Methan entsteht in den Vormägen der Wiederkäuer. Sogenannte Archaeen bauen den bei der Fermentierung frei werdenden Wasserstoff zu Methan um. Dieses Gas ist 25-mal so klimarelevant wie Kohlendioxid. Es lohnt sich also, Wege zu finden, die Entstehung dieses Treibhausgases zu reduzieren. Die Schwierigkeit liegt allerdings darin, dass Methan vor allem beim Faserabbau entsteht. Gerade darin aber liegt die Stärke des Wiederkäuers. Er verwandelt Raufutter und damit Rohfaser in Milch und Fleisch.

Treibhausgasemissionen lassen sich durch eine angepasste Fütterung reduzieren. Lebenstagesleistung und Langlebigkeit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, so eine Schlussfolgerung einer Agridea-Online-Tagung zum Thema «Landwirtschaft und Klimawandel – Fokus Rindvieh».

Lieber Mais statt Gras?

Michael Kreuzer und seine Mitarbeitenden vom Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich gingen der Frage nach, wie sich der Methanausstoss bei Wiederkäuern verringern lässt. Bei der Fermentierung von Stärke, dem Hauptnährstoff von Kraftfutter, entsteht weniger Methan als bei der Fermentierung der Faser. Sie stellten fest, dass dies auch bei Mais- anstelle von Grasfütterung der Fall ist.

Ist dann eine graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion (GMF) noch klimafreundlich? Die Unterschiede seien nicht so gross, sagt Kreuzer, um den Wettbewerbsvorteil von GMF gegenüber dem Ausland aufzugeben. Man kann dem Futter auch Zusätze zugeben, um den Methanausstoss zu senken. Mit geschroteten Ölsaaten wie Raps, Leinsamen oder Sonnenblumenkernen dürfte sich eine Reduktion von 10 bis20 Prozent erreichen lassen. Auch zuckerhaltige Futtermittel könnten zu einer Methanreduktion führen. Allerdings enthält das natürliche Wiederkäuerfutter nur wenig Fette und Zucker, so dass es zu Problemen kommen kann, wenn man zu viel davon füttert.

Methansenkende Tannine

Methansenkend wirken auch die Tannine, sogenannte sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe oder Gerbstoffe. Das Tannin aus der Akazienrinde, das in der Lederherstellung verwendet wird, hat sich in Versuchen gut bewährt. Die tanninhaltigen Futterleguminosen Esparsette und Hornklee wirken zwar gegen Magen-Darm-Würmer bei Kleinwiederkäuern und mindern Ammoniakemissionen aus dem Hofdünger, aber zeigen keine klare methansenkende Wirkung. Die Forschenden an der ETH untersuchten auch die Wirkung von Haselnussblättern und konnten damit beim Schaf den Methanausstoss um bis zu35 Prozent senken. Wichtig sei, dass die Tannine in einer genügend hohen Konzentration vorlägen, nur dann seien sie wirksam. Bei dem Versuch mit den Schafen bestand die Hälfte der Ration aus Haselnussblättern. Auch Saponine wirken methansenkend, aber hier kann eine zu hohe Dosis gesundheitsschädigend sein.

Ältere Kühe, weniger Gas

Je mehr Milch eine Kuh in ihrem Leben gibt, desto geringer ist der Methanausstoss je kg Milch. Mehr Kraftfutter führt zu einem höheren Anteil an Stärke und zu weniger fermentierbarer Faser im Futter, wirkt also methansenkend. «Dem Anschein nach also eine bestechende Win-Win-Situation», sagt Kreuzer. Allerdings senken nur sehr hohe Kraftfutteranteile, nämlich über 80 Prozent, die Methanemissionen deutlich, schränkt er ein. Eine solche kraftfutterbetonte Fütterung ist allerdings nicht wiederkäuergerecht und führt leicht zu einer akuten oder subakuten Pansenazidose. Ausserdem geht ein Teil des eingesparten Methans über den Hofdünger verloren.

Gute Futterverwertung ist das Wichtigste

«Der eigentliche Schlüssel zu einer umweltfreundlichen Fütterung liegt in der Futterverwertung», folgert der Forscher aus den verschiedenen Arbeiten. Je weniger Futter die Kuh benötigt, desto weniger Methan produziert sie. Eine gute Grundfutterqualität, gesunde, fruchtbare, langlebige Tiere haben einen positiven Einfluss auf die Futterverwertung. Ältere Kühe bilden je kg Futter weniger Methan als Kühe in der 3. und 4. Laktation. Je länger die Kühe leben, desto weniger Futter ist für Aufzuchttiere notwendig und desto weniger Methan pro Kilogramm Milch fällt an. Auch die Zucht auf gute Futterverwertung könnte ein Weg sein, den Methanausstoss der Wiederkäuer zu senken. Kreuzer betont, dass es kein allgemeines Rezept für die Fütterung gibt. Jeder Betrieb muss für sich eine Lösung finden. Der Anbau von Haselnusssträuchern zum Beispiel führt nicht nur zu einer grösseren Biodiversität, sondern stellt ein hofeigenes methansenkendes Futter bereit.

 

«Der Anbau von Haselnuss stellt ein hofeigenes methan-seckendes Futter bereit.»

So folgert Michael Kreuzer, Professor für Tierernährung an der ETH Zürich, aus den verschiedenen Untersuchungen.