Mit rund 1800 Hektaren ist Zürich der moorreichste Kanton des Mittellands. Das schreibt die Zürcher Baudirektion in einer Medienmitteilung und gibt gleichzeitig zu bedenken: Das seien lediglich noch rund zehn Prozent der ehemaligen Moorflächen im Kanton. Die erhaltenen Moorflächen seien zudem klein und isoliert. Die Artenvielfalt könne sich in ihnen langfristig nicht halten.

Vernetzt und artenreich

Auf Basis des im Jahr 1995 beschlossenen Naturschutz-Gesamtkonzepts hat die Zürcher Regierung ihren Verantwortlichen für den Naturschutz den Auftrag erteilt, so genannte Moorergänzungsflächen zu eruieren. Es handelt sich dabei um Flächen von insgesamt 1300 Hektaren, die sich besonders zur Wiederherstellung von grossen und vernetzten Feuchtgebieten mit einer hohen Artenvielfalt eignen. Für diese Flächen gelten folgende Regeln:

  • Der Kanton richtet auf diesen Flächen keine Subventionen für die Sanierung oder Erneuerung von Drainagen aus.
  • Er erteilt auf diesen Flächen keine Bewilligungen für Bodenaufwertungen durch Humusaufschüttungen.
  • Landwirte können diese Flächen weiterhin nutzen wie bisher.
  • Sie können auf diesen Flächen aber auch Biodiversitätsflächen anlegen und sich den Ertragsverlust entschädigen lassen, wenn sich wieder Moore entwickeln.

So reagiert der ZBV

Mit einem Anteil von 15 Prozent an Biodiversitätsflächen statt der geforderten 7 Prozent sei der Kanton Zürich an sich sehr gut unterwegs, schreibt der Zürcher Bauernverband in seiner Stellungnahme. Allerdings stimme die Qualität dieser Flächen nicht immer. Das vorgestellte Projekt sei eine gute Möglichkeit, die Qualität vor die Quantität zu stellen. Als positiv bewertet der Zürcher Bauernverband:

  • Die Landeigentümer sind von Anfang an beteiligt.
  • Sie haben auf Basis der Freiwilligkeit die Möglichkeit, an einem Vernässungs- oder Vernetzungsprojekt teilzunehmen.
  • Ausserhalb der Moorergänzungsgebiete können Drainagesysteme ohne Einschränkungen instand gestellt werden.
  • Dabei müssen keine zusätzlichen Biodiversitätsförderflächen geschaffen werden.
  • Geschützte Flächen, welche die erforderte Qualität nicht erreicht haben, werden wieder primär der landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung gestellt.

Der Zürcher Bauernverband gibt aber auch zu bedenken, dass die Festlegung der Moorergänzungsflächen wohl auch zu einigen betrieblichen Härtefällen führen wird. Er will sich dafür einsetzen, dass «die Interessenabwägungen korrekt gemacht und faire Lösungen gefunden werden». Für die Umsetzung des Projektes fordert der ZBV eine übergeordnete Planung. Diese soll die «Interessen der produzierenden Landwirtschaft und die Interessen aus Sicht der Ökologie und Biodiversität nachvollziehbar abwägen und berücksichtigen.

Kritik der Umweltverbände

Weniger zufrieden äussern sich laut Nachrichtenagentur SDA die Umweltschutzverbände Pro Natura, WWF Zürich und Birdlife Zürich. In einer gemeinsamen Mitteilung kritisieren sie, dass es ein Vierteljahrhundert gedauert habe, bis nur schon die Flächen definiert wurden, die wieder zu Feuchtgebieten werden sollen. Ein Realisierungsplan fehle aber. Die Verbände fordern deshalb, dass der Regierungsrat innert eines Jahres einen Umsetzungsplan vorlegt.