur bei einigen Pflanzen. 

So wird es richtig scharf

Bei Peperoncinis bzw. Chilis kurbelt ein Wassermangel die Produktion des Abwehrstoffes Capsaicin an. Das ist der Stoff, der für die Schärfe verantwortlich ist. Weil gleichzeitig auch noch der Wassergehalt in der Frucht sinkt, wirken Chili – zumindest bei Frischgenuss – nach Trockenheitsstress noch schärfer. Wer seine Chilipflanzen nicht übermässig stressen will, giesst sie darum am besten regelmässig. Wer es hingegen lieber schärfer als nur scharf hat, kann schon mal mit Wasser geizen. Das Aroma tritt dann jedoch in den Hintergrund, weil die Schärfe alles übertüncht. 

Auch auf starke Sonneneinstrahlung reagiert Chili mit vermehrter Produktion von Capsaicin. Deshalb sind Früchte, die im Schatten oder Halbschatten reif wurden, deutlich weniger scharf, als solche, die an sonnenexponierten Stellen wuchsen. Das gilt sogar für Früchte von ein- und derselben Pflanze, die gleichzeitig reif sind: Die beschatteten Exemplare sind weniger scharf als diejenigen, die viel Sonne abbekommen haben. Wer Chilis im Topf kultiviert, sollte diesen regelmässig ein wenig in die gleiche Richtung weiterdrehen. Wenn bis zur Reife alle Früchte gleich viel Sonnenlicht erhalten, sollten sie später auch einigermassen gleichmässig scharf sein. Das erleichtert die Dosierung beim Kochen und erspart einem manche "feurigschmeckende" Überraschung.

 

Gartenwissen

Eveline Dudda (www.spriessbuerger.ch) teilt ihr Gartenwissen abwechslungsweise jeden Monat in der BauernZeitung und im Magazin FrauenLand.

 

Für Aroma sparsam giessen 

Wer viel giesst, kann damit bei Tomaten zwar den Ertrag erhöhen, allerdings geht das zulasten des Aromas. Das volle Aroma entwickeln Tomaten erst, wenn sie nur knapp gegossen werden. Das gilt vor allem gegen Ende des Jahres. Im Herbst bilden Tomaten wegen der nachlassenden Lichtintensität und den sinkenden Temperaturen immer weniger Aromastoffe aus. Deshalb sollte man sie gegen Saisonende umso weniger giessen, je kühler es ist. Sonst wird nur das Aroma "verdünnt".

Vor dem Entspitzen und dem Entfernen der unteren Blätter sollte die Wassermenge ebenfalls reduziert werden, weil sonst die Früchte oft platzen. Viele Tomatenliebhaber empfehlen Tomaten ohnehin erst dann zu giessen, wenn diese den Kopf hängen lassen. Ganz so weit sollte man aber nicht immer gehen, denn Trockenheitsstress kann auch dazu führen, dass gewisse Nährstoffe nicht mehr aufgenommen werden können. 

Ein dauerhaft zu trocken gehaltener Boden ist der Blütenendfäule förderlich. Blütenendfäule entsteht, wenn die Pflanzen nicht genügend Kalzium aus dem Boden aufnehmen können. Weil Kalzium ein schwer löslicher Nährstoff ist, braucht es offenbar auch genügend Wasser, um ihn in die Früchte zu befördern. Die Blütenendfäule kommt nicht zuletzt deswegen im Gewächshaus häufiger vor als im Freiland. Stark wachsende Tomatensorten sind dabei besonders gefährdet. 

Tomaten mögen keine Hitze

Aber alles in allem können Tomaten mit Trockenheit recht gut umgehen. Was sie weniger schätzen, ist Hitze. Am liebsten hätten sie Temperaturen um 25 Grad. Wenn es heisser ist, bilden viele Tomatensorten Grün- oder Gelbkragen aus. Bei diesem Krankheitsbild entwickelt sich um den Stielansatz herum ein gelblicher oder grüner Bereich mit unreifem Fruchtfleisch. Dieses Fruchtfleisch ist hart und ungeniessbar. Wenn man den Kragen wegschneidet, kann man die Früchte trotzdem noch essen. 

Ob der Kragen grün oder gelb wird, hängt nur von der Sorte ab. Früchte, die in der vollen Sonne hängen, sind stärker betroffen, als Tomaten, die im Schatten stehen und denselben Temperaturen ausgesetzt sind. Kritisch sind aber nicht nur Temperaturen über 30 Grad. Auch Temperaturschwankungen scheinen zu dieser Stoffwechselkrankheit beizutragen. 

Es braucht genügend Luft

Gegen Hitze anzugehen ist deutlich schwieriger als gegen Trockenheit. Wenn die Tomaten im Gewächshaus angebaut werden, ist es deshalb sehr wichtig, dieses gut zu lüften. Schattieren hilft ebenfalls. 

Oft kommt es nur deshalb zu einem Hitzestau, weil die Pflanzen zu dicht stehen und keine Luft zwischen ihnen zirkulieren kann. In diesem Fall sollte man überlegen, ob es nicht besser wäre, die eine oder andere Pflanze zu entfernen, damit die restlichen mehr Luft haben und gesund bleiben. So hat zu einem späteren Zeitpunkt auch die Krautfäule nicht so ein leichtes Spiel. 

Gurken verdunsten mit ihren grossen Blättern sehr viel Flüssigkeit. Deshalb leiden sie rasch unter Trockenheit. Auf extreme Trockenheit, stark schwankende Wasserversorgung oder auch zu kaltes Giesswasser reagieren sie, indem sie bitter werden. Es kommt bei ihnen nicht nur auf die Wassermenge, sondern auch auf die Wassertemperatur an. Gurken sind im wahrsten Sinne des Wortes Warmduscher. Ist die Luft sehr trocken, werden sie schnell von Spinnmilben befallen. Dem kann man vorbeugen, indem man sie regelmässige mit warmem (!) Wasser besprüht. Am besten im Laufe des Tages, es muss ja nicht gerade in der grössten Mittagshitze sein. Aber Achtung, besprühen mit kaltem Wasser bewirkt das Gegenteil: Es macht die Pflanzen krankheitsanfällig.