Zecken sind ein alljährlich wiederkehrendes Problem, vor allem dann, wenn es für Wiederkäuer wieder auf die Weide geht. Es gibt teilweise Berichte von Landwirten, die ein erhöhtes Auftreten dieses Jahr bemerken, andere wiederum beklagen noch keinen grossen Befall. Dennoch, Zecken sind ein wichtiges Thema, auf das man wieder aufmerksam machen sollte, vor allem weil sie Krankheiten übertragen, die nicht ungefährlich für das Tier sein können.
Entwicklung der Zecken
Die Entwicklung der Zecken hängt weitgehend von der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit ab: die optimalen Temperaturwerte liegen zwischen 17 und 20°C, die durchschnittlich erforderliche relative Luftfeuchtigkeit zwischen 80 und 95 %. Daher bestehen typische saisonale Schwankungen des Vorkommens, der Entwicklung, der Aktivität und der Überlebensfähigkeit der Zecken. Das Aufkommen und die Verbreitung hängen ausserdem stark von der Verfügbarkeit von Wirtstieren und deren Populationsdichte ab.
Aborte durch Coxiellen
«Bei den Schaf- und Ziegenhaltern ist es wohl am meisten bekannt, dass Zecken und besonders deren Kot – der als Staub und bei günstigen Windbedingungen einige Entfernung zurücklegen kann – Coxiellen übertragen können», weiss Maren Feldmann, Tierärztin beim Schweizer Kälbergesundheitsdienst und Rindergesundheit Schweiz. Die Coxiellose bzw. das Q-Fieber ist die von Zecken am häufigsten übertragbare Krankheit auf Tiere. Eine Infektion löst unter Umständen Aborte und Fruchtbarkeitsstörungen aus. Bei den Schafen kann eine ganze Herde davon betroffen sein, im Kuhstall kommt sie meistens als Einzeltiererkrankung vor, wobei man manchmal gar nicht bemerke, dass die Kuh erkrankt ist. Beim Verwerfen werden allerdings die Erreger mit dem abortierten Fötus, seinen Eihäuten und dem Fruchtwasser massenhaft ausgeschieden. Gefährlich wird es nun, wenn sich andere Tiere mit den infektiösen Materialien, so auch Futter, Wasser oder Einstreu anstecken.
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Vorsicht: Auch der Mensch kann sich infizieren! Deshalb sollten vor allem schwangere Frauen sich von verwerfenden Tieren fernhalten und keine Reanimationen lebensschwacher Kälber durchführen. Weil die Krankheit auch auf den Menschen übertragbar ist, ist sie meldepflichtig, gibt Feldmann an.
Weideflächen auszäunen
Was hilft gegen die Blutsauger? «Ideal ist natürlich, wenn Rinder nicht dort grasen müssen, wo Zecken häufig vorkommen», sagt Maren Feldmann. Das heisst also, stark befallene Weiden auszäunen. Ein besonders günstiges Milieu für Zecken bieten unkultivierte, mit Gebüsch und Bäumen bewachsene oder an Waldrändern gelegene Weiden, fügt sie an. Mittlerweile sind sie durch den Klimawandel auch in höheren Lagen bis zu 2000 m zu finden.
Bei einem starken Befall empfiehlt die Tierärztin den Einsatz von Akariziden in Form einer Besprühung oder mittels Aufgussverfahren (Pour-on-Verabreichung). Am besten geeignet wären heutzutage Pyrethroide wie z. B. Flumethrin oder Deltamethrin. Die richtige Medikation könne mit dem Bestandestierarzt ausgewählt werden.
