Marianne Iberg ging in Liestal zur Schule und absolvierte die Lehre als Post-Betriebsassistentin (1997 wurde der Beruf in «kaufmännische Lehre Post» umbenannt). Sie arbeitete danach im Treuhandsektor und kaufte 1998 zusammen mit ihrem damaligen Verlobten ein Bauernhaus mit angebautem Stall und angefügter Werkanlage. Ein Gebäudekomplex, der 30 Jahre leer gestanden hatte; dazu gehörte etwas Umschwung. «Im Kaufvertrag stand nur der Name des Mannes», blickt Iberg zurück, «was mich nicht störte, sich aber später als Riesenfehler herausstellte.» 2001 heiratete sie; drei Töchter wurden dem Paar geschenkt: Linda (2001), Astrid (2004) und Elina (2007).

Gemeinsam das Bauernhaus umgebaut

Drei Jahrzehnte waren die Gebäude also leer gestanden. Sie befanden sich in einem schlimmen Zustand. In der Küche gab es nur Kaltwasser und die Toilette war ein Plumps-Klo. Das Paar machte sich gemeinsam an den Umbau und führte möglichst viele Arbeiten selbst aus. Daneben betrieb der Mann eine mechanische Werkstätte, Marianne Iberg kümmerte sich um die Buchhaltung, den Umschwung und um die Familie, sozusagen als Selbstversorgerin. «Ich legte einen grossen Gemüse-, Früchte- und Beerengarten an und merkte rasch, dass wir nie alles essen konnten, was ich erntete», erzählt sie. Das brachte die umtriebige Frau auf den Gedanken, alles zu verarbeiten, in Gläser abzufüllen und probeweise unter dem grossen Vordach zum Verkauf anzubieten.

Direktvertrieb entpuppte sich als gutes Geschäft

Das Geschäft lief gut an, also richtete man sich im Anbau des Hauses professionell ein. Marianne Iberg kochte im Sommer über 40 Sorten Konfitüre, buk in der Adventszeit 40 Sorten Guetzli, stellte Brot und weitere Backwaren im Kachelofen her. Nebenbei betrieb sie auch noch ihren kleinen Handel mit Gläsern und Flaschen, welche sie selbst auch benötigte. 2009 trug die umtriebige Frau ihr Geschäft im Handelsregister als Einzelfirma ein. Allerdings verfinsterte sich die Sonne am Familienhimmel zusehends und im 2012 sagte ihr Mann, sie solle ausziehen, die Kinder würden bei ihm bleiben. Nun rächte sich, dass sie nicht auch als Besitzerin des Betriebs eingetragen war und nur einen kleinen Anspruch auf das Anwesen und die jahrelange Mitarbeit hatte.

Vermittlung von Hilfe

Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) vermittelt Hilfe und Unterstützung für Frauen und Männer auf dem Land. Man erhält Beratung in den Bereichen Familie und Betrieb. Ausgewiesene Fachpersonen mit Erfahrung in der Landwirtschaft geben Auskunft zum Zusammenleben in Familie und im Betrieb, zur Erwerbstätigkeit und sozialen Absicherung, zu Trennung und Scheidung und weiteren Themen. 

Hilfe gibts hier beim SBLV: https://www.landfrauen.ch/hilfe-unterstuetzung/

Das Mein und Dein früh regeln

Marianne Iberg nahm die kostenlose Rechtsberatung des Kantons in Anspruch, wo ihr eine Frauenanwältin riet, was sie unternehmen solle. Das darauffolgende «Hickhack» sei mühselig gewesen. Schliesslich hatte sie genug vom Kämpfen und gab sich mit wenig zufrieden, um die Streitereien zu beenden. «Das war zu verkraften», sagt sie heute. «Aber meine drei Mädchen wollte ich bei mir haben.» Marianne Iberg ruft deshalb die Frauen auf, gleich am Anfang einer Partnerschaft über Mein und Dein in der Ehe zu reden. Denn komme es zur Trennung, sei es zu spät. Aus Erfahrung, auch aus ihrer Jugendzeit, sei ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Wenn die Situation aus dem Ruder gelaufen sei, solle Frau keinesfalls dem Frieden zuliebe nachgeben. Hilfe müsse sofort gesucht und angenommen werden; es gebe viele Möglichkeiten, beispielsweise auch vom Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband.

