Mit dem Gras in der Blüte, langen Tagen und warmen Temperaturen ist die Heusaison definitiv angebrochen und dauert die nächsten Monate an. Dabei sehnt man sich als Landwirt oft nach dem viel zitierten «stabilen Hoch», dass für mehrere Tage trockenes und sonniges Wetter bringt. Doch wann ist ein Hoch ein «stabiles» Hoch und wie erkennt man solche Wetterlagen?

Luftdruck reicht nicht

Streng sprachlich genommen ist ein «stabiles Hoch» dasselbe wie ein «weisser Schimmel»: Im Hochdruckgebiet überwiegen immer absinkende Luftmassen und damit eine stabil geschichtete Atmosphäre. Dennoch gibt es Wetterlagen, bei denen verhältnismässig hoher Luftdruck beobachtet wird und die dennoch keine stabile Atmosphäre aufweisen.

Ebenso gibt es Lagen ohne ausgesprochen hohen Luftdruck, die jedoch eine stabile Schichtung aufweisen. Der Luftdruck allein ist also ein ungenügender Hinweis, ob eine Wetterlage zum Heuen geeignet ist oder nicht.

Das Grundproblem fürs Heuen bei sonnigem Wetter ist die Sonne selbst. Sie erwärmt im Sommerhalbjahr die bodennahen Luftmassen so stark, dass diese aufsteigen. Es entsteht Thermik, die Luft wird konvektiv durchmischt.

An Tagen mit stabiler Atmosphäre kann die Thermik jedoch nicht unendlich hoch aufsteigen, sondern verliert nach einigen hundert bis einigen tausend Metern ihren Temperaturvorsprung und sinkt dann wieder ab. Es können sich zwar Quellwolken bilden, diese bleiben jedoch flach und wachsen nicht in die Höhe.

Feuchte steigert Energie

Ist die Atmosphäre nicht stabil, sondern labil geschichtet, dann kann die Thermik deutlich weiter aufsteigen. Quellwolken, die sich bilden, wachsen in die Höhe und werden so lange grösser, bis der Nachschub an aufsteigender Luft nachlässt.

Dabei kann die Wolke ab einer gewissen Grösse auch zu Regenschauern und Gewittern führen, die wohl schon manchen Landwirten kalt erwischt und zahlreiche Heuernten verregnet haben.

Wie schnell und wo sich Quellwolken und Regenschauer bilden, ist auch von der Geografie abhängig. Im Hügel- und Berggelände ist die thermische Aktivität höher, da die Bodenoberfläche grösser und die Luftdichte kleiner ist. Dies führt zu der bekannten Formulierung in den Wetterprognosen: «Über den Bergen Quellwolken und isolierte Schauer», doch diese Formulierung ist mit Vorsicht zu geniessen. Über dem Mittelland sind solche thermischen Gewitter zwar in der Tat nur selten, jedoch lässt der Begriff «über den Bergen» sehr viel Interpretationsspielraum.

Dies führt zum zweiten wichtigen Faktor, der Feuchtigkeit. Je mehr Feuchtigkeit vorhanden ist, desto energiereicher ist dieLuft, Quellwolken können sich schneller bilden und häufiger führen diese auch zu Regenschauern. Nun weist aber auch die Feuchtigkeit eine regionale Verteilung auf.

Voralpen sind regenträchtiger

Im Hochgebirge, wo die Landschaft und Vegetation karg ist, ist das Feuchteangebot kleiner als über dem Mittelland und den Voralpen, wo die sehr aktive Vegetation und grosse Gewässer viel Feuchtigkeit in die Atmosphäre abgeben. Dies führt dazu, dass bei nicht ganz stabilen Wetterlagen vor allem über den Voralpen und im Jura ein erhöhtes Risiko für Schauer und Gewitter besteht, während in den Wetterprognosen etwas schwammig von «Schauern über den Bergen» die Rede ist.

Druckverteilung entscheidet

Ein entscheidender Faktor für die Stabilität der Atmosphäre ist die räumliche Verteilung des Luftdrucks, sowohl horizontal wie auch vertikal. Die stabilste Schichtung findet sich im Kern eines Hochdruckgebietes, wo ein lokales Druckmaximum vorherrscht. Zum Rand hin eines Hochs nimmt auch die Stabilität der Atmosphäre ab.

Dabei ist es sehr selten, dass ein Hochdruckgebiet mit seinem Kern genau über dem Alpenraum zu liegen kommt. Meist liegen die Kerne der Hochdruckgebiete etwas nördlich oder südlich der Schweiz – was jeweils zu Bisen- oder Föhnlagen führt. Der wichtigste Faktor für die Stabilität der Atmosphäre ist jedoch die Druckverteilung in der Höhe. Nur wenn in allen Höhen, von 3000 bis 10 000 m ü. M., Hochdruckeinfluss wirksam ist, kann man von einem «stabilen Hoch» sprechen.

Berüchtigte Morgenschauer

Bereits die Windrichtung in der Höhe kann jedoch einiges über das Regenrisiko bei Hochdruckphasen verraten. Solange der Höhenwind aus Nord, Nordost oder Osten kommt, überwiegen in der Höhe absinkende Luftmassen und damit stabile Verhältnisse. In Bodennähe herrscht dann meist Bise.

Vorsicht vor Schauern und Gewittern ist vor allem dann angebracht, wenn der Höhenwind dreht und aus Sektor West kommt. Dann lässt das Absinken in der Höhe nach und oft wird noch zusätzlich feuchte, energiereiche Luft aus Südwesten herangeführt. Das Risiko für grosse Quellwolken mit Schauern und Gewittern steigt dann deutlich an.

Bei diesen Lagen können sich Quellwolken auch unabhängig von Sonneneinstrahlung bilden. Diese berüchtigte Morgenkonvektion kann auch in der Nacht oder in den Morgenstunden zu Gewittern führen. Diese sind in der Prognose mit grossen Unsicherheiten verbunden. Sicherer ist jedoch, dass der Hochdruckeinfluss bei zunehmendem Westwind rasant schwindet. Häufig zieht das Hoch dann nach Osten und wird von einer Störung verdrängt – wobei sich dahinter dann das nächste Hochdruckgebiet aufbauen kann.