Die Obstkulturen sind weit voraus. Othmar Eicher vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg schätzt den Vorsprung bei den Äpfeln auf 17 bis 19 Tage gegenüber dem Vorjahr; die Früchte seien zum jetzigen Zeitpunkt rund 5 Millimeter grösser. Auf dem Loorhof von Familie Suter in Lupfig informierten er und Lisa Burger die Aargauer Obstbauern über aktuelle Pflege- und Pflanzenschutzmassnahmen.
Potenzial für Feuerbrand
Es sehe anders aus als im Vorjahr, kommentierte Lisa Burger das Feuerbrandpotenzial. Das sind keine guten Nachrichten, denn 2019 hatte es kaum Infektionen gegeben. Während der Kernobstblüte diesen Frühling gab es deutlich mehr Infektionstage als im Vorjahr. Im Aargau ist immerhin noch kein Feuerbrandbefall bekannt, aber aus anderen Kantonen kamen bereits Meldungen.
20 Sorten auf 6 Hektaren
«Es gab einige kalte Nächte diesen Frühling, aber die Frostschäden sind gering», so das Fazit von Andreas Suter bei der Begehung der Obstanlage auf dem Loorhof. Familie Suter produziert auf 6 Hektaren Obst in 20 Sorten, die Hauptsorte ist Gala, gefolgt von Jonagold und Braeburn. Ein zweiter wichtiger Betriebszweig sind die Erdbeeren, die auf dem Betrieb jetzt in der sechsten Erntewoche gegen das Saisonende zugehen. Den grössten Teil von Obst und Früchten verkaufen Suters direkt in ihrem Hofladen.
Im Gegensatz zu den Bienen (Kasten) sind die Blattläuse in den Obstanlagen nicht willkommen. Sie traten heuer häufig auf; von extrem vielen Mehligen und Grünen Apfelblattläusen berichtete auch Andreas Suter. Falls das eingesetzte Pflanzenschutzmittel nicht wirke wie gewünscht, könne das auf Zitronenblattläuse hinweisen, ergänzte Othmar Eicher: Gegen diese wirken nur Neonicotinoide zufriedenstellend.
Wickler, Wanzen, Schorf
Der Apfelwickler flog heuer auf tiefem Niveau, dafür flog der kleine Fruchtwickler gemäss Othmar Eicher so stark wie noch selten. Ein starker Flug bedeute allerdings nicht automatisch grossen Schaden.
Auch die Marmorierte Baumwanze bleibt ein Thema, eine ausserordentliche PSM-Zulassung für ihre Bekämpfung wurde gesprochen. Im Auge behalten müssen die Produzenten zudem den Schorf, erinnerte Eicher. Der Ascosporenflug sei zwar vorbei, dafür steige die Gefahr von Sekundärinfektionen.
Rücksicht auf die Bienen
Ein Thema in Lupfig war auch das Aargauer Ressourcenprojekt «bienenfreundliche Landwirtschaft». Von den anwesenden Obstproduzenten beteiligt sich nur gerade einer an diesem Projekt, Meinrad Suter aus Baden. «Es ist auf jeden Fall machbar», kommentierte er die vorgegebenen Massnahmen.
20 Hektaren und damit 7 Prozent der Obstkulturen sind gemäss Ralf Bucher vom Bauernverband Aargau unter Vertrag. Die Obstproduzenten beteiligen sich damit im Vergleich zu ihren Berufskollegen unterdurchschnittlich am Projekt, obwohl sie doch auf die Bienen angewiesen sind. Wahrscheinlich sei der Grund dafür nicht die Ablehnung des Projekts selber, sondern eher eine generelle Projektmüdigkeit, schätzt Ralf Bucher.
Viele Obstproduzenten achten auch ohne offiziellen Rahmen auf die Bienen. So arbeitet Familie Suter direkt mit einem Imker zusammen. Dieser stellt seine Bienen während der Obstblüte in die Anlage, ansonsten ist er frei in der Standortwahl. Ihm gehören die Bienen, Familie Suter stellt das Material zur Verfügung. Die beiden Parteien berichteten von einem guten Einvernehmen. Der Obstproduzent nimmt Rücksicht, indem er den Zeitpunkt des Pflanzenschutzmitteleinsatzes auf den Bienenflug abstimmt und beim Mulchen ein paar Ecken stehen lässt, als Nahrungsquelle für die Bienen. Der Imker erzählte von einem sensationellen Honigertrag in diesem Jahr. Die Völker hätten gut überwintert und seien gesund.