Pinzette, Zeckenkarte oder Fingernägel
Wenn bereits Zecken aufgesammelt wurden, findet man diese bei Rindern meistens am Euter, Euterspiegel und am Unterbauch. «Eine günstige Gelegenheit zur Entfernung ist dann die Melkzeit – ausser natürlich es handelt sich um Rinder oder Galt-Kühe», sagt Maren Feldmann. Grundsätzlich fallen die Zecken ab, wenn sie sich mit Blut vollgesaugt haben, um dann ihre Eier am Boden abzulegen. Meistens werden sie auch erst in diesem Stadium entdeckt, weil die kleinen, noch blutleeren Zecken kaum vom Menschen wahrgenommen werden. Wenn man sie entfernen will, gilt prinzipiell die gleiche Vorgehensweise wie beim Menschen, so Feldmann: mit der Pinzette, Zeckenkarte oder den Fingernägeln. Eine Desinfektion ist angesagt, besonders, wenn es sich um einen massiven Befall handelt.
Weitaus weniger oder eher sehr selten werden folgende durch Zecken übertragene Krankheiten in der Schweiz festgestellt
Anaplasmose: Eine weitere Krankheit ist die Anaplasmose, die alle Arten von Wiederkäuern betrifft, die auf Weiden gehalten werden. Auch hier sind die Krankheitserreger Bakterien, die meistens über Zecken auf ihre Wirte übertragen werden. Typische Symptome sind:
- blasse Hautstellen (Euter, Flotzmaul),
- drastischer Milchrückgang,
- gelegentlich Aborte.
Kälber können im Mutterleib infiziert werden, erkranken aber nicht. Beisst eine Zecke diese jedoch, werden die Bakterien aufgenommen und andere Tiere angesteckt. Erkrankte Tiere können im Frühstadium mit Antibiotika behandelt werden, nachdem die Erreger im Blut nachgewiesen worden sind.
Ehrlichiose: Das «Zecken- oder Weidefieber» überträgt ebenfalls Bakterien. Davon sind oft Rinder nach dem Frühjahrsaustrieb betroffen, wenn die Parzelle stark von Zecken befallen ist. Die Erkrankung verläuft sehr schnell innerhalb von zwei Wochen. Ihre Symptome:
- Hohes Fieber über 41°C,
- eingefallener Pansen wegen verminderter Futteraufnahme,
- drastischer Milchrückgang innerhalb weniger Stunden bei laktierenden Tieren,
- weniger häufig: schnelle Atmung, Nasenausfluss, Aborte.
Von einer Infektion sind vor allem Jungtiere betroffen, die das erste Mal auf die Weide gehen. Genesene Tiere weisen meist über eine gute Immunität auf. Als Prophylaxe wird empfohlen, Jungtiere beim ersten Weideaustrieb auf zeckenarme Weiden auszulassen und gegebenenfalls mit einem Zeckenmittel zu behandeln.
Als Therapie werden über mehrere Tage hohe Dosen Antibiotika gegeben, nachdem auch hier eine Blutuntersuchung zuvor eine Infektion bestätigte. Die reduzierte Milchleistung könne aber nicht mehr kompensiert werden.
Babesiose: Die Babesiose oder auch «Hundemalaria» genannt, wird nicht nur auf Hunde übertragen, sondern auch auf Nutztiere. Die Blutparasiten befallen die roten Blutkörperchen, vermehren sich darin und lösen diese auf, wie das auch bei der Malaria der Fall ist. Deshalb treten folgende Symptome auf:
- bleich und später gelblich verfärbte Haut und Schleimhäute,
- braun gefärbter Harn durch zerfallene rote Blutzellen (bei stark erkrankten Tieren),
- Schwäche mit Fieber,
- sinkende Milchleistung.
Werden die betroffenen Tiere nicht mit Antiparasitika behandelt, sterben diese an Blutarmut.
FSME
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis beim Menschen (FSME) ist wohl die bekannteste durch Zecken übertragene Erkrankung (Hirnhautentzündung). Weil FSME von einem Virus verursacht wird, helfen keine Antibiotika. Für Menschen gibt es jedoch eine Impfung zur Prophylaxe. Für Landwirte, die sich viel in der freien Natur bewegen, ist die Impfung sehr empfehlenswert.