Die sechzehnjährige Willisauerin Christa Meier hat sich für das Hauswirtschaftsjahr Agriprakti entschieden. Schon ihre ältere Schwester habe das Agriprakti absolviert und habe sie, schon als sie für das Zwischenjahr geschnuppert habe, davon überzeugt.

Eigene Horizonte erweitern

Eine grosse Umstellung für die junge Frau. Vorher war sie meistens daheim und ansonsten in der Region Willisau mit ihrem Töffli unterwegs. Ihre Freizeit verbringt Christa Meier gerne im Schützenverein Willisau-Land. Nun ist sie von Montag bis Freitag auswärts und viel mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. «Ich denke, das war für Christa die grösste Umstellung», erklärt Christine Gilli, die Ausbildnerin. «Ja, bei mir gehen wirklich Horizonte auf, ich lerne sehr viel Neues kennen», so Christa Meier.

Für die Zukunft lernen

Christa Meier ist auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen und sich einige Arbeiten und das Mithelfen bereits gewohnt. «Für mich war ganz klar, dass ich das Agriprakti machen möchte», erzählt die Praktikantin. Wenn sie später mal einen Haushalt selber führe, wisse sie schon, wie das geht. «Die Haushaltsführung ist schon eine grosse Herausforderung», stellt Christa Meier fest. Auch sei das Jahr gut, um ein Jahr älter und reifer zu werden.

Vorbereitung auf ihre Lehre

Die Lehrstelle hat Christa Meier seit vergangenen Herbst. «Ich werde Detailhandelsfachfrau bei Coop lernen», sagt sie, denn das gefalle ihr. Der Hofladen von Familie Gilli habe diese Entscheidung bestärkt. Die Arbeit im Hofladen gefalle ihr ganz besonders gut und sei eine gute Vorbereitung auf ihre Lehre im Detailhandel. «Ich kann das Agriprakti wirklich weiterempfehlen», erzählt die junge Frau. Es tue jedem gut, einfach mal in eine andere Familie zu schauen. «Schrauben werden gelöst und man kann festgefahrene Gewohnheiten verändern», erklärt Christa Meier. Ihre Schwester habe ihr von ihrem Agriprakti-Jahr ebenfalls vieles berichtet, das ganz anders sei als zu Hause. In jeder Familie laufe es verschieden. Auf dem 10 ha grossen Betrieb von Familie Gilli in Triengen wird vor allem Ackerbau betrieben. Sie produzieren Gemüse, Erdbeeren und Spargeln. Daneben führen Gillis einen Pouletmastbetrieb.

Eine vielseitige Woche

«Jetzt gehts los», meint Christa Meier und lacht, als die Frage nach ihren Aufgaben kommt. Ihr Tag starte jeweils mit Frühstück vorbereiten. Anschliessend mache sie die Tour, bei welcher die Bäder auf Vordermann gebracht werden, dazwischen gebe es diverse Arbeiten wie etwa die Wäsche zusammenlegen. Am Mittag kocht Christa dreimal pro Woche das Essen. Dienstagvormittags bedient die engagierte Praktikantin eigenständig den Hofladen und füllt die leeren Regale wieder auf. «Am Anfang hatte ich sehr Respekt vor dem Bedienen, aber jetzt geht das super», erzählt sie begeistert. Wenn keine Kunden im Laden sind, geht sie nach hinten in den Rüstbereich des Hofladens.

Viel Hausgemachtes wird in Gillis Hofladen verkauft, dabei hilft auch Christa Meier mit, die Produkte selber herzustellen. «Wir machen Konfi, Gelée, Sirup, Tomatensauce, Randensalat im Glas, Essiggurken, Essig und Balsamico», erklärt Christine Gilli. Ab und zu helfe Christa auch im Garten mit. Und am Anfang des Praktikums waren Feldarbeiten angesagt und sie half bei der Ernte von Kartoffeln, Kabis und Sellerie mit. «So sehe ich, woher das Produkt kommt und wie das genau funktioniert mit der Ernte», erzählt Christa Meier. Auch bei den Poulets sei sie vom Einstallen bis zum Ausstallen dabei gewesen, die Abläufe seien ihr nun klar und man sehe, wie das Tier gross werde.

Jeweils um 10 Uhr hätten sie eine kurze gemeinsame Pause, in der oft geplant werde. Zudem führen sie einen Wochenplan, in dem auch Schularbeiten eingeplant werden. Immer am Mittwoch besucht Christa Meier die Schule in Sursee, dort habe sie von Allgemeinbildung bis zu Kochen und Ateliertagen eine sehr vielseitige Ausbildung.

«Bei mir gehen wirklich Horizonte auf.»

Christa Meier zu den vielen neuen Dingen, die sie lernt.

Zeit für Praktikanten

Durch Agriprakti hat die Ausbildnerin Christine Gilli selber mehr Struktur bekommen. Zum Beispiel gibt es einen Menüplan, den sie immer am Freitag nach dem Mittag zusammen mit den Praktikanten erstellt. Ein Menü von der Schule wird da wöchentlich integriert. So lerne sie auch neue Rezepte kennen. «Ich lerne immer wieder dazu durch die Praktikanten», meint Gilli. Sie nimmt sich bewusst Zeit, um mit den Lernenden auch mal hinzusitzen und vorauszuplanen. Das gebe den Jugendlichen eine Stütze. Christine Gilli hat bereits zum sechsten Mal eine Praktikantin. «Ich hatte bisher immer Mädchen», erzählt sie. Es sei ganz wichtig, dass man sich für die Praktikanten Zeit nehme und das Jahr gut begleite. «Ein Agriprakti soll keine billige Arbeitskraft sein», betont die erfahrene Bäuerin mehrmals.

Für die Ausbildnerinnen gibt es einen Erfahrungsaustausch. Der sei sehr wichtig und extrem spannend. «Man kann sich Hilfe bei anderen Ausbildnerinnen holen und sich gegenseitig unterstützen», erklärt Christine Gilli.