Er zieht, sie hämmert. Maria und Alois Diethelm aus Sattel SZ produzieren eine Holzleiter. Das Paar arbeitet eingespielt, jeder Arbeitsschritt sitzt. Vor 50 Jahren konnten sie das Leiterngeschäft von jemandem aus dem Dorf übernehmen. Diethelm wollte als junger Landwirt nicht auswärts arbeiten, so kam ihm diese Arbeit gelegen. «Wir hatten Tiere, die kann man nicht alleine lassen.» 

Leitern machen ist Teamwork

Unweit des Hofs, den nun der Junior bewirtschaftet, steht ein gedrungenes Gebäude aus Holz.  Maria und Alois Diethelm haben soeben mit dem Montieren des zweiten Holmens begonnen. Der erste ist bereits mit Sprossen bestückt. Der zweite liegt vorgelocht bereit. Die Profis beginnen am unteren Leiternende. Mit einem Hammer wird die erste Sprosse ins Loch gehämmert. Nachher zieht Alois Diethelm mit einer überdimensionalen Rätsche die Holmen zusammen. Seine Frau lenkt dabei mit gekonnten, leichten Hammerschlägen die Sprossen in die Löcher. 

Das Paar arbeitet sich Leiter aufwärts. Er mit der Rätsche, sie mit dem Hammer. Die Rätsche haben Diethelms vom Vorgänger übernommen. Sie ist eine ­Eigenkreation, wie andere Gerätschaften auch, und wurde schon zigfach wieder zusammengeschweisst.

 

So wird es eine gute Holzleiter

Alois Diethelm erzählt mit Begeisterung, wie man
Holzleitern produziert: «Immer wieder kommt jemand zu mir und fragt, wie man das macht.» Er erkläre dann Schritt für Schritt, wie es gehe. «Die Leute sind jedoch erstaunt, wenn die eigene Leiter nicht so wird, wie diejenigen, die ich produziere. Es braucht halt schon etwas Übung», entgegnet der Profi.

Material

  • Die Holmen sind aus feinjährigem Fichtenholzstangen mit wenig Ästen. Das bedeutet: Die Jahrringe liegen nahe beieinander und das Holz hat wenig Schwachstellen. Die Stangen werden der Länge nach aufgetrennt und dann zirka ein Jahr lang gelagert.
  • Die Sprossen sind aus ­Akazien- oder Ulmenholz. 
  • Die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der ­Landwirtschaft empfiehlt Eisenspitzen am Leiternende, damit sie besser steht.

Masse

  • Die Länge erfolgt nach Kunden-Wunsch. Eine durchschnittliche Baumleiter ist um die 8 Meter lang. 
  • Die Sprossen dieser Durchschnittsleiter messen zirka 38 Zentimeter in der Breite und sind im Abstand von 28 Zentimetern angebracht.
  • Leitern verjüngen sich gegen oben, sind also unten breiter als am oberen Ende: ungefähr minus vier Zentimeter. 
  • Die Holmen verjüngen sich ebenfalls gegen oben. Das vermindert das Gewicht und das Stellen geht leichter. 
  • Leitern für die Region Zentralschweiz sind in der Regel sechs Zentimeter schmaler als solche für die Nordwestschweiz. 

Sprossen

  • Es gibt rechteckige und runde. Beim Produzieren werden dafür Bretter in Querrichtung in Streifen geschnitten. 
  • Die runden sind in den Holm gesteckt und bequemer zum Draufstehen. 
  • Die rechteckigen sind geleimt und genagelt, dadurch sind sie stabiler. Deshalb ist die erste Sprosse immer rechteckig. 
  • Einige Leitern bestehen nur aus rechteckigen Sprossen, andere wiederum haben runde und eckige. 
  • Den Abschluss bilden immer rechteckige Sprossen, da die Holmen im oberen Bereich durch die grösseren Löcher der runden Sprossen ausreissen könnten.

Gewicht

  • Eine Leiter mit 30 Sprossen (zirka 8 Meter lang) wiegt ungefähr 20 Kilogramm.

Preis 

  • Wird pro Sprosse berechnet. 
  • Bei den schmaleren Leitern sind das 8 Franken pro Sprosse ohne Eisenspitzen. 
  • Bei den breiteren sind es
    11 Franken pro Sprosse mit Eisenspitze. 
  • Das ergibt einen Preis für eine Leiter mit 30 Sprossen von 240 respektive
    330 Franken. Bei abgelegen oder schwer erreichbaren Orten gibt es einen Lieferzuschlag

Eine gute Leiter ...

  • ... ist aus gutem Holz (siehe Material), gerade und macht keine Spriessen. 
  • ... wird im Sommer nicht heiss und im Winter frieren die Finger nicht an. 
  • ... kann bis zu 50 Jahre halten, wenn man Sorge zu ihr trägt.

40 bis 50 Stück pro Jahr

Stolz zeigen Maria und Alois Diethelm ihr Lager mit fertigen Leitern. Diese werden bei Hochstammbäumen eingesetzt und sind folglich sehr lang. Die längste, die Diethelms jemals produzierten, war eine mit 58 Sprossen und über 15 Meter lang.

«Es gibt glaubs nicht mehr viele Leiternproduzenten in der Schweiz. Ich kenne nur die Gublerleiter in der Ostschweiz», meint Alois Diethelm. Die Nachfrage nach Holzleitern beträgt bei ihm pro Jahr 40 bis 50 Stück. Meist sind es Stammkunden oder Leute, die am Markt in Sissach BL oder an der Breitenhoftagung auf ihn aufmerksam werden, die bestellen. 

Gekonnt trennt Maria Diethelm mit einer Motorsäge übersehende Sprossenenden ab. Mit einer Hobelmaschine bringt Alois Diethelm die Leiter in Form. Nachher greift er zum Handhobel, damit hat er ein bessereres Gefühl, als mit der Maschine. Er hobelt und sie macht mit einer Maschine den Feinschliff. 

 

Sicherheit und Leiter

Immer wieder verunfallen Personen im Umgang mit Leitern, zum Teil sogar tödlich. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) hat dazu ein Merkblatt herausgegeben. Ein paar Tipp daraus.

Vor dem ersten Einsatz in der Saison den Zustand der Leiter wir folgt prüfen:

  • Visuelle Prüfung auf Beschädigungen. Wenn nötig kaputte Sprossen auswechseln, raue Stellen abschleifen.
  • Leiter liegend in der Mitte mit 70 Kilogramm belasten.
  • Jede Sprosse mit dem ganzen Körpergewicht belasten.
  • Sind die Metallspitzen korrekt befestigt?

Es lohnt sich, wenn man Leitern am Baum festbindet. Deshalb sollte jede mit Klemmgurten, Stricken oder Lederriemen ausgestattet sein.

Gurte für die Pflücker sind eine gute Investition und steigern nebst der Sicherheit zusätzlich die Pflückleistung.

Starke Schuhe mit rutschhemmender Sohle geben besseren Halt, und die Füsse ermüden erst noch weniger.

Ausserdem: die Leiter gerade und vor Witterung geschützt aufbewahren.