Zufrieden glotzen Niklaus Baumanns Milchkühe und schmatzen genüsslich an ihrer Mais-Gras-Silage. «Riecht es hier?», fragt er in seinem Stall die Redaktorin der BauernZeitung. «Normalerweise dürften Sie das Ammoniak nicht mehr riechen.» Denn Niklaus Baumann behandelt seinen Milch- und Mastviehstall mit einer von Mikroorganismen fermentierten Lösung. «Das sorgt für ein besseres Stallklima», ist der Landwirt aus Arni BE überzeugt. Sein Wundermittel aus verschiedenen Mikroorganismen verdrängt übel riechende Stoffe, die durch Fäulnisbakterien verursacht werden. Die Mikroorganismen kommen aber nicht nur oberflächlich zum Einsatz: «Ich gebe sie auch dem Futter bei oder oral bei Verdauungsproblemen».
EM für eine bessere Darmflora
Seit 15 Jahren setzt Niklaus Baumann nun Mikroorganismen im Stall ein. «Meine Frau hat mich dazu inspiriert», sagt er. Im Gesangsverein hatte sie damals den Geschäftsführer der Firma EM Schweiz AG, Ueli Rothenbühler, kennengelernt. Er empfahl ihr, den Garten mit «effektiven Mikroorganismen» zu behandeln, die er bereits seit 20 Jahren für die Landwirtschaft, Tiere und aktuell auch für Menschen herstellt. «Schon nach zwei bis drei Jahren bemerkten wir einen positiven Effekt im Gemüsegarten: Mehr Humus, mehr Regenwürmer sowie ein gesunderes und kräftigeres Wachstum der Pflanzen», erzählt Baumann. Im Gespräch mit Rothenbühler fand Baumann heraus, dass die effektiven Mikroorganismen auch gegen Verdauungsprobleme direkt an seinen Kühen und auch als vorbeugende Massnahme in der Fütterung eingesetzt werden können: «Gras und Mais vermische ich gleich nach dem Häckseln mit dem Ferment.» So nennt Baumann das Wasser-Mikroorganismen-Gemisch, was vorhergehend in einem Tank gegart wurde (s. Kasten «Wie EM-Lösung herstellen?»). Das Ferment stellt der Landwirt in einem 100-Liter-Tank auf den Häcksler. Pro Kubikmeter Gras oder Mais werden dann zwei Liter vom Ferment mit dem Schlauch beigemengt und schliesslich im Silo gelagert. «Die behandelte Gras-Mais-Silage gebe ich dann den Kühen täglich zum Fressen. Wenn dann doch mal eine Kuh Verdauungsprobleme hat, gebe ich ihr mit der 1-Liter-Flasche extra noch einen halben Liter Ferment.» Hier zeigt sich eine extrem schnelle Wirkung innerhalb von zwei bis drei Stunden, sagt Baumann begeistert. Er empfiehlt: «Wenn jemand der Wirkung nicht ganz vertraut, sollte er die effektiven Mikroorganismen zuerst so testen. Hier sieht man den schnellsten Erfolg.»
Gülle macht Pflanzen grüner
Seit 15 Jahren setzt Niklaus Baumann die effektiven Mikroorganismen auch auf seinem Acker ein: «Ich beobachte, dass das Gras sehr viel grüner und ertragsreicher ist, aber leider habe ich keinen Vergleich.» Der Landwirt bringt die Mikroorganismen mit der Gülle auf seinem frischgesäten Maisacker aus. Behandeln muss er seine Gülle dabei nicht mehr, denn «meine Kühe fressen die fermentierte Gras-Mais-Silage und scheiden die Mikroorganismen auch wieder aus. Meine Gülle ist also schon vorbehandelt.»
Weniger Schnecken auf Acker
Das EM-Ferment kann aber auch auf Gründüngung ausgebracht und eingearbeitet werden. Sie ist damit ein Bestandteil der «regenerativen Landwirtschaft nach Näser und Wenz», die durch den deutschen Agraringenieur Dietmar Näser immer mehr an Bekanntheit gewinnt (s. Kasten). «Die regenerative Landwirtschaft ist ein System von Anbaumethoden und Prinzipien, die die Biodiversität erhöht, Böden anreichert, Wasserkreisläufe verbessert und die Leistung von Ökosystemen erhöht», sagt Landwirt und EM-Berater Fritz Duppenthaler aus Melchnau BE. Er hat vor einem Jahr einen Kurs zur «regenerativen Landwirtschaft» von Dietmar Näser und Geschäftspartner Friedrich Wenz besucht und gleich auf seinem Betrieb getestet. «Mein Boden ist stark erosionsgefährdet, weshalb ich seit 20 Jahren Direktsaat betreibe. Zudem hat er einen Humusgehalt von nur 1,9 Prozent. Das möchte ich ändern», sagt Duppenthaler. Auf seine Gründüngung bringt der Landwirt deshalb mit einer 100- bis 200-Liter-Fronteinspritzung das EM-Ferment, in diesem Fall auch Rottelenker genannt, aus und arbeitet es mit seiner Ackerfräse 3 bis 4 cm tief ein. «Dann beginnen die effektiven Mikroorganismen ihre Arbeit. Sie verdrängen die fäulniserregenden Bakterien und helfen, die Mulchmasse in kurzer Zeit umzubauen. Damit sind Schnecken in der Hauptkultur auch kein Thema mehr», so der Landwirt. Danach lässt Fritz Duppenthaler den Mulch 12 Tage ruhen bis der grüne Teppich verrottet ist und sät anschliessend ganz normal seine Hauptkultur. Um die Abwehrkräfte und Leistungsfähigkeit der Pflanzen anzuregen, behandelt er seine Kultur zusätzlich drei bis vier Mal mit Komposttee (enthält u. a. Ferment und Mineralstoffe). «Nach dem Spritzen von Komposttee verkümmern die Unkräuter zum grossen Teil sehr schnell.» Nach vier bis fünf Wochen stellt Duppenthaler zudem einen Unterschied in der Bodenstruktur fest: Die Krümelung ist locker und es gibt mehr Regenwürmer. Geduld brauche man aber mit dem Humusaufbau. Dieser benötige laut dem Landwirt einige Jahre.