So traurig die Situation ist, es sei auch sehr spannend, heisst es von Seite der Bäuerinnenschulen. Es wird mit neuen Online-Tools, Videos und Chats gearbeitet. Man habe in kürzester Zeit riesige Fortschritte mit digitalem Schulunterricht gemacht.

Virtuelle Abschlussausstellung

Damit hat es sich mit den Gemeinsamkeiten, wie die ausserordentliche Situation gemeistert wird. «Das hat damit zu tun, dass jede Schule an einem anderen Punkt im Schuljahr steckt», erklärt Regula Gygax, Vorstandsmitglied der Bildungskonferenz Bäuerin (BKB), einem Gremium aller Bäuerinnenschulen, auf Anfrage. Gygax, selber Leiterin der Bäuerinnenschule Wallierhof SO, hat momentan keine laufenden Module. «Wir hoffen immer noch, dass wir bald nach den Osterferien mit einer neuen Klasse starten können.» Die Abschlussausstellung anfangs März fand virtuell auf der Facebook-Seite des Wallierhofs statt.

Um einen Überblick über mögliche Lösungen und Probleme zu gewinnen, hat die BKB eine Umfrage bei den Schulen gemacht und stell die Antworten allen zu. «So können sich Schulleiterinnen, die ähnliche Situationen haben, untereinander austauschen», meint Regula Gygax.

Vollzeitkurs abgebrochen

Während die theoretischen Fächer sehr gut via Fernunterricht vermittelt werden können, sind die Praxisfächer eine Knacknuss. «Diese sind durch Üben und Anwenden der Mehrwert unserer Ausbildung», sagt Johanna Schaufelberger, Leiterin Bäuerinnenschule Strickhof. Ihre Institution hat darum den Vollzeitkurs in der fünften von insgesamt 20 Wochen abgebrochen.

«Wir sind uns bewusst, dass das hart ist für die Teilnehmerinnen.» Der Aufwand wäre immens gewesen, fünf Tage die Woche die Frauen mit Material für den Fernunterricht zu versorgen. Man animiere sie jedoch dazu, die Praxiszeit jetzt vorzuholen. «Zurzeit wird auf den Höfen Personal gesucht.» Die Kurskosten wurden vollumfänglich rückerstattet, und ein Platz (vollzeit oder berufsbegleitend) ist den Frauen zugesichert.

In den berufsbegleitenden Kursen werden die theoretischen Fächer am Strickhof seit letzter Woche im Fernstudium, mit Coaching durch die Lehrperson, unterrichtet. Fehlender Praxisunterricht wird in den Sommerferien nachgeholt werden.

 

Berufsprüfung Bäuerin FA

In der Woche vom 20. bis 24 April wollen 121 Frauen ihre Berufsprüfung Bäuerin mit Fachausweis ablegen. Gemäss Jeanette Zürcher-Egloff, Bildungsverantwortliche beim SBLV, finden die Prüfungen (Stand 31. März) statt. «Die bereits angesagten Prüfungen dürfen trotz Coronavirus durchgeführt werden. Natürlich unter Einhaltung der Hygienerichtlinien des Bundesamts für Gesundheit.» Die Experten und Absolventinnen hielten sich auf jeden Fall bereit und seien vorbereitet.

Ob die Prüfungen aber wirklich durchgeführt werden können, müsse noch mit dem Strickhof geklärt werden. Dort finden die Prüfungen dieses Jahr statt. «Es hängt auch von künftigen Weisungen des Bundesrats ab», ergänzt Zürcher-Egloff.  

Aktuelle Informationen:
www.landfrauen.ch

 

Qualität muss gewährt sein

Auch am Inforama organisiert man Lerninhalte um. Vor allem mit dem laufenden Vollzeitkurs sei man gefordert. Hier ist man bereits in der Woche elf von 18. «40 Wochenlektionen plötzlich auf Fernunterricht umzustellen, ist für alle eine grosse Herausforderung», sagt Barbara Thörnblad Gross, Zuständige für die Bildung Bäuerin am Inforama. «Nebst sehr positiven Rückmeldungen erwähnen die Kursteilnehmerinnen auch, dass sie den Austausch untereinander vermissen.»

Man überlege sich permanent, was alles möglich sei, damit die Lernziele erreicht werden könnten. Barbara Thörnblad Gross steht in dieser Frage mit dem Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) im Kontakt. Dort werde betont, dass sowohl Lernziele wie Modulprüfungen Sache des Verbands seien, die Umsetzung hingegen in der Verantwortung der Schulen. «Wie gross der Spielraum ist bezüglich den unterschiedlichen Prüfungsformen, ist noch unklar. Wie soll praktisch geprüft werden, wenn der praktische Unterricht grösstenteils wegfällt?»

Dass man keine Abstriche in der Qualität der Ausbildung machen könne, bestätigt Jeanette Züricher-Egloff, Bildungsverantwortliche beim SBLV. «Nun sind innovative Lösungen gesucht, und ich bin überzeugt, die Schulen haben diese.» Das leuchtet ein, denn in den nächsten sechs bis acht Jahren würde es ansonsten an der Berufsprüfung Bäuerin Absolventinnen aus Corona-Lehrgängen und aus normalen Lehrgängen geben. Eine unterschiedliche Behandlung könne man da nicht machen.

Einen Abschluss finden         

An der Bäuerinnenschule Gurtnellen packten die Schülerinnen vor zwei Wochen ihre Koffer. Die Institution führt einmal im Jahr einen Vollzeitkurs durch. Zurzeit ist man zirka in der Mitte des Lehrgangs. «Falls sich die Situation bis nach den Osterferien bessert, schaffen wir den Stoff wie gewohnt. Ansonsten muss ich abbrechen», sagt Leiterin Alexandra  Fux. Sie schaue vorzu. «Die Abschlussausstellung findet leider nicht statt. Wir müssen eine andere Art fürs Abschliessen finden.»

Genauere Informationen findet man auf den Websites der einzelnen Institutionen.

 

Prüfungen Landwirt/in

Zur Art der Durchführung der Abschlussprüfungen für das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) und der Qualifikationsverfahren lässt sich im Moment nichts Konkretes sagen. Ziel ist: Die Lernenden sollen trotz Coronavirus wie in den Vorjahren ihren Lehrabschluss mit einem EFZ oder einem eidgenössischen Berufsattest realisieren können. Die Arbeiten für ein national abgestimmtes und auf die gegebenen Umstände angepasstes Verfahren laufen auf Hochtouren. Am 9. April wird ein Entscheid auf Bundesebene erwartet. Die an der Ausbildung im Berufsfeld Landwirtschaft beteiligten Organisationen werden am 14. April über den Ablauf der Prüfungen entscheiden. 

Weitere Infos beim Schweizer Bauernverband