Der Regen und die warmen Temperaturen treiben das Wachstum der Getreidebestände voran. Der Weizen befindet sich teilweise im Fahnenblatt-Stadium (DC 37–39), die Gerste steht vielerorts schon in der Blüte (Stadium 61). Im Vergleich zum Vorjahr sind sie in ihrer Entwicklung zirka eine Woche voraus. Ist deshalb mit einer verfrühten Ernte zu rechnen?

Es kann noch viel passieren

Im trockenen März konnte der Dünger oder die Gülle nicht wirken, dadurch entstand ein Rückstand in der Entwicklung. Mittlerweile konnten die Bestände mit der Wärme und Feuchtigkeit wieder aufholen, beurteilt David Perler, Pflanzenbauberater am Inforama Zollikofen BE, die aktuelle Situation. Durch die Niederschläge wirkt nun auch der Stickstoff und die Pflanzen können sich gut entwickeln. Je nach weiterem Verlauf der Witterung kann bis zur Ernte aber noch viel passieren. 

Frühes Ährenschieben

Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV), schätzt, dass je nach weiterer Entwicklung der Pflanzen sich das Ährenschieben um eine Woche verfrühen könnte. Ein Grund zur Sorge sei dies aber nicht, gibt Perrin zu verstehen. «Es kann sein, dass sich die Ernte deswegen verschiebt, aber ­dabei handelt es sich nur um ein paar Tage und nicht um ein paar Wochen», sagt er. Laut David Perler wäre das vor allem bei einem trockenen Sommer zu ­erwarten. Die Ernte könnte durch die Notreife früher ausfallen. Die Fruchtfolge müsste ­deshalb aber nicht angepasst werden. Für die Stoppelbearbeitung hätte man bestenfalls mehr Zeit. 

Sollte die Ernte doch ein paar Tage früher stattfinden, kann die Aussaat des Zwischenfutters eher erfolgen. Ob das einen Einfluss auf die Erträge hat, sei aber noch fraglich. «Der Regen nach der Saat hat wahrscheinlich einen grösseren Einfluss als der Saattermin der Zwischenfrucht», so Perrin.