«Ein neues Gesicht, der gleiche Dialekt», kommentierte Elisabeth Rüttimann ihren ersten Auftritt an einer Frühjahrstagung der Luzerner Bäuerinnen diesen Mittwoch. Die neue Präsidentin begrüsste in Ballwil im Ostschweizer Dialekt wie ihre Vorgängerin Regula Bucheli.

Nein sagen ist wichtig

«Mir imponiert das Netzwerk, das ihr pflegt, da könnten viele andere von euch lernen», sagte der Luzerner Regierungspräsident Guido Graf in seinem Grusswort. Er werde die ganze Tagung über dableiben, das tue ihm gut. Sicher nützt es einem Mann in seiner Position, im rechten Moment Nein sagen zu können, ebenso wie einer Bäuerin. Über dieses Thema sprach die Referentin Heidi Hofer Schweingruber: «Sag nicht Ja, wenn du Nein sagen möchtest.»

«Da führt es hin, wenn man immer Ja sagt.»

Heidi Hofer Schweingruber hatte eine Erschöpfungsdepression.

Denn das kann verheerend sein. Es gehe darum, Grenzen zu ziehen, nicht immer die Liebe und Nette zu sein, sondern eine Persönlichkeit zu werden, sagte sie. Selber stand sie im Ruf, «eine Gäbige» zu sein, stets hilfsbereit und leistungsfähig. Dann hatte sie mit 50 Jahren eine Erschöpfungsdepression. «Da kann es hinführen, wenn man immer Ja sagt.» Der erste Schritt zu einer gesünderen Lebenshaltung sei es, sich selber wahrzunehmen und dann auch für sich einzustehen. Sonst werde frau schnell ein Spielball der anderen.

Bann aus der Kindheit

Oft ist diese Haltung angelernt. «Frauen, die schlecht Nein sagen können, stehen unter einem Bann aus der Kindheit: gehorsam zu sein», sagte die Referentin. Aber selbstlos zu sein, sei gar nicht grundsätzlich positiv – es heisse eigentlich, sich selber zu verlieren, oftmals auch, sich auszubeuten. Das sei definitiv nicht erstrebenswert.

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Ein Tipp von Heidi Hofer Schweingruber: Wer eine klare Aufgabe und ein klares Ziel vor Augen hat, kann sich leichter abgrenzen.

«Ein halbes Nein reicht nicht. Seid deutlich.»

Heidi Hofer Schweingruber plädierte für klare Ansagen.

Und weiter: «Ein halbes Nein reicht nicht. Steht zu dem, was ihr fühlt.» Das heisst, freundlich, aber deutlich zu bleiben: «Es ist nett, dass du mich fragst. Aber nein danke, das mache ich nicht.»

Zwei Persönlichkeiten wurden verabschiedet

Zwei Persönlichkeiten, die wichtige Arbeit für die Luzerner Bäuerinnen geleistet hatten, wurden an der Frühjahrstagung aus der Kommission Bäuerin verabschiedet: Regula Bucheli und Hella Schnider.

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Die ehemalige Präsidentin Regula Bucheli trat noch einmal ans Rednerpult und überreichte ihrer Nachfolgerin Elisabeth Rüttimann das traditionelle Glöcklein zum Einläuten der Sitzungen, dazu weitere wichtige Utensilien wie Traubenzucker, Beruhigungstee und Post-it-Zettel – «damit nichts vergessen geht». Die sichtlich gerührte Regula Bucheli selber war froh über ein Taschentuch angesichts des lang anhaltenden Applauses der Bäuerinnen für sie und Hella Schnider.

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27 Frauen aus dem Kanton Luzern haben im vergangenen Jahr den Fachausweis Bäuerinnen erworben und wurden an der Tagung gewürdigt. Mit Gebäck und Milchkaffee liessen die Bäuerinnen schliesslich den Nachmittag im frühlingshaft dekorierten Saal ausklingen.