Seit dem Beschluss des Bundesrates, den Präsenzunterricht und alle Veranstaltungen bis auf Weiteres zu verbieten, wurde das Inforama in all seinen Tätigkeiten und Aufgabengebieten auf nie dagewesene Art gefordert. Das Bildungsangebot musste innert kürzester Zeit, teilweise innert zwei Arbeitstagen, auf Fernunterricht umgestellt werden. Dies wurde unter Nutzung vielfältiger digitaler Kanäle realisiert.

Fernunterricht war nicht ganz neu

Die berufliche Grundbildung setzt sich aus verschiedenen Berufen auf Attest- und EFZ-Niveau zusammen. Bei den Pferdefachleuten war die digitale Transformation schon vor den Corona-Beschlüssen am weitesten fortgeschritten. Auch bei den Landwirtschaftsklassen war sehr hilfreich, dass die Arbeit am Computer schon längst eingeübt und erprobt war. Die «Vorarbeit» im Unterricht der Allgemeinbildung trug daher gute Früchte und der Fernunterricht wurde auf unterschiedlichste Weise durchgeführt: Aufträge wurden erteilt, Konferenzen abgehalten, und einzelne Lernende individuell kontaktiert.

Zu viele Zugriffe – Plattform stützt ab

Was passiert, wenn in der Schweiz plötzlich Tausende von Lernenden gleichzeitig auf eine Lernplattform zugreifen? Erst kommt die Überlastung, dann der Kollaps. Die Lernplattform stürzte aufgrund enorm vieler Zugriffe wiederholt ab und war zeitweise nicht verfügbar. Und dann? Dann wird eine zusätzliche Portion Flexibilität der Lehrpersonen und Lernenden nötig. Auch das wurde gemeistert und mit Alternativen umschifft. Da im Krisenmodus schnell und unkompliziert gehandelt wurde, konnten die unterschiedlichsten Programme getestet werden: Versuche mit Skype, Teams oder Zoom schossen wie Pilze aus dem Boden. Diese werden noch immer eingesetzt.

So sieht der Unterricht am Bildschirm aus

Das Berufsbildungsamt hat unbürokratisch Geld für die Unterstützung von Lehrpersonen gesprochen. Dadurch konnten mehrere Begleitpersonen beratend zur Seite stehen, über neue Möglichkeiten informieren und gezielt helfen. Wie kann man sich eine Besprechung über Zoom vorstellen? Die Lehrperson verschickt einen Link mit einer Zeitangabe zum Unterrichtsbeginn. Die Lernenden verbinden sich via Klick auf den Link und sind über die Bildschirmkamera, Mikrofon und Kopfhörer mit der Lehrperson und den Klassenkollegen verbunden. Jeder sieht jeden. Nun kann die Lehrerin Bilder über Schädlinge, Gräser oder Tierrassen zeigen und einzelne Lernende befragen oder selber Inhalte vermitteln.

Der Lehrer steht virtuell im Wohnzimmer

Ein Lehrer stellte am ersten Tag fest, dass hinter dem Bürostuhl des Schülers die ganze Lehrmeisterfamilie inklusive Kleinkinder stand, die beobachten wollte, wie Fernunterricht am Computer abläuft. Daraufhin sagte er ihm als Scherz, dass die Zimmerpflanze im Hintergrund ja am Verwelken sei. Dann konnte er hören, wie der Mann zu seiner Frau sagte: «Muesch de Pflanze ä chli Wasser gäh, de Pflanzeboulehrer seit, sy sig am vertröchne». Bereits jetzt ist klar, dass diese akute Situation viel Kreatives, Innovatives und einen grossen Schub in Richtung Digitalisierung mit sich brachte. Alle Beteiligten zeigten unglaubliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Und besonders anzumerken ist, dass sehr solidarisch miteinander umgegangen wurde. Die gegenseitige Unterstützung der Mitarbeitenden war und ist eindrücklich.

Eine Fühlprobe geht nicht digital

Wir sind aber auch an Grenzen gestossen und stellen fest, dass der Kontakt, der direkte Austausch untereinander fehlt. Lernen ist ein sozialer Prozess. Die Interaktionen einer Schulklasse sind wichtig für die Verankerung von Wissen und auch für das Wohlbefinden der Lernenden. Zudem gibt es Inhalte, die sich für Fernunterricht wenig eignen. Man stelle sich beispielsweise vor, wie digital eine Fühlprobe zur Bestimmung der Bodenart oder der Obstschnitt geübt werden sollen.

Nach den ersten Wochen haben Lehrpersonen zurückgemeldet, dass es sich anfühle, wie ein erstes Jahr als Lehrerin oder Lehrer: aufwendig aber mit grossem Gewinn an Erfahrungen. Nun werden in allen Klassen Erfahrungen gesammelt, und notiert. Dann gilt es, sie zu sichten und im Sinn von «prüfet alles, das Gute behaltet» das Beste davon auch nach Corona weiterhin einzusetzen.