Ein Tag Mitte Februar, so strahlend, dass man förmlich die Schneeglöcklein aus dem Boden wachsen sieht. Doch ich bin nicht froher Stimmung, denn was ich schon längere Zeit wusste, ist nun eingetreten: Unser Quittenbaum liegt gefällt am Boden.
Die Zeit für Hängematten ist noch nicht vorbei
Im Sommer durch einen Sturm schwer beschädigt, waren seine Tage gezählt. Trotzdem tut es weh, ihn am Boden liegen zu sehen, die Wurzeln gegen den Himmel, um den einen Ast ist noch die Schaukel unserer Kinder befestigt. Ich weiss nicht, ob wir einen neuen Platz dafür suchen sollen. Wir haben noch ein Gestell mit zwei Schaukeln dran und unsere Kinder sind ja nicht mehr so klein … Ich nehme das Seil weg, an dem wir jeweils die Hängematte befestigt hatten. Dafür muss ich wirklich einen frischen Platz finden. Die Zeit für Hängematten ist bei unseren Teenies definitiv noch nicht vorbei.
Das Motorsägegeräusch von draussen lenkt mich von meiner Arbeit ab. Mein Mann hat mir nicht gesagt, dass er den Baum heute fällen wird. Kurz entschlossen hat er sich ans Werk gemacht. Damit gar nicht erst Wehmut aufkommen kann. Auch er ist schliesslich als Kind auf diesem Baum rumgeklettert, ebenso wie es auch unsere Kinder getan haben. Auch liebten es unsere Kinder, so hoch zu schaukeln, dass sie mit den Zehenspitzen die untersten Blätter berühren konnten.
Im Frühling während der Blütezeit sah ich dieses Spiel allerdings nicht so gern, denn ohne die zarten, blassrosa Blüten gab es auch keine goldgelben Früchte.
Die Quittenernte war ein Familienprojekt
Die Ernte der duftenden Quitten war jeweils ein Familienprojekt. Gepflückt vom Schwiegervater, der Flaum abgeribbelt von den Kindern und danach von der Schwiegermutter und mir gerüstet und zu feiner Marmelade, «Chosi» genannt, gekocht. Die mit Wasser aufgekochten Schalen und die Kerngehäuse schütteten wir Frauen in unsere kleine Mostpresse, die unsere Männer bedienten. Den Saft verarbeiteten wir dann zu süssem Gelée weiter. Auch in diesem Herbst war uns eine reiche Ernte beschert worden, trotz gerissenem Stamm trug der Baum über 80 Kilo Quitten – als ob er gewusst hätte, dass es das letzte Mal ist.
Ich blicke durchs Stubenfenster und mir fällt auf, dass ich jetzt freie Sicht auf den mächtigen Birnbaum habe, den ich so gerne beim Abwaschen betrachte. Wenigstens steht dieser Baum noch …