Auch der Regen in den letzten Tagen ändert nichts daran, dass die Trockenheit in diesem April ungewöhnlich war. In mehreren Regionen ist der Niederschlag bis zum 26. April ganz ausgeblieben. Gemäss langjährigem Mittel von Meteo Schweiz gibt es im April normalerweise 60–80 mm Regen.
Restfeuchte im Boden ist fast aufgebraucht
Auch die Messungen der Bodensonden im Bewässerungsnetz der HAFL dokumentieren die aussergewöhnliche Trockenheit: In einer Weide in Riedholz waren die Messwerte am 21. April so tief wie letztes Jahr erstmals im Juli. Die Restfeuchte aus dem Winter ist fast aufgebraucht. Um den Bodenwasserspeicher wieder aufzufüllen, braucht es nun rund 40 mm Regen. Gefallen sind bis jetzt (28. 4.) erst 10 mm.
Trockene Jahre sind in der Regel besser als nasse
Abgesehen von Gemüsekulturen braucht es auch in einem solch trockenen Frühjahr nur in Ausnahmefällen Zusatzwassergaben. Kommt nun der ersehnte Regen, dürften die Ertragsaussichten für den Ackerbau noch nicht getrübt sein. Aus Erfahrung wissen wir, dass trockene Jahre meist besser sind als zu nasse. Trotzdem sollten wir uns Gedanken darüber machen, wie wir die Anbautechnik im Hinblick auf optimale Nutzung des verfügbaren Wassers anpassen können.
Ein trockener Frühling kann stressresistenter machen
Das sind die Auswirkungen und Anpassungen bei den Ackerkulturen: Die Kartoffeln beziehen nach der Pflanzung den Hauptteil des Wassers aus den Knollen. Durch die Trockenheit beeinträchtigt waren daher bloss die Frühkartoffeln. Die kritische Phase für Wasserstress liegt bei Kartoffeln bei Beginn Knollenansatz. Zu wenig Wasser in dieser Phase kann sich negativ auf die Knollenanzahl und den Ertrag auswirken und auch das Auftreten von Flach-, Tief- und Buckelschorf begünstigen. Im Jahr 2017 war der April ebenfalls trockener als gewohnt. Auf einigen unbewässerten Parzellen des Bewässerungsnetz konnten trotz Trockenphasen im Juni und Juli gute Erträge erreicht werden. Das trockene Frühjahr hat die Wurzelbildung angeregt und Wasseraufnahmen aus bis zu 50 cm im Sommer ermöglicht. Etwas Trockenheit im Frühjahr kann auf Standorten mit guter Bodenstruktur die Stresstoleranz im Sommer also verbessern.
Bei den Zuckerrüben hilft eine tiefere Saat
Das Wachstum der Zuckerrüben war durch die Trockenheit eingeschränkt, insbesondere auf Standorten mit ungenügendem Bodenschluss. Deshalb wurde an einzelnen Standorten mit unregelmässigem Auflaufen bereits früh bewässert. Die Keimung konnte in diesem Frühjahr auch durch eine tiefere Rübensaat auf 4 bis 5 cm Tiefe statt 2 cm gefördert werden – eine gute Möglichkeit, um der Trockenheit entgegenzuwirken, die künftig häufiger beobachtet werden könnte.
Getreide und Raps brauchen kaum Bewässerung
Die Winterkulturen profitierten von ihrem tiefen Wurzelsystem. Raps kann auf tiefgründigen Standorten Wasser aus bis zu zwei Metern Tiefe aufnehmen und hat dadurch auch in trockenen Phasen Anschluss zu genügend Wasser. Ähnlich verhält es sich beim Getreide. In einer Gerstenparzelle vom Bewässerungsnetz reicht die Hauptwasseraufnahme nun bereits bis auf 50 cm und seit Ende März wurden 60 mm Wasser aufgenommen.
Langsam wirkende Dünger sind bei Trockenheit besser
Bei allen Ackerkulturen herausfordernd ist die ungenügende Düngerwirkung bei Trockenheit. In einem Versuch der HAFL in diesem Frühjahr in Weizen zeigte eine frühe Applikation von flüssigem Ammonsulfat in den Boden (Cultan-Verfahren) eine deutlich bessere Stickstoffwirkung als das Verfahren mit mehrmaligen Gaben von Ammonsalpeter. Dies zeigt die Vorteile von langsam wirkenden oder stabilisierten Stickstoff-Düngerformen bei trockenen Bedingungen. Der Einsatz dieser Dünger könnte in Zukunft bei allen Ackerkulturen an Bedeutung gewinnen.