Produkte mit «effektiven Mikroorganismen», kurz EM, versprechen die Bodenfruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum wieder zu verbessern und die Gesundheit von Tieren zu fördern. Über die Wirkung streiten sich die Wissenschaftler.
Keine Belege aus der Schweiz
Agroscope untersuchte 2010 in einem vierjährigen Feldversuch die Wirkung der EM auf einem typischen Schweizer Boden. Unter Bio-Bewirtschaftung wurden in aufeinanderfolgenden Jahren Kartoffeln, Wintergerste, Luzerne und Winterweizen angebaut. Ein Teil der Versuchsfläche erhielt regelmässige EM-Gaben als Spritzpräparat, ein weiterer Teil wurde mit pflanzlichem Material behandelt, das mit EM fermentiert wurde. Die Forscher kamen zum Ergebnis, dass «effektive Mikroorganismen» weder eine Wirkung auf das Wachstum der Ackerkulturen noch auf die Bodenfruchtbarkeit hatten. Einzig positiv trat das mit Ferment behandelte Pflanzenmaterial auf, was aber auf die damit zugeführten Nährstoffe und nicht auf die Präsenz der Mikroorganismen zurückzuführen sei. Belegt wurde dies durch ein Kontrollexperiment, mit Pflanzenmaterial ohne EM.
Ausland zeigt EM-Effekte auf
Im asiatischen und europäischen Raum aber haben Wissenschaftler zum Teil die positiven Effekte von EM an verschiedenen Kulturen und in der Tierhaltung festgestellt. In einer chinesischen Studie des College of Resources and Environmental Science in Peking konnte ein höherer Biomasseanteil in EM-behandelten Flächen nach fünf Jahren festgestellt werden. Unabhängig voneinander belegte die deutsche Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Weihenstephan sowie die österreichische Universität für Bodenkultur Wien (Boku) einen erhöhten Ertrag bei Tomaten. Letztere beobachtete zudem einen früheren Pflanzenaufgang, mehr Chlorophyll, einen höheren Ertrag an marktfähigen Früchten und eine geringere Blütenendfäule, aber in Kombination mit Gesteinsmehl. Die niederländische Universität Wageningen beobachtete in einem Grünlandversuch nach vier Jahren EM-Anwen-dung eine durchschnittliche Erhöhung des Humusgehaltes von 6,5%. Ein Freilandversuch konnte allerdings keine klaren Ergebnisse liefern, da die Bodenverhältnisse sehr heterogen waren. Die Boku untersuchte zudem die Zugabe von EM zur Rindergülle und im Schweinemaststall. Es zeigte sich eine Reduktion der Emissionen von klimarelevanten Gasen.
Fehlende Vergleichbarkeit
Die Wissenschaftler bemängelten allerdings, dass zum Teil Angaben fehlten, die die Wiederholbarkeit von Versuchen und damit die Vergleichbarkeit mit anderen Ergebnissen ermöglichen. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Belege und der positiven Rückmeldung von Landwirten, die EM einsetzen, will Agroscope zusammen mit Partnern in einer weiteren Studie die Effekte von EM auf das Pflanzenwachstum und die Bodenfruchtbarkeit untersuchen. Hierzu sollen zusätzlich Umfragen bei den Landwirten gestartet und analysiert werden, wie Agroscope-Wissenschaftler Marcel van der Heijden bestätigt.