Der Wirkstoffverlust bei den Pflanzenschutzmitteln geht weiter. In der Schweiz und der EU werden weitere Wirkstoffe zurückgezogen, teilweise laufen die Aufbrauchfristen bereits Mitte Jahr ab. Die kantonalen Pflanzenschutzdienste haben den Antrag gestellt, bei einigen Wirkstoffen die Aufbrauchfristen bis am 1. November 2022 zu verlängern, «denn die Planung bei den Produzenten und Herstellern hat schon stattgefunden», sagte Andi Distel, Leiter Pflanzenschutzdienst und Feldbau am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Er informierte an den Online-Pflanzenschutzabenden für die Kantone Luzern und Aargau vergangene Woche.

Die erste Abstandsauflage ist da

Zudem schränken zusätzliche Auflagen die Anwendung der erlaubten Mittel ein. Als erstes Mittel in der Schweiz erhält Bion (Salicylsäure) Abstandsauflagen zum Siedlungsgebiet, verlangt wird eine unbehandelte Pufferzone von drei Metern zu Wohnflächen und öffentlichen Anlagen. «Ich gehe davon aus, dass Abstandsauflagen für weitere Mittel folgen werden», sagte Distel. Die Anwender müssten sich gut über die Neuerungen informieren.

Durch den Schwund an Wirkstoffen entstehen nicht nur Lücken, sondern gemäss Andi ­Distel auch das Risiko von Resistenzen. Aber trotz allem gehe es weiter, wenn auch anders als bisher. Auch die Forschung entwickle sich, plädierte er für Optimismus trotz allem.

Gesunde Zuckerrüben gab es nur mit viel Aufwand

In der Region gab es im vergangenen Jahr gute Erträge im Ackerbau, selbst bei den Zuckerrüben waren sie noch zufriedenstellend im Vergleich zur Westschweiz, allerdings mit viel Aufwand verbunden, um die Erdflöhe und Blattläuse in Schach zu halten. Thomas Hufschmid vom LZ Liebegg geht für das aktuelle Jahr von einer weniger gespannten Situation au.

Weniger Läuse in diesem Jahr dank frostigem Februar

«Die Startpopulation der Blattläuse dürfte dieses Jahr tiefer sein dank den sehr tiefen Temperaturen im Februar», erklärte er an den Infoabenden. Es wird ein nationales Blattlausmonitoring angestrebt, um vor allem gegen die Grüne Blattlaus möglichst flächendeckend nach gleichem Regime vorzugehen. Präventive Insektizideinsätze seien aber grundsätzlich sehr heikel, mahnte Hufschmid.

«Lohnt es sich überhaupt noch, Zuckerrüben in integrierter Produktion anzubauen?», wollte ein Zuhörer wissen. «Es ist ein risikobehaftetes Geschäft, in gewissen Regionen könnte es noch drinliegen, wenn der Krankheits- und Schädlingsdruck tief ist. Aber im Hautpanbaugebiet habe ich Bedenken», antwortete Hufschmid.

Mehr Prävention im Anbau ist nötig

Generell werden präventive und mechanische Massnahmen wichtiger im Pflanzenbau. Zum Beispiel beim Mais, wo ab diesem Jahr ein Mesurolverbot gilt. Das Alternativmittel Korit hat geringere Wirkung gegen Krähen. Es ist wegen seiner toxischen Wirkung sehr umstritten und ist nur eine Notlösung. Die Produzenten müssen der Krähenproblematik darum präventiv begegnen: optimale Saatbedingungen, abwarten. Bodenbearbeitung nicht am selben Tag wie die Saat machen, sondern vorgängig, und sehr präzise und tief säen.

Besser kein Mais nach Mais anbauen

Der Maiswurzelbohrer hat sich 2020 von den Hotspots ins Landesinnere ausgeweitet. Der Kanton Luzern blieb 2020 ohne Funde. Im Aargau braucht es gemäss Hufschmid nicht mehr viel, bis der Kanton ganzflächig betroffen ist. «Wir empfehlen den Produzenten, in den kommenden Jahren vorsorglich keinen Mais nach Mais vorzusehen, das erhöht die Planungssicherheit», sagte Thomas Hufschmid im Hinblick auf mögliche Anbaueinschränkungen.

Scharf beobachtet wird auch das Erdmandelgras, im Aargau wie im Kanton Luzern besteht Meldepflicht. Der Pflanzenschutzdienst legt danach je nach Standort ein passendes Bekämpfungskonzept fest.