Die Fenaco rät den Landi-Läden von Standaktionen im Zusammenhang mit den Pflanzenschutz-Initiativen ab. Das sorgt in bäuerlichen Kreisen wie berichtet für Irritation. Im Interview nimmt CEO Martin Keller Stellung zum Thema.
Die Fenaco hat sich bisher mit 400 000 Franken an der Kampagne gegen die Initiativen beteiligt, werden Sie noch tiefer in die Tasche greifen?
Martin Keller: Ja, die Fenaco wird weitere Mittel sprechen, wenn dies nötig ist. Wir stehen zu den Landwirt(innen) und stärken ihnen in dieser besonders herausfordernden Zeit den Rücken. Mit unseren Beiträgen unterstützen wir die nationale Kampagne der Allianz gegen die extremen Agrar-Initiativen, die der Schweizer Bauernverband initiiert hat. Es ist eine starke Kampagne, die breit abgestützt ist. Ich bin überzeugt, dass sie ihre Wirkung beim Stimmvolk nicht verfehlen wird.
Sie wollen keine Standaktionen im Umfeld von Landi-Läden, wie haben die Genossenschaften darauf reagiert?
In unseren Detailhandelsläden wollen wir keine Politik betreiben. Alle Kund(innen) sind uns willkommen, unabhängig von ihrer politischen Gesinnung. Unsere Mitglied-Landis kennen diese Empfehlung seit Langem. Letztlich liegt der Entscheid im Einzelfall jedoch bei der Landi.
Wäre ein Landi-Laden nicht das ideale Umfeld für Erklärungen im Hinblick auf die Abstimmung?
Entscheidend für eine erfolgreiche Kampagne ist, dass sie einen glaubwürdigen Absender hat. Die Bäuerinnen und Bauern sind genau das. Sie geniessen in der Bevölkerung einen starken Rückhalt. Wenn sie mit den Stimmbürger(innen) in Dialog treten und ihre Argumente darlegen, dann hat das eine grosse Kraft. Auch wir werden uns einbringen, etwa indem unsere Spezialist(innen) Fachinputs liefern. Wir werden uns auch zu den negativen Folgen der Initiativen für die Lebensmittelverarbeitung äussern. Diese Auswirkungen stehen zurzeit noch im Schatten der Pflanzenschutzdebatte.
Sie stehen im Kreuzfeuer der Kritik der Initianten und der Kampagne «Agrarlobby stoppen». Ist Fenaco tatsächlich Profiteur der Agrarpolitik?
Die Vorwürfe der Kampagne «Agrarlobby stoppen» sind haltlos und Teil der Abstimmungskampagne. Wir haben den Auftrag, die Landwirt(innen) bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Betriebe zu unterstützen. Steigende Mitgliederzahlen und Marktanteile zeigen, dass wir unserem genossenschaftlichen Auftrag gerecht werden. Zudem investieren wir erhebliche Mittel in Land- und Ernährungswirtschaft, in physische und zunehmend in digitale Infrastrukturen oder auch in die Forschung. Und wir beteiligen unsere Mitglieder am Unternehmenserfolg. Jedes Jahr entrichtet Fenaco über 30 Mio Fr. an die Landis und deren Mitglieder.
Trotz dieser Kritik kommunizieren Sie sehr zurückhaltend, wollen Sie sich nicht etwas offensiver verteidigen?
Die Initianten von «Agrarlobby stoppen» versuchen bewusst, einen Keil zwischen die Bauernfamilien, deren Partner und Verbände zu treiben und so das Nein-Lager zu schwächen. Auf diesen Schlagabtausch werden wir uns nicht einlassen. Stattdessen wollen wir darüber sprechen, was wir alles für eine noch innovativere und nachhaltigere Landwirtschaft tun. Ich denke da z. B. an die Forschungskooperationen mit der ETH Zürich, dem FiBL, Agroscope und anderen Institutionen, an unser Engagement für alternativen Pflanzenschutz, die Initiativen im Smart Farming oder unseren Beitrag zur Energiewende mit Solaranlagen, Wasserstofftankstellen und E-Ladestationen. Diese Art der Kommunikation werden wir noch verstärken.
Das Interview wurde schriftlich geführt.