Seit dem Vegetationsbeginn Anfang März fielen in der Schweiz 46 mm (Basel) bis 92 mm (Lugano) Regen. Das ist nur die Hälfte der im langjährigen Schnitt üblichen Niederschläge. Die einzige Ausnahme ist das Wallis, dort fiel der Regen bisher normal aus. Kalte Nächte und die Bise bestimmen das Wetter seit Mitte März. Nun sind die obersten 5 bis 15 cm des Bodens ausgetrocknet. Bisher sind noch keine Schäden im grossen Ausmass feststellbar.

Eine gute Obsternte ist noch möglich

Im Vergleich zu 2019 betrug der Vegetationsvorsprung Mitte März rund eine Woche. Im Gegensatz zu 2017 und 2019 traten die Frostnächte in einem früheren phänologischen Stadium auf, wo die Blütenknospen noch leicht tiefere Temperaturen ertragen sollten als zur Vollblüte und abgehenden Blüte. Das Potenzial für eine normale Ernte auf nationaler Ebene ist immer noch vorhanden. Dank dem aktuell sonnigen Wetter bestäuben die Insekten momentan die Obstkulturen und den Raps. Entscheidend sind nun die weiteren Bedingungen (Temperaturen, Schädlingsdruck, Wasser) bis zum Erntezeitpunkt.

Ideale Bedingungen für Feldarbeiten

Für den Start der Feldarbeiten sind die Bedingungen ideal. Jedoch haben Bise und starke Fröste das Getreide in Mitleidenschaft gezogen. Die Wintersaaten laufen ungenügend auf, denn die oberste Humusschicht ist ausgetrocknet. Für Feldarbeiten wie Mais und Zuckerrüben säen, sowie Kartoffeln pflanzen, sind die Bedingungen ideal.

Den Zuckerrüben geht es noch gut

Samuel Jenni, Geschäftsleiter der Schweizer Fachstelle für Zuckerrübenanbau, bestätigt, dass momentan bei den gekeimten Zuckerrüben noch alles im grünen Bereich sei. Besonders die früh gesäten Rüben seien inzwischen über das Keimblattstadium hinausgewachsen. «Rüben sind Pfahlwurzler und machen schon jetzt Wurzeln bis zehn Zentimeter in die Tiefe und finden dort genügend Feuchtigkeit», erklärt Jenni. Zu flach gesäten Rüben fehlt das zur Keimung benötigte Wasser. Es kann sein, dass der Aufgang sich nun verzögert, bis ausreichend Regen kommt. «Ein Grossteil der Rüben ist bereits aufgelaufen und diese haben es lieber trocken und sonnig als nass und kalt.» Rübensamen können problemlos vier Wochen im trockenen Boden liegen, ohne aufzulaufen, das mache ihnen nichts, erklärt der Fachmann.

Gemüse wird bereits bewässert

Auch im Gemüsebau bringt die aktuelle Situation neue Herausforderungen. Roger Jampen, Gemüsebauer aus Brüttelen BE bestätigt, dass auch im Seeland die Böden sehr trocken seien. «Das Problem sind jetzt die gesäten Kulturen wie Zwiebeln und Karotten. Diese müssen wir nun schon bewässern, damit sie überhaupt keimen können.» Das Bewässern sind die Produzenten von Gemüse, Kirschen und Erdbeeren aber gewohnt. Gesetzte Gemüsekulturen werden so oder so praktisch immer bewässert und die Betriebe sind dafür eingerichtet. So erhielten im Grossen Moos auch schon die Velofahrer ab und zu eine kühle Dusche.

Nord- und Nordostschweiz sind sehr trocken

Am Ostermontag fielen entlang der Alpen geringe Niederschläge, aber es bleibt trocken. In der Zentral- und Ostschweiz fielen die Niederschläge etwas üppiger aus. Am meisten Regen wurde mit 16,6 mm in Trogen AR registriert, wie SRF Meteo berichtet. Sehr trocken ist es in der Nord- und Nordostschweiz, von Basel bis Kreuzlingen. Für den 19. April sind leichte Regenfälle angekündigt. Und vom 21. bis 27. April ist das Wetter weiterhin hochdruckbestimmt und stabil. Die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Schauerzellen ist gering. Die Temperaturen liegen über der jahreszeitlichen Norm.

Mehr Ertrag beim Getreide möglich

Falls die nächsten zwei bis drei Wochen zu wenig Regen fällt, sind die Saaten von Zuckerrüben und Mais gefährdet. Es besteht die Gefahr, dass sie nach dem Auflaufen vertrocknen.

«Trockenheit im Frühjahr führt in den meisten Fällen dazu, dass das Wurzelwachstum verstärkt wird und später aufgrund des besser ausgeprägten Wurzelwerks mehr Ertrag gibt, dies gilt insbesondere für Herbstsaaten», sagt Andi Distel, Leiter Pflanzenschutzdienst am landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Die aktuelle Trockenheit sei schon sehr aussergewöhnlich, aber ein grosses Problem sei diese bislang noch nicht. Das grösste Risiko sieht Distel bei den Zuckerrüben. Diese sind jetzt im Keimblatt und kommen im Wuchs nicht wirklich weiter. «Bei diesen Bedingungen fühlen sich dazu die Erdflöhe wohl. Daher erhalten wir momentan viele Anfragen für Sonderbewilligungen, um diese zu bekämpfen.»

Die Waldbrandgefahr ist hoch

Die aktuell ausbleibenden Regenfälle bringen noch eine weitere Gefahr mit sich, die Waldbrandgefahr. Laut der SDA hat der Kanton Bern die Gefahrenstufe 4 (gross) ausgerufen. Mehrere Kantone, unter anderem Bern, Basel-Stadt, Neuenburg, Solothurn und Waadt, erliessen Feuerverbote im Wald.