Der Landwirt will seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. «Irgendwie ist mir das immer noch zu peinlich», sagt er. Der Schaden hält sich mit einigen Hundert Franken zwar in Grenzen, aber trotzdem ärgert ihn das Ganze. Und er würde gerne dazu beitragen, dass solche Betrügereien von den Berufskollegen früher als solche erkannt werden. Deshalb hat er uns seine Geschichte erzählt.

Feilschen auf Whatsapp

Vor zwei Wochen hat der Landwirt auf dem grossen Online-Marktplatz «Tutti» einen gebrauchten Kartoffel-Vollernter zum Verkauf ausgeschrieben. Als Verhandlungsbasis nannte er im Inserat einen Preis von 9500 Franken. Schnell meldeten sich erste Interessenten und es entwickelte sich ein intensiver Whatsapp-Dialog mit einer möglichen Käuferschaft. Die Person kommunizierte zunächst auf deutsch und erkundigte sich anschliessend, ob das auch in englisch möglich wäre. Der Landwirt bejahte und fortan verhandelte man in der Weltsprache.

Bald einigte man sich auf einen Preis von 8500 Franken. Als Destination nannte die unbekannte Käuferschaft die Niederlande. Ein Transporteur wurde bereits genannt und dann ging es noch ums Bezahlen. Die Käufer erklärten, um ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis zu schaffen, schlage man folgenden Deal vor: Die Käufer überweisen 400 Franken mehr, also 8900 Franken. Dieser Betrag sei bereits überwiesen, beteuerten diese. Im Gegenzug solle der Verkäufer 400 Franken auf das Konto der Käufer überweisen.

Polizei kann nicht helfen

Dies tat der Landwirt, der noch nichts wusste von den betrügerischen Absichten der angeblichen Käufer. Als nach einigen Tagen eine Aufforderung für die Bezahlung weiterer 500 Franken eintraf, während die 8900 Franken noch nicht eingetroffen waren, dämmerte es dem Landwirten, dass er einer Betrügerbande auf den Leim gegangen war. Die Telefonnummer, mit der die Käufer operierten, erwies sich bei genauerem Hinsehen als weissrussisch und nicht etwa als holländisch, wie der arglose Landwirt gemeint hatte.

Als er den Betrug realisiert hatte, bot er die Polizei auf. Diese konnte ihm wenig Konkretes bieten ausser die Empfehlung, nichts weiteres einzubezahlen und den Hinweis, dass auf Portalen wie «Tutti» viele Betrugsfälle laufen. Dafür sind offenbar häufig afrikanische Banden verantwortlich. Der Rückforderungsantrag an die Bank, wo er einbezahlt hatte, verlief im Sand, längst hatten dieGanoven das Geld auf ein anderes Konto gezügelt.

Bei «Tutti» erklärt man auf Anfrage, diese Art von Vorauszahlungsbetrug sei sehr selten, aber nicht unbekannt. Bei Online-Betrug auf Inserateportalen ist das Ziel der Betrüger, entweder an Geld zu kommen, oder kostenlos Ware zu erhalten. Die beschriebene Masche werde von Betrügern angewendet, wenn es Ware betrifft, die normalerweise nicht auf dem Postweg versendet wird. «Dies erfordert mehr Aufwand, um das potenzielle Opfer zu manipulieren», so ein Sprecher von Tutti. Zunächst werde versucht, eine Vertrauensbeziehung mit solchen Versprechen aufzubauen. «Sobald das Vertrauensverhältnis aufgebaut ist, schlagen die Betrüger zu», so die Medienstelle des Portals.

Kontroll-Team bei «Tutti»

Befragt nach der Häufigkeit von Betrugsfällen schreibt «Tutti», diese seien ihres Wissens sehr selten. Man könne sie aber angesichts des grossen Verkehrs auf der Webseite nicht ausschliessen: «Wir haben über 2 Millionen Inserate und verzeichnen 15 Mio Besuche pro Monat», so der Sprecher. Man überprüfe mehrmals täglich die neuen Inserate wie auch die Kontaktaufnahmen einerseits über automatisierte Systeme, die bestimmte Betrugsmaschen frühzeitig erkennen lassen und die entsprechenden Inserate blockieren. Andererseits gebe es ein eigenes Betrugsschutz-Team, das Inserate manuell prüft. Zudem informiere man die Nutzer(innen) in direktem Kontakt oder via Webseite über mögliche Betrugsmaschen oder mit Sicherheitstipps.

 

Betrugsprävention bei Agropool.ch

Auch beim Portal Agropool ist man trotz intensiver Kontrollen nicht gefeit vor Betrugsversuchen. Der Online-Marktplatz für gebrauchte Landmaschinen der Schweizer Agrarmedien AG (die auch die BauernZeitung herausgibt) hat deshalb eine umfangreiche Spezialseite für Betrugsprävention aufgeschaltet, die wir hier kurz zusammenfassen. Bei folgenden Angeboten ist laut Agropool.ch äusserste Vorsicht angebracht:

  • Sehr günstige Angebote. Der Preis ist massiv tiefer als bei vergleichbaren Angeboten.
  • Die Maschine und/oder der Anbieter ist im Ausland. Agropool.ch ist für ausländische Anbieter gesperrt.
  • Der Anbieter fordert eine Vorauszahlung oder eine Reservationsgebühr.
  • Sie werden von einemAnbieter kontaktiert, der nicht identisch ist mit demAnbieter auf der Plattform.
  • Der Anbieter hat keine Adresse in der Schweiz und ist im Telefonbuch nicht auffindbar.

Grundsätzlich sollten keine Anzahlungen getätigt werden. «Nehmen Sie sicherheitshalber immer vorgängig persönlich Kontakt mit dem Schweizer Händler auf», empfiehlt die Plattform.

Phishing ist ein typischer Versuch, über betrügerische Wege an Zugangsdaten (Login und Passwort) zu gelangen. Damit werden die Betrüger den Account des Kunden übernehmen und in dessen Namen handeln. Dabei gehen die Betrüger unterschiedlich vor. Sehr oft behaupten die Absender von E-Mails, dass es ein Problem mit dem Account gäbe. Daher sei bei folgenden Fällen immer Vorsicht geboten:

  • Sie erhalten eine Mail, wo Sie aufgefordert werden, Ihr Passwort anzugeben, da sonst Ihr Account gesperrt wird.
  • Sie erhalten eine Mail von einem Interessenten mit einem Link der angeblich zu Ihrer Maschine führt oder aber Sie werden aufgefordert, auf den Link zu klicken, um Ihren Account wieder freizuschalten.
  • Sie erhalten eine Mail mit Anhang.

Es sei sehr wichtig, so Agropool.ch, dass Login und Passwort nie weitergegeben werden. Auch nicht, wenn die E-Mail angeblich von Agropool.ch stammt. «Wir werden Sie nie dazu auffordern, Ihr Passwort bekannt zu geben», heisst es auf der Plattform. Beim Anmelden solle man stets die Originalseite www.agropool.ch aufrufen und nicht auf Links klicken, die nicht zu einem bekannten Anbieter führen.