Wer auf dem Land wohnt, kennt ziemlich sicher diese Namen: Puch Maxi, Piaggio Ciao, Sachs Turbo oder das zuverlässige Pony. Das Töffli – auf Standarddeutsch «das Mofa» – gehört bei vielen jungen Leuten auf dem Land dazu wie die Butter in die Züpfe. Schliesslich ist ein motorisiertes Zweirad für viele ein wichtiges Individualverkehrsmittel und nebenbei Übungsfeld für manch einen jungen Hobby-Mechaniker.
Doch nicht alle verbinden positive Gefühle oder gar nostalgische Erinnerungen mit den kleinen Maschinen: Töffli seien «grotesk laut», verursachten erhebliche Schadstoffemissionen und seien heute aus der Zeit gefallen, findet der Berner GLP-Politiker Casimir von Arx. Mit seiner Kritik will er eine Diskussion über die Zukunft des Zweitakter-Töfflis lancieren.
Eine unnötige Diskussion?
Wenig Verständnis für solche Überlegungen hat Hans Gerber, Landwirt in Schangnau. Wie der Vater von vier Kindern gegenüber der BauernZeitung erklärt, sei das Töffli für die Jugendlichen ein wichtiges Fortbewegungsmittel, weil sie sonst gar nicht dorthin kämen, wo sie auch hin müssten. «Mich erstaunt, dass wir über so etwas diskutieren. Aber bei den Ferien, die wir mit dem Flugzeug machen, will sich niemand einschränken. Da gäbe es weitaus grössere Baustellen zu bearbeiten als das Töfflifahren im ländlichen Gebiet,» ist Gerber überzeugt.
Vorstoss bei der Regierung eingereicht
Die wichtige Rolle, die das Töffli für viele Jugendliche auf dem Land spielt, anerkennt auch Casimir von Arx. In der Vergangenheit habe das motorisierte Zweirad tatsächlich damit gepunktet, dass es ein relativ verbrauchsarmes und platzsparendes motorisiertes Fortbewegungsmittel gewesen sei, schreibt er im April diesen Jahres in einem parlamentarischen Vorstoss an den Berner Regierungsrat. Der amtierende Präsident der Berner Grünliberalen ist aber überzeugt, dass sich die Zeiten geändert hätten: Angesichts leiserer und umweltfreundlicherer Alternativen in Form von E-Bikes und Elektro-Töffli habe das Töffli mit Verbrennungsmotor sein Alleinstellungsmerkmal mittlerweile verloren.
Um seinem Argument Nachdruck zu verleihen, verweist von Arx auf grössere Städte im Ausland, aber auch auf das Beispiel von Genf. Dort wurden in bestimmten Zonen Verbote für Fahrzeuge mit schlechten Abgaswerten eingeführt. Nun möchte von Arx auch im Kanton Bern die rechtlichen Grundlagen für ähnliche Einschränkungen überprüfen lassen. Sein parlamentarischer Vorstoss umfasst insgesamt neun Fragen an den Regierungsrat; der Fokus der Anfrage liegt hauptsächlich auf den Lärm- und Abgasemissionen. Weiter will von Arx aber auch wissen, welche Rolle der Regierungsrat dem Zweitakter-Töffli im Verkehrssystem der Zukunft beimessen will und ob die Regierung Möglichkeiten zur Förderung der elektrisch angetriebenen Zweiräder sieht.
Landjugend fährt Töffli
Wie der Berner Regierungsrat in seiner Antwort verlauten lässt, wohnen die Töfflifahrer und -fahrerinnen mehrheitlich auf dem Land, während E-Bikes und Konsorten vor allem in den urbanen Gebieten Anklang finden. Auf den Strassen des Kantons Bern sind aktuell rund 47'000 Mofas unterwegs, aber bloss 17'000 davon sind Zweitakter-Töffli – eine Zahl, die seit einigen Jahren praktisch stagniert. Aufschlussreich ist ein Blick in die Altersstatistik: 40 Prozent der Mofas werden von Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 gefahren, weitere 35 % von Personen im Pensionsalter. Die vergleichsweise teuren E-Bikes leisten sich hingegen zu 65 % Personen zwischen dem 30. und dem 60. Altersjahr.
Berner Regierung beschwichtigt
In Bezug auf die Emissionen von Mofas stimmt die Kantonsregierung Casimir von Arx grundsätzlich zu: Das Töffli sei vergleichsweise laut und im Verbrauch wenig ökologisch. Gleichzeitig wird jedoch darauf hingewiesen, dass klare Obergrenzen für verursachten Lärm sowie für ausgestossene Abgase bestünden. Die Einhaltung dieser Werte werde denn auch regelmässig überprüft. So müssten jährlich rund 100 Töfflifahrerinnen und Töfflifahrer ihre Gefährte auf polizeiliche Anordnung bei den Verkehrsprüfungszentren vorführen und allfällige Mängel beheben.
Über Zulassungsbeschränkungen oder gar Verbote aufgrund der technischen Bauart gewisser Fahrzeuge könne die Kantonsregierung nicht entscheiden. Solche Einschränkungen könne allein der Bund erlassen.
Keine Angst ums Töffli!
Sein Vorstoss sei nicht als Vorbereitung für ein generelles «Töffli-Verbot» zu verstehen, versichert Casimir von Arx gegenüber der BauernZeitung. Er habe der Kantonsregierung in seiner Anfrage schliesslich keine konkreten Forderungen unterbreitet; vielmehr wolle er eine kritische, zukunftsorientierte Diskussion anregen. «Die Regierung gibt meiner Kritik grundsätzlich recht, das Töffli entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Wären heute noch so viele Mofas im Umlauf wie vor einigen Jahrzehnten, müsste man deshalb eher konkrete Massnahmen ins Auge fassen. Da aber heute nicht mehr so viele Zweitakter auf den Berner Strassen unterwegs sind, geht es mir mit meinem Vorstoss vor allem um die Sensibilisierung der Bevölkerung und um die Neuzulassung weiterer Zweitakter-Töffli», sagt der Politiker. «Wer aktuell mit dem Mofa unterwegs ist, braucht sich um sein Gefährt also keine Sorgen zu machen», schliesst er schmunzelnd.
Kommentar aus der Redaktion
Ich verbinde mit meinem Töffli sehr nostalgische Erinnerungen; mein «Töff» hat mir sehr viel bedeutet. Vor allem die Befreiung von Fahrplänen und Haltestellen – das war endlich ein Stück freie Mobilität. Töffli waren zudem cool: In meinem Freundeskreis hatte jeder ein anderes Modell, jeder hat seines individuell lackiert und fast jedes davon war mehr oder weniger frisiert. Trotz dieser schönen Erinnerungen habe ich ein Stück weit Verständnis für die Anliegen des Berner GLP-Präsidenten: Die Alternativen zum Töffli sind sauberer und leiser. Ich frage mich aber, ob es nicht dringendere Probleme zu lösen und schlimmere Umweltsünden anzuprangern gäbe als die paar wenigen verbleibenden Töffli. Man denke etwa an die ganzen Sonntagsfahrer, an die Vielflieger, an die aus aller Welt importierten Güter. Da scheint das Töffli ein vergleichsweise einfaches Ziel zu sein. Man fragt sich angesichts solcher Regulierungsgedanken, wo bei der GLP der Liberalismus aufhört und wo das Grüne anfängt. Läuft die Demarkationslinie etwa da, wo keine mächtige Lobby eine schützende Hand hinzuhalten bereit ist? Wahrscheinlich ist ein Schelm, wer so etwas denkt. Aber dann bitte ein Schelm mit Helm, einem Töfflihelm nämlich.