Chur Der Bio-Grischun-Preis wird dieses Jahr im Rahmen der Sendung «Rondo Magazin» von TV Südostschweiz vergeben. Nominiert sind Ramona und Edi Caduff aus Degen, Weinpionier Louis Liesch aus Malans sowie Martin «Floh» Bienerth und Maria Meyer von der Sennerei Andeer.
Überraschende Kreationen
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Ein Hauch Mongolei in der Val Lumnezia: Ramona und Edi Caduff in ihrer Jurte, die sie an Gäste vermieten. (Bild Dani Ammann)
Ramona und Edi Caduff führen in Degen in der Val Lumnezia einen modernen, vielfältigen Biobauernhof, auf dem auch Freiwillige mit anpacken. Sozusagen Krone des Betriebs ist das Hofrestaurant: Bis zu 24 Gäste bewirtet Ramona Caduff im Winter jeweils am Donnerstag, Freitag und Samstag, wenn nicht grad alle Gastrobetriebe wegen der Corona-Krise geschlossen sind.
Im Sommer kommt sie mit ihrer Küche zu den Kunden, verwandelt dort die biologischen Zutaten in Festgerichte, etwa an Geburtstagen oder Hochzeiten. Entstanden ist die Gaststätte, weil der Dorfladen schliessen musste. Da dieser auf Caduffs Grundstück stand, kaufte das Paar den Laden kurzerhand. Edi Caduff, gelernter Schreiner und Meisterlandwirt, baute die Räume vor sieben Jahren zum Restaurant mit Produktionsstätte um. Die Beeren vom Garten und das Getreide vom Feld werden dort weiterverarbeitet.
Das Paar begann vor 13 Jahren, den Hof schrittweise umzugestalten, nachdem es diesen von Edis Eltern übernommen hatte. Dort, wo Edi Caduffs Vater Braunviehkühe gemolken hatte, steht heute der Laufstall für die Mutterkühe, eine Grauviehherde. Anstatt Vertragsrinder aufzuziehen, kauften die Caduffs Skuddenschafe. Zur Landschaftspflege und fürs Fleisch halten die beiden Burenziegen, sie stammen ursprünglich aus Südafrika. Vor dem Stall suhlen sich zwei Turopolje-Schweine. Sie bekommen – wie alle Tiere auf dem Hof – ausschliesslich betriebseigenes Futter, also Kleie, Heu, Rüstabfälle und Ausschussgemüse. Für die konsequente Umsetzung von Bio im Hofrestaurant und beim Catering, aber auch für überraschende Kreationen sind Ramona Caduff und ihr Team für den diesjährigen Bio-Grischun-Preis nominiert.
«Das machen wir»
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Seit langem Bio: Margrit und Louis Liesch im Degustationsraum ihres Weinguts in Malans. (Bild Olivia Aebli-Item)
Louis Liesch hat vor über drei Jahrzehnten damit begonnen, seine zwei Hektaren Rebland biologisch zu bewirtschaften – ohne dies an die grosse Glocke zu hängen. Dabei war Liesch einer der ersten Biowinzer im Kanton. Fünf Jahre später stellte er auf Bio-dynamisch um. «Wir haben das nicht herumposaunt», sagt der heute 87-jährige Malanser. «Wir haben es einfach gemacht.»
Als sich Liesch für Bio entschied, gab es noch keine Ausbildung für biologischen Weinbau. Deshalb fuhren Margrit und Louis Liesch 1986 an einen Einführungskurs für biologisch-dynamischen Landbau ins Thurgauische. Margrit Liesch erzählt: «Wir fuhren nach Hause und wussten: Das machen wir. Wir waren hell begeistert.» Sie war es auch, die ihren Mann gedrängt hatte, auf alle nicht-biologischen Spritzmittel im Wingert zu verzichten. «Mir war der Gifteinsatz bei der Produktion von Lebensmitteln einfach stets ein Dorn im Auge», sagt die vierfache Mutter und gelernte Lehrerin.
Mit der Umstellung auf biologische Produktion wurde im Rebberg auch kein Kunstdünger mehr ausgebracht. «Damit wurde die Bodenqualität nach und nach besser», betont Louis Liesch. «Wir hatten immer den Mut und das Vertrauen, dass Biorebbau funktioniert.»
Für Margrit Liesch ist Bio schlicht logisch. «Wenn man Fungizide, Pestizide oder Herbizide einsetzt, so arbeitet man ja stets gegen die Natur. Dabei geht es doch darum, die Reben und den Boden zu stärken.» Überhaupt stellte das Winzerpaar bald fest, dass ihre Reben resistenter sind. So hätten sie etwa nie Schäden wegen der Kirschessigfliege gehabt. «Die Traubenhäute waren zu dick für die Fliege.»
Noch im letzten Herbst stand Liesch mit der Rebschere in der Hand im Wingert. Es erfüllt ihn mit Zufriedenheit, dass heute mehr Biowein produziert wir. Dass dieser Wandel überhaupt stattfinden konnte, dazu hat auch er beigetragen.
Mehr Geld für Hornkühe
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Alles läuft rund: Martin «Floh» Bienerth und Maria Meyer im Käsekeller der Sennerei Andeer. (Bild Philipp Baer)
Zwar hatten beide nach einigen Jahren als Alpsennin und Hirte daran gedacht, einmal eine Dorfkäserei zu übernehmen. Doch als das Angebot aus Andeer kam, winkten sie ab. Maria Meyer wollte sich erst zur Käserin ausbilden lassen, Martin «Floh» Bienerth weiter z Alp. Die Andeerer Milchbauern liessen aber nicht locker. Und so pachteten sie vor knapp 20 Jahren die Dorfsennerei als Milchkäufer.
Zur Bedingung machten Bienerth und Meyer, dass erste Abnehmer garantiert sein müssten. Dann galt es, Startgeld zu sammeln. Und schliesslich fehlte noch die Betriebsbewilligung, eine langwierige Sache. Die Rheinland-Pfälzerin und der Allgäuer fielen durch alle Gesetzesmaschen.
«Es war zuerst ein steiniger Weg», erinnert sich Bienerth. «Was uns antrieb, war die Vision, dass alles richtig ist.» So stand von Beginn weg fest: Im Berggebiet gibt es kein Marktproblem, sondern ein Vermarktungsproblem – es fehlt also an guter Kommunikation. Deshalb sorgte Bienerth dafür, dass über die Produkte geschrieben wurde. Meyer meldete derweil den Käse zu nationalen und internationalen Wettbewerben an – und räumte regelmässig ab. Zur Philosophie der beiden gehört auch, dass das Nahrungsmittel und der Rohstoff Milch seinen Wert hat und dafür ein anständiger Preis bezahlt werden soll. Honoriert werden jene Betriebe, die ihren Kühen die Hörner lassen; sie erhalten einen Rappen mehr pro Liter Milch.
Fünf Bauernfamilien aus Andeer und dem benachbarten Pigniu bringen ihre silofreie Biomilch in die Käserei. 420 000 Liter Biomilch sind es jährlich, rund 35 Tonnen Rohmilchkäse entstehen daraus, mittlerweile sind es 30 Sorten. Dazu werden Milchprodukte wie Naturmolke, Bratbutter und Früchtequark produziert. Für ihren unermüdlichen Einsatz, mit der sie die Sennerei Andeer wiederbelebt haben, sind Bienerth und Meyer für den Bio-Grischun-Preis nominiert.
Wählen Sie Ihren Favoriten
Hier können Sie für den Bio-Gruschun-Preis abstimmen. Teilnehmen kann man bis am Montag, 12. April 2021 um 1 Uhr nachts.