Landauf, landab finden bereits Veranstaltungen zum Thema statt. Auf Podien und in Wirtshaussälen messen sich Befürworter und Gegner der beiden Pflanzenschutz-Initiativen. Zur Abstimmung kommen sie aller Voraussicht nach am 29. November, also in gut neun Monaten.

Spätester Termin März 2021

Ursprünglich war man von einem Abstimmungstermin im Frühjahr 2020 ausgegangen, dieser Termin ist allerdings ins Wasser gefallen, da die Wirtschaftskommission des Ständerats (WAK-S) mit ihrer Parlamentarischen Initiative (PI) für einen Absenkpfad bei Pflanzenschutzmitteln (PSM) eine Verzögerung bewirkt hat.

Die PI verlangt, dass «die Risiken durch den Einsatz von PSM für Mensch, Tier und Umwelt vermindert und die Qualität des Trinkwassers, der Oberflächengewässer und des Grundwassers verbessert werden sollen». Als Zielwert ist eine Reduktion um 50% bis 2027 vorgesehen, wobei anders als bei der Trinkwasser-Intiative nicht nur die Landwirtschaft, sondern sämtliche Nutzer miteingeschlossen werden sollen, so wie dies auch die Pestizidverbots-Initiative verlangt.

Wenn der Zeitplan den aktuellen Erwartungen mit Behandlung der PI in der Sommersession standhält, dürfte dem Abstimmungstermin im November nichts mehr im Weg stehen. Gelingt dies nicht, ist eine weitere Verschiebung ins Frühjahr 2021 möglich.

Fahnen und Schweigemarsch

Ungeachtet dieser leichten Unsicherheit treibt die gegnerische Allianz unter der Ägide des Schweizer Bauernverbands (SBV) die Vorbereitungen für die heisse Phase des Abstimmungskampfs voran. Die geplanten Kampagnenaktivitäten lassen sich in zwei Phasen zusammenfassen:

  1. Aufklärungskampagne: Diese Vorbereitungsphase läuft bereits seit 2019 mit dem bekannten Sujet «Wir schützen, was wir lieben» und wird auch 2020 fortgesetzt. Sie will, wie der Name sagt, über die Themen der Initiativen aufklären. Dabei setzt man auf die Webpräsenz «Verantwortungsvolle Landwirtschaft» (s. Link unten) und die Social-Media-Präsenz gleichen Namens. Hier finden sich unter anderem Videos und infografisch aufgearbeitete Fakten zur Landwirtschaft.
  2. Abstimmungskampagne: Sie beginnt maximal drei Monate vor dem Abstimmungstermin, also voraussichtlich im September. Sollte das Datum verschoben werden, verschiebt sich der Auftakt nach hinten. Die Kampagne soll «politisch und prägnant» sein und ohne «schöne Bilder» auskommen. «Wir werben 2x Nein!», heisst es in einem Infoschreiben, das der SBV dieser Tage an die Mitgliedorganisationen versandt hat.

Geplant sind auch zwei Spezialaktionen: Einerseits «Betroffenheit zeigen». An gut sichtbaren Standorten sollen Bauernfamilien Fahnen auf halbmast setzen. Im Weiteren ist für den 3. Oktober in allen Kantonshauptstädten ein Schweigemarsch auf dem Programm.

Medienkampagne ergänzt

Um die Aufklärungsarbeit zu stärken und mehr Aufmerksamkeit von der städtischen Bevölkerung zu bekommen, wird die Aufklärungskampagne laut SBV demnächst mit einer speziellen Medienkampagne ergänzt. Obenstehendes Sujet ist eines der Beispiele.

Im Mittelpunkt stehen Artenvielfalt, Tierwohl und Pflanzenschutz. Ausspielen will man diese auf Online-Kanälen (80%) und auf Schirmen in grossen Bahnhöfen.

Unterstützend produziert der SBV Flyer und Broschüren mit Argumentarien für Bauernfamilien, die in den nächsten Monaten zahlreiche Diskussionen führen dürfen, können und zum Teil auch müssen. Den Abstimmungskampf gegen die Initiativen kann niemand so glaubwürdig vertreten wie die bäuerliche Bevölkerung, davon ist man beim SBV überzeugt. Den Bauern stehen eine ganze Reihe von weiteren Hilfsmitteln zur Verfügung, um die Argumente möglichst glaubwürdig ins Feld zu führen.

Kosten von 2,3 Millionen Frannken

Für die beiden Kampagnenphasen investiert die gegnerische Allianz rund 2,3 Mio Fr. wie «die grüne» in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet. Für die Aufklärungskampagne 800 000 Franken im vergangenen Jahr, 500 000 für 2020 und für die Abstimmungskampagne 1 zusätzliche Mio Fr. Die Mittel stammen aus bereits gebildeten Rückstellungen und einer gross angelegten Finanzierungsaktion, bei der im März 2020 zahlreiche Unternehmen und Organisationen angefragt werden.akrAnalyse auf Seite 10

Weitere Informationen: verantwortungsvolle-landwirtschaft.ch