Es ist ein wunderschöner Skitag – strahlende Sonne und griffiger Schnee und dazu Ferienzeit. Vor der Hasler-Bar am Betelberg an der Lenk BE stehen wenige Personen in kleinen Gruppen herum und essen eine Portion Frites oder eine Rüebli-Orangen-Suppe. «An so einem Tag hätten wir normalerweise gegen die 400 Personen auf der Terrasse», sagt Niklaus Walker, Inhaber der Hasler-Bar.
70 Prozent weniger Umsatz
Wegen den Corona-Massnahmen darf die Hasler-Bar momentan nur Take-away anbieten. «Im Dezember und Januar machten wir, auch wegen des schlechten Wetters, 70 Prozent weniger Umsatz als in normalen Jahren», sagt Niklaus Walker. Im Februar habe er es nun bereits auf 40 Prozent geschafft. Aber er wolle hier nicht als «Jammeri» in der Zeitung erscheinen.
Mit der richtigen Strategie sei er «mit einem blauen Auge davongekommen», sagt Walker. Zugute kommt ihm, dass er Eigentümer des Restaurants ist und somit tiefe Dauerkosten hat.
Personal minimiert
Zudem hat er das Personal minimiert. Aktuell sind fünf Personen in der Hasler-Bar fest angestellt. Diese versucht Niklaus Walker so gleichmässig wie möglich einzusetzen. Und den Rest der Zeit erhalten sie Kurzarbeitsentschädigung vom Bund.
Die sechs Aushilfen, die jeweils sonst noch im Restaurant mithelfen, können heuer nie arbeiten kommen. Aber sie seien zum Glück auch nicht auf dieses Geld angewiesen, sagt Walker.
Aussentische wären besser
Ihn stört am meisten, dass nicht in allen Kantonen die gleichen Regeln gelten für das Gastgewerbe. So dürfen in einigen Kantonen draussen Tische aufgestellt werden für Take-away-Gäste und in Bern nicht.
«Mit Tischen könnte ich die Gäste viel besser kontrollieren und die Mindestabstände gewährleisten», sagt Walker. Mit der aktuellen Regelung sei dies eine schwierige Aufgabe. «Oft essen die Leute auf den Abfallkübeln. Das ist doch viel unhygienischer, als wenn sie an einem Tisch sitzen dürften», meint Walker kopfschüttelnd.
Bar steht direkt neben Alphütte
Niklaus Walker hat die Hasler-Bar 2014 kaufen können, die direkt neben seiner Alphütte steht. Damals war sie noch eine einfache Schirmbar.
Doch bald brachte der Junglandwirt heraus, dass er aus diesem Restaurant mehr machen könnte, wenn man etwas Richtiges bauen könnte. So klärte er beim Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) und dem Amt für Landwirtschaft und Natur (Lanat) ab, dass er einen Holzbau bauen darf mit landwirtschaftlich-touristischer Nutzung. Entstanden ist 2016 ein lichtdurchflutetes Holzhaus im Chalet-Stil mit 120 Innen- und 350 Aussenplätzen. Landwirtschaftlich nutzt er die Gastroküche jeweils, um seinen Alpkäse zu produzieren.
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Die 2016 erbaute Hasler-Bar (links) steht direkt neben dem Alpstall von Familie Walker am Betelberg an der Lenk im Simmental.
Ein weiteres Element zeigt die Verbindung zur Landwirtschaft auf, nämlich die vielen grossen Treicheln, die im Innenbereich der Hasler-Bar aufgehängt sind. Diese tragen Walkers Kühe tatsächlich beim Alpauftrieb im Sommer.
Alpbetrieb im Sommer
Im Sommer geht Niklaus Walker nämlich neben der Hasler-Bar auf die Alp. Dort besetzt er 60 Kuhrechte, wobei 40 davon laktierende Milchkühe sind und einige Galtkühe. Auf der Alp produziert Niklaus Walker, gemeinsam mit seinen Eltern Ruth und Hans, 7,5 Tonnen Berner Alpkäse AOC und Gletscherbach-Raclette.
Wobei Niklaus' Eltern ganzjährig im Betrieb angestellt sind. Den grössten Teil des Käses vermarktet Walker über einen Händler und etwa 1,5 Tonnen direkt, vor allem in der Hasler-Bar.
Das ganze Jahr auf dem Berg
Eigentlich ist Walker das ganze Jahr hier oben im Hasler. Im Sommer geht er jeweils nach dem Melken und Käsen auf den Talbetrieb, um dort zu heuen und sonstige Arbeiten zu erledigen, während seine Eltern den Käse pflegen und zu den Tieren schauen. Je nachdem, ob er auf der Alp einen Weg oder Zaun instand hält oder im Tal arbeitet, schläft er oben oder unten. «Oft komme ich auch abends noch hoch, weil ich zu Hause nichts mehr zu Essen habe», meint Walker grinsend.
Neuen Laufstall gebaut
Im Winter ist dann die Arbeitsaufteilung wieder ähnlich. Dann melkt Niklaus am Morgen, macht das Herdenmanagement und besamt allfällige Kühe und geht danach in die Hasler-Bar bis Feierabend. Am Abend melken die Eltern und versorgen die Tiere während des Tages. Letzten Sommer hat Niklaus Walker noch einen neuen Laufstall für seine Kühe gebaut. Es ist ein Boxenlaufstall mit einem Zehner-Side-by-Side-Melkstand.
Einkommen ist wichtig für die Finanzierung der Investitionen
Die Alphütte, welche Niklaus Walker 2018 neu gebaut hat, vermietet er im Winter wochenweise an Feriengäste. Der Junglandwirt hat in all seinen kürzlichen Bauprojekten grosse Investitionen getätigt. Daher ist er nun umso mehr darauf angewiesen, dass die Hasler-Bar gut läuft. «Ich hoffe, dass wir im März zumindest die Terrasse richtig öffnen können und das Wetter auch gut bleibt», sagt Walker.