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Es ging wieder bergauf

«Nach dem traurigen Einschnitt ging es wieder bergauf», freut sich Marianne Iberg. «Ich lebte mit meinen drei Töchtern einfach und zufrieden; sie sind heute Studentinnen und wohnen mit mir und meinem neuen Partner unter einem Dach.» Sie baute ihr Geschäft «Iberg Verpackungen», das vor 16 Jahren bescheiden anfing, immer weiter aus. Heute darf die gelernte Post-Betriebsassistentin sagen, dass sie eines der breitesten Sortimente in der Verpackungsbranche anbieten kann. Der Erfolg rührt wohl daher, dass sie Verpackungen von Anfang an, als sie ihre Konfitüren kochte, ernst nahm. Denn sie ist überzeugt: Gute Produkte müssen ansprechend und einladend präsentiert werden. Sie lacht: «Also ein spezielles Chutney in einem Cornichon-Glas, möglichst noch mit halb abgekratzter Etikette, anzubieten, geht gar nicht!» Die Fachfrau weiss, dass sich ein Produkt in einer sachgerechten Verpackung fast selbst verkauft. Wichtig sei, der Fantasie freien Lauf zu lassen, keine Hemmungen zu haben, Ausgefallenes zu kreieren. Sie betont, dass heute, wo Produkte im Internet verglichen werden könnten, am Schluss oft die Verpackung den Anstoss zum Kauf gebe.

Dank Online-Auftritt wurde der Kundenstamm vergrössert

Vor fünf Jahren machte Marianne Iberg einen grossen Sprung: Sie mietete das Obergeschoss des Industrie-Gebäudes an der Hauensteinstrasse 14 in Wittinsburg. Ein idealer Platz an der Durchgangsstrasse Liestal-Olten. Sie peppte ihren Online-Auftritt auf und gewann neue Kundschaft aus der ganzen Schweiz. Kauften früher mehrheitlich Bäuerinnen, Schulen, Heime und Hotels bei ihr ein, weitete sich ihr Kundenkreis ständig aus. Kaufwillige, die auf ihrer Website geschnuppert haben, wollen im Oberbaselbiet an Ort und Stelle ihr einzigartiges Sortiment sehen. Es umfasst Flaschen und ­Gefässe aus Glas und anderen Materialien, Einwegverpackungen, Beutel, Taschen, Verpackungen für Eier, Obst, Con­fiserie, Blechdosen, Papier für jeden Zweck, Pappbecher, Etiketten, Anhänger, Klebband, Schleifen, Versandverpackungen und vieles mehr. Schaut man auf Ibergs Website – oder noch eindrücklicher, besucht man ihren Showroom – weiss man kaum, wohin man schauen soll. Um der grossen Nachfrage gerecht zu werden, musste das Personal aufgestockt werden. Marianne Iberg beschäftigt heute sechs Mitarbeitende und, je nach Saison und Bedarf, vier weitere männliche und weibliche Personen.

Grosser Wille und noch viel mehr war nötig

«Ich bin glücklich», bemerkt Marianne Iberg lächelnd. «Vor zehn Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass ich eines Tages eine erfolgreiche Geschäftsfrau sein würde.» Doch ihr Durchhaltewille, ihr Fleiss und nicht zuletzt die Unterstützung von ihr lieben Menschen, hätten ihr dabei geholfen. Der Name «Iberg Verpackungen» stehe für ein KMU, wo die Kundin Königin und der Kunde König sei. Sie und ihre Mitarbeiterinnen seien inzwischen bekannt dafür, dass am Unteren Hauenstein das Wort «Beratung» grossgeschrieben werde. Zudem stehe ihr Name dafür, dass auch aussergewöhnliche Wünsche und verrückte Vorstellungen möglichst erfüllt werden. Marianne Iberg sagte es so: «Bei uns heisst es nicht ‹Das führen wir nicht›, sondern ‹Wir versuchen gerne, das von Ihnen Gewünschte zu besorgen.›»