Vielerorts geht der Monat April mit einer rekordverdächtigen Trockenheit zu Ende. Für eine definitive Monatsbilanz ist es zwar zu früh und die letzten Tage des Monats bringen praktisch überall doch noch etwas Niederschlag. Dennoch dürfte es Anfang Mai noch einige Regentage brauchen, bis das Niederschlagsdefizit, das sich seit Mitte März aufgebaut hat, wieder ausgeglichen ist.

Der Auftakt zu dieser aussergewöhnlichen Trockenphase erfolgte zwischen 10. und 14 März. Davor war das Wetter durch kräftigen Westwind bestimmt, der Jetstream, der den Lauf der Tiefdruckgebiete entscheidend mitbeeinflusst, lag immer wieder über Mitteleuropa.

Entscheidender Umschwung Mitte März

Der entscheidende Wetterumschwung, der die Trockenheit einläutete, erfolgte Mitte März: Hinter einer Kaltfront baute sich ein Hochdruckgebiet auf, das über Osteuropa immer stärker wurde. Als Wechselwirkung dazu wurde der Jetstream und damit auch die Zugbahn der folgenden atlantischen Tiefdruckgebiete nach Norden verdrängt. Die Folge: Frontalzonen und feuchte, atlantische Luftmassen, die in der Schweiz typischerweise für Niederschläge zuständig sind, wurden nach Norden abgelenkt, über Mitteleuropa baute sich eine Hochdruckbrücke auf, wodurch es Fronten noch schwieriger hatten, die Alpen zu erreichen.

Eine Woche später folgte um den 21. März das nächste Ereignis mit nachhaltigem Einfluss auf die Grosswetterlage: Anstelle der üblichen Tiefdruckgebiete zog vom Atlantik ein Hoch zu den Britischen Inseln und weiter nach Norddeutschland. An seiner Ostflanke verdrängte es kalte und trockene Luft aus Skandinavien und Nordrussland. Da das Hoch im Uhrzeigersinn dreht, wurde diese verdrängte Luftmasse nach Südwesten, in Richtung Mitteleuropa geführt – in der Schweiz kam die Bise, die für akute Frostgefahr sorgt. Gleichzeitig wird die Verdunstung verstärkt.

Ein Hoch lebt etwa sieben Tage

Typischerweise haben solche Hochdruckgebiete eine Lebensdauer von etwa sieben Tagen, wobei sich die Druckgegensätze nach zwei bis drei Tagen meist etwas ausgleichen und der Wind nachlässt. Dies war auch in dieser Phase der Fall. Als der Luftdruck gegen Ende März etwas absank, blickte die Alpennordseite bereits auf eine trockene Phase von rund zwei Wochen.

Zum Monatswechsel zeigte sich dann, dass zu diesen zwei Wochen noch einige mehr dazu kommen würden. Obwohl am 29. März eine schwache Störung im Nordosten einige Millimeter Regen brachte, wiederholte sich nämlich das Bild aus der Woche zuvor: Ein weiteres Hoch baute sich zwischen dem Nordatlantik und Skandinavien auf. Erneut gab es einen Bisenschub. Auch dieses Hoch hatte eine Lebensdauer von rund sieben Tagen, es wurde jedoch über das Osterwochenende nahtlos von einem nächsten Hoch abgelöst.

Lange kein flächiger Regen

Bis am 23. April folgte dann ein Hoch dem nächsten. Dazwischen gab es nur einzelne Tage, an denen der Luftdruck etwas sank und sich über dem Jura oder den Alpen durch die Thermik einzelne Regenzellen bilden konnten. Sie brachten jedoch keinen flächigen Regen. Diese aussergewöhnlich lange Trockenheit widerspiegelt sich natürlich auch in der Bodenfeuchte. Am letzten Aprilwochenende wurde dann schlussendlich der lang ersehnte Wetterwechsel eingeläutet: Das abflachende Hoch wurde nicht durch ein neues ersetzt. Dafür bildete sich ein Tief über der Biskaya aus, welches nun kurz das Wetter bestimmt hat.

Ausblick voller Ungewissheit

Vor allem die ersten Maitage versprechen eine Linderung der akuten Trockenheit. Aus Sektor West- bis Südwest erreicht feuchte Luft die Schweiz und es fällt verbreitet Regen. Diese Wetterlagen können potenzielle Starkniederschläge mit sich bringen, wenn auch die Wettermodelle für Samstag momentan die Niederschlagsmengen mit 20–40 mm in 24 Stunden eher tief berechnen.

Auch diese Mengen vermögen das Defizit aber noch nicht auszugleichen. Die entscheidende Frage ist, in welche Richtung die atmosphärische Zirkulation in der Kalenderwoche 19 kippt.

Diesbezüglich besteht noch grosse Unsicherheit. Während viele Modelle eher eine Rückkehr zu einer Südwestlage mit wiederholtem Niederschlag und unbeständigem Wetter andeuten, gibt es auch Modellszenarien, die eine Rückkehr ins hochdruckbestimmte Muster prognostizieren. Es wird sich wohl erst in den ersten Maitagen zeigen, welche Modelle sich diesbezüglich durchsetzen können.