Auf dem Tisch liegt ein grosser Haufen heller, flauschiger Schafwolle. Nach mehreren Stunden Zupfen, Drücken, Reiben, Einseifen und Rollen wird daraus ein gefilztes Sitzkissen geworden sein. Zuweilen lösen die Bewegungen bei der Filzerin  fast etwas Meditatives aus, zum Beispiel beim Reiben oder Rollen. Doch über weite Strecken ist Filzen einfach Fleissarbeit, benötigt Geduld und Kraft in den Armen und Händen.

 

Hier dreht sich alles ums Filzen

Bei der Filzszene Schweiz dreht sich alles ums Thema Filzen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung des Filzhandwerks in der Schweiz zu fördern und das Handwerk in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Er macht dies einerseits mit Ausstellungen, andererseits durch fundierte Aus- und Weiterbildungsangebote. 

Ein kompletter Filzlehrgang wird modular als Filzbaukasten angeboten. Neulinge können sich so das Grundwissen mittels Basismodulen aneignen und dieses, je nach Interesse, in den Aufbaumodulen vertiefen. Für erfahrene Filzerinnen sind die Aufbaumodule ebenfalls interessant, wenn sie sich zu einem bestimmten Thema noch mehr Wissen aneignen möchten. 

Infos zum Ausbildungsangebot: www.filzszene.ch

 

Schuppen verzahnen sich

Damit aus Wolle ein Stück Filz wird, braucht es Wasser, Wärme und Bewegung. Die losen, langen Wollfasern haben eine schuppige Oberfläche. Würde man sie unter dem Mikroskop betrachten, sähe es fast wie bei einem Tannzapfen aus. Im Verarbeitungsprozess werden die Fasern zusammengeschoben, miteinander verzahnt und verdichtet. Durch warmes Wasser quillt die Wolle zusätzlich auf, d. h. die Schuppen spreizen sich weiter ab und somit verzahnen sich die Fasern noch besser.

Gutes Vorstellungsvermögen

Flächen sind relativ einfach zu filzen, schwieriger wird es, wenn man etwas an- oder zusammensetzen will, wie zum Beispiel einen Bändel an das Sitzkissen. Da braucht es Tricks und Kniffs und einmal mehr Geduld. 

Durch die Bearbeitung schrumpf das Material. Beim letzten Bearbeitungsschritt, dem Rollen oder auch Walken genannt, staunt man nicht schlecht, wie es mit jedem Durchgang weniger Zentimeter werden. Man muss also genügend Schrumpfreserven einberechnen und braucht sowieso ein gutes Vorstellungsvermögen. Denn gefilzt wird nicht nur eindimensional. Geübte Filzerinnen können Schuhe, Handpuppen, ja ganze Kleider filzen; alles ganz ohne Nähte verseht sich.