Mit welchen Erwartungen geht das FiBL an diesen Versuch heran?

Hansueli Dierauer: Wir versprechen uns von den neuen Techniken grosse Fortschritte in der mechanischen Unkrautregulierung. Das Hauptproblem liegt bei konkurrenzschwachen Kulturen nach wie vor in der Reihe, zwischen den Reihen haben wir es gelöst. Seit 2003 haben wir bei Biozuckerrüben keine grossen Fortschritte mehr gemacht. Der Aufwand für das Jäten von Hand liegt nach wie vor bei durchschnittlich 180 Stunden pro Hektar. Der Farmdroid ist nun der erste Roboter, der Unkraut in der Reihe hacken kann. Der Schweizer Ecorobotix ist zwar auch energieautark, der neueste Prototyp setzt aber weiterhin auf Herbizide, wenn auch in kleineren Dosierungen. Das ist für uns keine Option.

Welchen Parametern gilt das Augenmerk?

Ganz klar der Reduktion der Handarbeitsstunden. Die versuchen wir möglichst gegen Null zu reduzieren. Wir vergleichen die Wirkung moderner Techniken mit betriebsüblichen. Wenn die neueste Technik hier funktioniert, dann werden wir sie im Sommer noch in anderen gesäten Kulturen wie Zwiebeln oder Raps testen. Die Zuckerrübe ist für uns sozusagen die Leitkultur mit dem grössten Potenzial. Einer der vier Testbetriebe in Rheinklingen ist übrigens ein konventioneller Betrieb. Auch hier sehen wir grosse Möglichkeiten, um Herbizide ganz oder grösstenteils zu eliminieren. Wahrscheinlich braucht es über den Winter 2021 Anpassungen für Länder wie die Schweiz. Diese können wir zusammen mit dem Hersteller entwickeln.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen? 

In Dänemark sind letztes Jahr schon Grossversuche gelaufen, die angeblich funktioniert haben. Dänemark ist aber nicht die Schweiz, die Böden sind viel leichter, alles ist praktisch flach. Bei uns braucht es insgesamt mehr Power. Hanglagen sind eine grosse Herausforderung wegen Schlupf und seitlichem Rutschen.

Wie stehen die Chancen, dass der Roboter dem Bio-Zuckerrübenanbau einen Schub verleiht?

Wenn wir den Durchbruch schaffen, wird sich das schnell verbreiten und dem Bio-Zuckerrübenbau Schub verleihen. Unsere Versuche werden ja von allen Seiten und von der Presse sehr gut beobachtet und dokumentiert. Das Resultat sehen wir erst, wenn wir die Arbeitsstunden ausgewertet haben. Wenn die Versuche positiv ausfallen, braucht es dann relativ viele Roboter. Ein Gerät ist auf eine maximale Fläche von 20 ha ausgelegt ist, mehr liegt nicht drin. Es könnte überbetrieblich angeschafft werden. Ein Transport sollte aber vermieden werden.

 

Zwei Roboter im Einsatz

Der selbstfahrende Roboter Farmdroid ist in der Lage, selbstständig Zuckerrüben zu säen und zwischen den Reihen zu jäten. Die Forschungsanstalt Agroscope, die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), das FiBL und die Fondation rurale interjurassienne (FRIJ) sind seit zwei Jahren in einem grossen vom BLW finanzierten Projekt daran, den Einsatz von Robotern und moderner Hacktechnik zu prüfen und weiter zu entwickeln. Der Standort Genf wird von der HAFL betreut, der Kanton Thurgau vom FiBL. Den technischen Support leisten Marius Frei von der Firma Lenzberg Precision Farming sowie die Firma Farmdroid aus Dänemark.