Im Zentrum der ausserordentlichen Mitgliederversammlung des Branchenverbands Thurgau Weine (BTW) standen die Wahlgeschäfte. Der bisherige Präsident Markus Müller hatte wegen eines beruflichen Wechsels ausserhalb des Weinbaues sein Amt zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig hatten auch die beiden Vorstandsmitglieder Michael Polich aus Triboltigen und Max Wellauer aus Islikon ihre Absicht angekündigt, ebenfalls aus dem Vorstand zurückzutreten. Doch vorerst kommt es noch nicht soweit: Die beiden stellten sich für eine Übergangszeit nochmals zur Wahl.
Ein neuer Riese in der Branche
Max Wellauer wies vor den Mitgliedern im Kirchgemeindehaus von Weinfelden darauf hin, dass sich nach der Heirat der Winterthurer Kellereien Divino mit der Scherzinger Kellerei Rutishauser einiges geändert habe. Mit diesem Zusammenschluss ist ein neuer – und zugleich der grösste – Player im Thurgauer Weinmarkt entstanden. Der Verband hat mit diesem das Gespräch gesucht. «Wir waren der Meinung, dass dieses Unternehmen im Vorstand vertreten sein muss», sagte Max Wellauer.
Dieser Wunsch stiess auf fruchtbaren Boden. Entsprechend wurde Michael Balmer aus Berlingen als Vertreter dieser Kellerei zur Wahl in den Vorstand des Branchenverband vorgeschlagen. «Wir wollen als Branche aber weiterhin eigenständig im Verband Thurgauer Landwirtschaft bleiben. Wir sind sehr gut aufgestellt und wollen keine Fusion», betonte Wellauer.
Gut vernetzter Präsident
Deshalb war es ein grosses Anliegen des Branchenverbands, auch einen neuen Präsidenten zu finden. Auf der Suche nach einer geeigneten Person für diese Aufgabe wählte der BTW einen neuen Weg und fragte den Thurgauer SVP-Ständerat Jakob Stark für das Präsidium an. Nachdem dieser intensiv die Statuten des BTW und des übergeordneten Branchenverband Deutschschweizer Wein studiert hatte, sagte der Ständerat zu.
«Der Weinbau ist Stark als Hobby nicht ganz fremd und er hat einen Einblick in diese Spezialkultur», betonte Wellauer. Er strich vor allem Starks gutes Netzwerk im Thurgau wie auch in der übrigen Schweiz heraus. «Er ist ein Macher und Teamplayer. Er kann die Leute ins Boot holen», zeigte sich Wellauer abschliessend überzeugt. Diesen Worten konnten sich die 22 anwesenden Mitglieder anschliessen. Sie wählten Jakob Stark aus Buhwil an die Verbandssitze und Michael Balmer neu in den Vorstand. Ebenfalls bestätigt wurden die übrigen Vorstandsmitglieder.
«Wir produzieren in unserem kleinen Weinberg jährlich 100 bis 200 Flaschen Wein», hielt Jakob Stark nach seiner Wahl fest. Er sieht für den Thurgauer Wein durchaus gute Perspektiven und ist sich sicher, einen starken Vorstand als gutes Team im Rücken zu haben. Entsprechend ist der Thurgauer Ständerat sehr motiviert, einen Beitrag für den Branchenverband Thurgauer Weine zu leisten und dessen Ziele zu fördern.
Stärkung für den Deutschschweizer Verband
Mit der Wahl von Jakob Stark wird auch der Branchenverband Deutschschweizer Wein gestärkt. Denn Stark wird von Amtes wegen auch in diesen Vorstand einziehen und kann als Ständerat auch eine direkte Verbindung nach Bundesbern aufbauen. «Die Wahl ist eine Ehre und Herausforderung für mich», sagte Stark.
Dass die anstehenden Aufgaben nicht nur Würde sondern auch Bürde bringt, zeigte ein Votum aus der Versammlung zu den Verbandsfinanzen. Wie andere gleich gelagerte weinwirtschaftliche Branchenverbände kämpft auch der Thurgauer Verband mit Austritten und Trittbrettfahrern. Aktuell sind in diesem 119 Mitglieder mit Rebflächen, drei Weinhandelsfirmen und 185 Bewirtschafter(innen) organisiert. Mit den zu entrichtenden Beiträgen an die übergeordneten Verbände sowie an die nationale Weinwerbung bleibt bei gleichen Beiträgen der zahlenden Mitglieder immer weniger Geld für die eigenen Aufgaben. Entsprechend wartet hier eine grosse Aufgabe auf den Vorstand.
Wandel im Weinmarkt
Mit Blick auf den Weinmarkt sprach Rebbaukommissär Markus Leumann von einer völlig veränderten Weinwelt: Innert zwölf Monaten habe sich ein guter Absatz aber leider zu eher tiefen Preisen ergeben. Nun müsse an der Zukunft gearbeitet werden. Leumann ist überzeugt, dass im Thurgauer Wein viel Potenzial steckt.