Statt mit mehreren Tausend Besucherinnen und Besuchern finden die Feldtage 2020 digital statt. Die Veranstaltung gehört ebenfalls zu den Opfern der Corona-Krise. OK-Präsident Hans Hirschi sagt, dass die Vorbereitungen nicht umsonst waren.
Grosses Versuchsgelände bereits 2018 angelegt
In Kölliken AG erstreckt sich neben der Autobahn ein grosszügiges Versuchsgelände: Auf 14 Hektaren gedeihen Feldfrüchte und Kunstwiesen, dazwischen angelegt sind Wege für deren Besichtigung. Mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher wurden voller Vorfreude erwartet. «Es war ein schmerzvoller Entscheid, den wir da fällen mussten», gibt OK-Präsident Hans Hirschi von der Landor Auskunft. Nicht zuletzt für ihn persönlich: «Ich habe viel Arbeit und Herzblut in den Anlass gesteckt, aber uns blieb leider keine andere Wahl», so Hirschi, der die Feldversuche unter seiner Obhut hat.
Die Arbeiten für die Feldtage 2020 haben bereits vor zwei Jahren begonnen. Ab Juni 2018 wurde geplant, und ab Ende August 2018 säten die Verantwortlichen die ersten Futterbauversuche an. Als die Corona-Krise die Schweiz erreicht hat, waren bereits viele Arbeiten auf dem Feld erledigt.
Versuche werden dennoch ausgewertet
War nun die ganze Mühe für die Katz? «Nein», relativiert Hans Hirschi. Denn: «Wir haben unsere Versuche nach dem Lockdown ganz normal weitergepflegt. Wir werden den Anbau bis zum Ende seriös durchziehen, inklusive detaillierter Auswertung und Erstellung eines Versuchsberichtes». Nicht angelegt worden sind hingegen die Kartoffelversuche. «Da es sich um Sorten- und Bewässerungsversuche gehandelt hätte, wären diese sehr aufwendig und teuer geworden. Als sich im April abzeichnete, dass die Feldtage 2020 abgesagt werden müssen, haben wir uns daher gegen die Durchführung der Kartoffelversuche entschieden», so Hirschi. Stattdessen wächst auf den Parzellen nun Mais.
Finanziell hält sich der Schaden für die Veranstalter einigermassen in Grenzen, obwohl keine Versicherung vorhanden ist. «Wir haben bisher vor allem Arbeitskraft investiert. Hingegen entfallen der ganze Aufbau und die Installation von Strom und Wasser». Zudem liefern die weitergeführten Versuche wertvolle Informationen für die Aussendienst-Mitarbeitenden. Die Kulturen präsentierten sich beim Zeitpunkt der Besichtigung (11. Mai) in einem guten, aber nicht hervorragenden Zustand.
Durch Trockenheit waren Anpassungen nötig
Der Grund: «Die enorme Trockenheit hat uns zu schaffen gemacht», weiss Hans Hirschi. «Die Andüngung im Getreide erfolgte erst am 17. März und somit relativ spät. Am 3. April haben wir die zweite Düngergabe verabreicht. Durch den Tau konnte der Nitrat-Stickstoff zwar grösstenteils in den Oberboden eindiffundieren und gelöst werden, obwohl keine Niederschläge mehr kamen. Der Ammonium-Stickstoff war aber vermutlich trockenfixiert», so der Dünger-berater.
Die besonderen Umstände erforderten Anpassungen in der Versuchsdurchführung. «Im intensiven Brot- und Futterweizen-Anbau planten wir drei Fungizide und zwei Halmverkürzungen. Effektiv gespritzt wurden zusammen mit dem Herbizid nur ein Stabilisator und im Fahnenblatt-Stadium ein Fungizid. Der Krankheitsdruck war sehr tief, und die ohnehin schon gestressten Bestände hätten wohl nicht gut auf eine zweite Halmverkürzung reagiert», erklärt Hans Hirschi.
Milder Winter forderte heraus
Ebenfalls eine Herausforderung war der milde Winter, und zwar besonders im Rapsversuch mit Untersaat. «Die Sommerwicke ist nicht erfroren und hat den Raps ziemlich stark konkurrenziert», weiss Hans Hirschi. Die Untersaat brachte ein weiteres Problem mit sich: Zum Zeitpunkt, als Stängelrüssler und Rapsglanzkäfer präsent waren und nach Bekämpfungsschwelle eigentlich hätten behandelt werden müssen, blühten in den herbizidlosen Parzellen mit Untersaat diverse Samenunkräuter.
Das Problem: Blühende Pflanzen ziehen Bienen und Hummeln an. Vorschriftsgetreu verzichtete man trotz Schädlingsbefall in diesen Parzellen auf eine Insektizidbehandlung. Hans Hirschi dazu: «Uns ist generell wichtig, dass wir praxisnahe Versuche durchführen und uns an den ÖLN halten. Alles andere nützt der Schweizer Landwirtschaft nichts», ist er überzeugt.