«Die Preise auf dem Holzmarkt sind tiefer als im Keller», stellt Paul Koch fest, Betriebsleiter beim Verband Thurforst, in dem 340 Waldbesitzer zusammengeschlossen sind. Man müsse froh sein, wenn es 40 bis 45 Franken für den Festmeter Käferholz gebe. «Der Kanton Zürich hat den Export nach China gestützt, damit den Holzproduzenten wenigstens noch 30 Franken pro Festmeter blieben», sagt Koch. Die Kosten für die Holzernte mit dem Harvester liegt bei 40 Franken pro Festmeter, bei manuellem Holzschlag bei 45 Franken.
Rund 85 Prozent Käferholz
Paul Koch hat als Revierförster der Gemeinden Uesslingen-Buch, Warth-Weiningen und Neunforn einen durchschnittlichen Jahreshiebsatz von 5500 m³. Im laufenden Forstjahr, das noch bis Ende September dauert, wurde bereits die doppelte Menge geschlagen, rund 85 Prozent davon ist Käferholz. Koch hält fest, dass die regionalen Sägewerke kein Rundholz unter 25 Zentimeter Durchmesser mehr annehmen, und dass das einzige Schweizer Holzplattenwerk überlastet ist. Grundsätzlich wäre die Situation auf dem Bau sehr gut, weil viel mit Holz gebaut wird, doch durch die Corona-Krise ist der Bauboom der letzten Jahre bereits rückläufig.
In hoffnungslosen Gebieten lässt Koch die befallenen Bäume vorläufig stehen. Wo sich jedoch noch die Chance bietet, gesunde Fichten zu retten, werden die geschädigten Bäume herausgenommen und zwischengelagert, wenn es die voll ausgelasteten Sägereien nicht abnehmen.
Hölzerne Baumschütze
Für die Produktion von Hackschnitzeln kann Rundholz bis zu fünf Jahren liegen gelassen werden. Durch den milden Winter besteht allerdings auch dort ein Überangebot.
Das Holz wird oftmals zur Bekämpfung des Borkenkäfers gehäckselt und die Hackschnitzel werden zum Verrotten im Wald liegengelassen. Koch bemerkt, dass die Fichte trotz niedrigerem Brennwert als Brennholz verwendet werden kann. «Bei Hackschnitzeln spielt die Baumart weniger eine Rolle», so der Förster. Thurforst rüstet Käferholz in verschiedenen Längen zu ofenfertigem Brennholz und vermarktet es. Ebenso die rund 50 Kilometer Wildschutzzäune, die Koch mit seinem Team in den letzten 25 Jahren produzierte.
Für den Wildschutz von Jungbäumen verwendet Koch seit diesem Jahr hölzerne Einzelbaumschütze, die von der Konrad Keller AG in Stammheim vertrieben werden. Um mit widerstandsfähigen Baumarten einen zukunftsträchtigen Wald aufzuforsten, pflanzt der Förster jährlich rund 3000 junge Bäume, wovon er etwa einen Drittel einzeln vor dem Wildverbiss schützt. «Die Rehe fressen ausser bei Fichte und Buche die Triebe aller Jungbäume», sagt Koch.
Im Gefängnis gebaut
Bisher wurden Plastikummantelungen über die Jungpflanzen gestülpt, die allerdings mit der Zeit zerbrachen und im Wald für unerwünschten Müll sorgten. Die hölzernen Baumschütze zerfallen nach fünf bis sechs Jahren und verrotten im Wald. Der Betriebsleiter Martin Keller hatte die Idee vom Bülacher Stadtförster Thomas Kuhn übernommen.
Die Stammheimer Sägerei mit Hobel- und Holzleimwerk verarbeitet ausschliesslich Schweizer Holz und schneidet für die Baumschütze Käferholz zu sägerohen Brettern zu. Im Gefängnis Winterthur werden sie zusammengebaut. Im Arbeitsbetrieb wird den rund 50 Insassen in Untersuchungs- und Sicherheitshaft ein geregelter Tagesablauf ermöglicht.
Die Inhaftierten sind nicht zur Arbeit verpflichtet; sie können sich freiwillig melden, um durch eine sinnvolle Beschäftigung den Bezug zum Leben in Freiheit zu behalten und eine Chance für den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu bekommen. Für ihre Arbeit bekommen sie einen angemessenen Verdienst. Die Konrad Keller AG hat bisher über 5000 Einzelbaumschütze verkauft, wofür etwa 120 m³ käfergeschädigtes Rundholz verarbeitet wurde. «Die Produktion ist kostendeckend und hilft, die riesige Käferholzmenge sinnvoll zu verwerten», sagt Martin Keller und fügt hinzu, dass das Gefängnis Winterthur noch genügend Kapazität habe, um die Produktion zu erhöhen.
Laut Paul Koch verwenden mittlerweile auch einige Privatwaldbesitzer bei der Wideraufforstung die hölzernen Schütze und leisten damit ohne grosse Kosten einen wertvollen Beitrag für einen sauberen Wald. Der sechsteilige Einzelbaumschutz ist 1,25 Meter lang und aufgeklappt insgesamt 63 Zentimeter breit.
Von Gemeinden mitgetragen
Ein Einzelbaumschutz mit Hartholz-Haltepfahl kostet 7,85 Franken, bei grösseren Abnahmemengen gibt es Rabatt. Die Plastikummantelungen kosten zwar nur etwa die Hälfte, doch der grösste Teil der Wildschadensvorkehrung tragen im Thurgau die Gemeinden, die auch ein Drittel der Jagdpacht erhalten. Für den Schutz von Laubholzarten gibt es einen Zuschuss von vier Franken pro Baum, bei Nadelbäumen fünf Franken. Der Privatwaldbesitzer kann die Holzschütze in Rechnung stellen und der Revierförster stellt das finanzielle Gesuch bei der Gemeinde.