350 bis 1200 Stunden investiert ein Produzent pro Jahr in die Bewirtschaftung einer Hektare Obst. Wenn er hier alles richtig gemacht hat, darf er sich aber noch nicht zurücklehnen: Die Zielgerade zwischen Ernte und Verkauf ist anspruchsvoll.
Kunden honorieren Qualität
«Die Qualität der Früchte muss stimmen; Geschmack, Reifegrad und Aussehen. Dann ist die Kundschaft bereit, einen angemessenen Preis zu bezahlen», weiss Andreas Seeholzer. Der Landwirt und seine Frau Marietta vom Saumhof in Künten AG vermarkten ihre acht Hektaren Obst vor allem im Hofladen und über Volg-Läden in der Region. Seeholzers waren Gastgeber an einem Fachkurs zum Thema Früchtequalität des landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg.
Auch auf dem Saumhof fallen das Obst und besonders die Zwetschgen heuer in grosser Menge und guter Qualität an. Da schaffen es nur die schönsten Früchte ins Verkaufsregal, die anderen landen im Fass. Bewährte Sorten wie Dabrovice oder Katinka machen sich dieses Jahr gemäss Seeholzer sehr gut.
In Sortieranlage investiert
Vor falschem Handling nach der Ernte warnte Franz Kramer, Obstproduzent aus Leuggern AG. Der Referent verwies auf ungeeignete Lagerbedingungen, zu viele Manipulationen oder bei zu tiefen Temperaturen und falsche Einstellungen von Sortieranlagen. In eine solche Anlage für Kirschen haben er und seine Eltern vor zwei Jahren investiert. Sie kostet neu 120 000 Franken, noch ohne Stieltrenner. Die Investition könne sich ab 4,5 bis 5 Hektaren Obst lohnen, erklärte der Junglandwirt. Aber es funktioniere nur mit einem Betriebsleiter, der gewillt sei, sich mit der Maschine auseinanderzusetzen. Denn bei diesem hochmodernen Gerät müssen zahlreiche Parameter eingestellt werden, damit die Sortierung korrekt läuft.
Frühzeitig planen
«Die Erntekontrolle ist Chefsache», erklärte Daniel Schnegg, Fachspezialist Obstbau vom LZ Liebegg. Bei der Auslagerung und Kommissionierung brauche es frühzeitige Planung, um Temperaturschwankungen und Kondenswasserbildung zu verhindern. Eine einmal geöffnete Kühlzelle sei möglichst rasch zu leeren und die Kühlkette bis zum Abnehmer einzuhalten. Er riet, von jedem Posten Obst ein Rückstellmuster zu nehmen, bis dieser verkauft sei. Auch zu Ernte und Lagerung gab er Tipps:
- Ernteteam schulen («einmal erklären hält nicht lange»).
- Früchte rasch einlagern, aber starke Temperaturschwankungen vermeiden.
- Tagesfrüchte wie Kirschen und Zwetschgen rasch kühlen und sofort verkaufen.
- Kernobst getrennt im CA-Lager lagern, nur Früchte bester Qualität, in der Regel die erste Lese.
- Früchte schonend manipulieren, möglichst unter trockenen Bedingungen und bei über 10 Grad Celsius.
- Dichtheit der Lagerräume frühzeitig überprüfen, Funktionskontrolle der Aggregate durchführen. Mit Thermometer und Hygrometer doppelt absichern. Raumtemperatur und CO2-Werte nach Obstart und Sorte einstellen.
- Lagerjournal führen.
- Gebinde beschriften, Rückverfolgbarkeit sichern.
Präsentation ist wichtig
Angesichts des Hofladens von Marietta Seeholzer auf dem Saumhof erklärte Daniel Schnegg, er wünsche sich auch beim Grossverteiler eine so schöne Präsentation der Schweizer Früchte – erntefrisch, aromatisch und saftig. Faire Preise forderte er vom Handel, aber auch von den Direktvermarktern: Unterpreisig angebotenes Obst im Hofladen sei ein schlechtes Signal an die Grossverteiler.