In der produzierenden Landwirtschaft sind enorm grosse Anstrengungen und Bemühungen vorhanden, um alle Möglichkeiten für einen Pflanzenschutz ohne synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel auszuloten. Dies erfolgt auch mit natürlich gewonnenen Präparaten, mit denen die Pflanzenvitalität und das pflanzliche Immunsystem gezielt gestärkt werden sollen.
Bildung von Abwehrstoffen
In der humanen Naturheilmedizin wird mit gezielter Ernährung und der Zufuhr von Spurenelementen das menschliche Immunsystem präventiv gestärkt. Analog finden diese Methoden auch in der landwirtschaftlichen Praxis, beispielsweise im Biodynamischen Landbau (Demeter), eine breite Anwendung. Hier vertraut man auf die natürliche Resistenz gegenüber Krankheiten aller Art.
Auf solche Effekte setzen auch immer mehr Anbieter im Bereich des modernen Pflanzenschutzes. Die entsprechenden Präparate werden auf natürlicher Basis aus hochwertigen Rohstoffen beispielsweise aus Pflanzenextrakten, Gesteinsmehlen oder Aminosäuren gewonnen. Entsprechend werden sie in flüssiger Form oder auch pulverförmig als Mehl angeboten. Dabei steht die Stärkung des pflanzlichen Immunsystems und des Stoffwechsels im Zentrum. Dies erfolgt im gemeinsamen Ansatz von Biologie, Physik und Chemie. Natürlich eingesetzte oder zugeführte Mikrowirkstoffe können dabei beispielsweise den Stoffwechsel stimulieren oder in der Pflanze für die Bildung von natürlichen Abwehrstoffen gegen Krankheiten, aber auch tierische Schäden sorgen. Damit wird die Pflanze und deren Anfälligkeit für Krankheiten dank einer verbesserten und gestärkten Immunität auch widerstandsfähiger und entsprechend robuster.
Weniger Kosten als für konventionelle Mittel
Der in Benken (ZH) wohnhafte Unternehmer René Nohl und Weinliebhaber hat diesen Faden für einen neuen Weg im Pflanzenschutz aufgenommen: Er übernahm den Vertrieb solcher Produkte des Herstellers Sanovita. Das süddeutsche Unternehmen aus Tuttlingen, hat sich auf die Produktion und den Vertrieb von Produkten spezialisiert, die zur nachhaltigen Gesundheitsverbesserung von Böden, Saatgut, Pflanzen und auch Nutztieren beitragen sollen. «Wir setzen dabei Mineralien ein. Diese sind keine Pflanzenschutz-, sondern Pflanzenstärkungsmittel», erklärt Nohl. Als fachlicher Berater steht ihm der Allgäuer Fritz Nüberlin zur Seite. Er verfügt als Agrarexperte über eine vierzigjährige Erfahrung. Nohl setzt in einem ersten Schritt unter anderem einen Schwerpunkt im Weinbau, wo er ein enorm grosses Potenzial sieht – auch in finanzieller Hinsicht, weil die Kosten der einzusetzenden Mittel deutlich tiefer als im konventionellen Pflanzenschutz liegen.
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Der Unternehmer René Nohl bringt in der Schweiz die Sanovita-Produkte auf den Markt, wobei ihm für die dafür notwendige fachliche Beratung Fritz Nüberlin (rechts) zur Seite steht.[IMG 2]
Erste Erfahrungen im Weinbau
Erste Erfahrungen konnte er in einer eigenen Blauburgunder Rebparzelle in Benken machen, wo er die Mittel konsequent 2020 angewendet hatte. «Diese sind nach dem ersten Jahr durchaus vielversprechend ausgefallen», zeigt sich Nohl erfreut. Dabei setzte er drei Produkte ein. «Herbagreen Z20», das als Naturprodukt in Form von Steinmehl vorwiegend aus Calcit und Zeolith zusammengesetzt ist. Calcit weisst einen hohen Kalkgehalt auf. Zeolith hat seinen Ursprung in einem Tuffgestein, das reich an Silizium und Aluminiumverbindungen ist – infolge der extrem grossen Oberfläche verfügt es über eine hohe Adsorptionskraft. Zugleich sorgen die in den Hohlräumen eingelagerten Ionen dafür, dass Schadstoffe gebunden werden können. Dieses Präparat sorge deshalb für ein gesünderes, besseres und schnelleres Pflanzenwachstum. Als zweites Produkt kam das flüssige «Herbagreen fluisan» zum Einsatz. Aus Hopfen- und weiterem Pflanzenextrakt bestehend, unterstütze es die Pflanzenverträglichkeit.
Vier bis fünf Anwendungen nötig
Grundsätzlich werden vier bis fünf Anwendungen empfohlen, wobei die erste mit beiden kombinierten Mitteln im 5- bis 9- Blattstadium mit rund 300 Liter Wasser pro Hektare zu erfolgen hat. Die zweite Behandlung mit den erwähnten Präparaten folgt, wenn die Gescheine deutlich sichtbar sind. Für die dritte und vierte Behandlung ersetzt «Herbagreen amino» das «Herbagreen fluisan». Amino besteht grösstenteils aus Aminosäuren und zeigt seine Wirkung, indem es die Nährstoffaufnahme unterstützend fördert. Die dritte Behandlung erfolgt bei Blütebeginn, wenn sich die ersten Blütenkäppchen lösen. Die vierte Behandlung wird dann eingesetzt, wenn sich die Beeren mittels Wachstum bilden, wobei nun deutlich mehr Wasser eingesetzt werden muss. Zum Abschluss erfolgt direkt nach der Lese, auf die noch vorhandene grüne Blattmasse, die eigentliche Winterspritzung. Hier kommt nur das «Herbagreen Z20» zum Einsatz.
Erhöhung der Toleranz
Gemäss Hersteller lassen sich mit dem Einsatz auch eine Ertragserhöhung und höhere Zuckerwerte realisieren. René Nohl und Fritz Nüberlin sind überzeugt, dass die mit den Stärkungsmitteln behandelten Reben Stressfaktoren wie Hitze, Trockenheit und andere vegetative und klimatische Ereignisse besser überstehen können, was zu geringeren Ernteverlusten führt. Sie sprechen von einer erhöhten Toleranz gegen biologischen und abiotischen Stress.
Doch vorerst müssten weitere, grossflächiger durchgeführte Verwendungen bestätigten, was sich im eher kleinen Rahmen im vergangenen Jahr erfolgreich zeigte. Erst mehrjährige, positiv verlaufene Versuche mit unterschiedlichem Krankheitsdruck werden zeigen, ob dies ein alternativer Weg zum konventionellen Pflanzenschutz sein wird.