Es hatte eine Weile gedauert, bis Samuel Mathis es bemerkte: Es fehlte Geld in der Kasse. Der Landwirt aus dem Kanton Baselland bewirtschaftet und pflegt ein Blumenfeld, auf dem sich die Kunden selbst bedienen können und anschliessend selbstständig in die Kasse einzahlen.

Verlust fiel nicht auf

Dieses System baut auf Vertrauen auf. Das klappt in der Regel ganz gut, die meisten Kunden zahlen wie es sich gehört. Doch im letzten halben Jahr gingen die Einnahmen zurück. «Anfangs dachten wir, es sei das Wetter schuld, dass so wenig Geld in der Kasse war», erzählt Mathis. Denn es fehlte nicht einfach plötzlich die Kasse. Die Diebe gingen schlau vor. Sie fischten die Nötli aus dem schmalen Schlitz – und das wahrscheinlich über längere Zeit hinweg, ohne dass der Verlust gross aufgefallen wäre. Für Mathis ist der Schaden erheblich: «Natürlich kann ich nicht genau beziffern, wie viel Geld uns abhandengekommen ist. Aber ich gehe von rund 1000 Franken aus.»

Die Technik der Langfinger ist ausgeklügelt: An einem Nylonfaden befestigten sie Klebeband und fischten damit vorsichtig nach den Scheinen. «Ein Kollege von mir, der die Kasse konzipiert hatte, erzählte mir von dieser Strategie. Sonst wüsste ich es vielleicht heute noch nicht», sagt Mathis. Indizien für einen Diebstahl mittels selbst gebastelter Angelrute seien zerrissene Nötli in der Kasse, die beim Versuch, sie herauszuziehen gerissen seien. Ausserdem habe Mathis Klebeband in der Kasse gefunden. «Ich meldete den Vorfall der Polizei und machte Anzeige gegen Unbekannt», so der Landwirt. Geschnappt wurde niemand.

Mathis hat nun seine Kasse aufgerüstet. Zum einen hat er ein Plättchen eingeschweisst, das den Schlitz der Kasse verkleinert. Zum anderen hat er Schrauben eingelassen, die, wie ein Kamm, die Nötli vom Klebeband streifen sollen. «Es wird sich zeigen, ob das reicht, um die Diebe abzuhalten», sagt Mathis hoffnungsvoll.

Mit Kamera und bargeldlos

Diebstähle kommen in Hofläden ab und zu vor. Gut dagegen geschützt ist man, wenn der Hofladen bedient ist. Doch nicht jeder Betrieb hat genügend Arbeitskräfte und Zeit, den Hofladen zu betreuen. Alternativen sind gefragt. Einige Betriebe setzen auf die bargeldlose Bezahlung, beispielsweise via Twint. Bei diesem Bezahlsystem werden mit der Twint-App QR-Codes gescannt, woraufhin der Preis für das Produkt auf das Konto des Landwirten überwiesen wird. Das funktioniert auch auf einem unbedienten Blumenfeld oder im Hofladen. Der Vorteil dabei ist, dass kein Bargeld mehr in die Kasse kommt, das dann gestohlen werden könnte. Familie Mathis setzt ebenfalls auf Bezahlung mit Twint. Sie bietet parallel dazu die Möglichkeit, in die Kasse einzuzahlen – für jene Kunden, die kein Twint haben.

Massnahmen wirken

Auch wenn Twint angeboten wird, können Langfinger nach wie vor Lebensmittel oder Blumen mitgehen lassen, ohne zu bezahlen. Mit einer Überwachungskamera könnte man solche Übeltäter auf frischer Tat ertappen. Hat sich das Samuel Mathis schon einmal überlegt? «Zurzeit sind wir in der Planung, um eine Kamera auf dem Feld zu installieren», bestätigt der Landwirt.

Mit diesen Massnahmen soll den Dieben der Garaus gemacht werden. Samuel Mathis ist zuversichtlich. «Bis jetzt haben wir keinen Verlust mehr bemerkt», sagt er erleichtert. Es sieht aus, als würden der Schraubenkamm und der verengte Schlitz Wirkung zeigen. Mathis bleibt aber nach wie vor vorsichtig. Er leert die Kasse nun regelmässiger. Man weiss ja nie. Und so wäre bei einem allfälligen erneuten Geldfischen immerhin die Ausbeute für die Diebe nicht so gross.