Auf 1428 m ü. M., an der San-Bernardino-Route, befindet sich das 130-Seelen-Dorf Sufers. Hier sind Rosmarie und Hans Heinz zu Hause. Auf dem zehnminütigen Fussmarsch von der Bushaltestelle zum Betrieb sind Braunviehkühe auf den steilen Weiden zu erkennen. Noch etwas weiter oben ist ein schwarzes Tier auszumachen. Es ist eine Yak-Kuh von Familie Heinz, wie sich später herausstellt.
Leichte und genügsame Tiere
Der Yak ist eine Rinderart, die ursprünglich in den Hochebenen Zentralasiens beheimatet ist. Immer öfters trifft man die Exoten auch in der Schweiz an. Wegen ihrem geringen Gewicht und weil sie mit extensivem Futter gut zurecht kommen, eignen sie sich hervorragend für die Bewirtschaftung der Alpen. Rosmarie und Hans Heinz schafften sich die Tiere aus einem praktischen Grund an. Sie haben Milchschafe, die Biomilch wird in der Dorfkäserei verarbeitet.
Wegen der Gefahr von Magen-Darm-Parasiten müssten die Schafe eigentlich regelmässig entwurmt werden. Der Einsatz von Entwurmungsmitteln hat aber zur Folge, dass die Milch aufgrund der zweiwöchigen Absetzfrist nicht verkauft werden kann und im Güllekasten landet – eine unbefriedigende Situation für beide Seiten. Die Medikamente sind ausserdem teuer und die Resistenzbildung bei den Parasiten zunehmend ein Problem. Mit den Yaks kann Hans Heinz auf Entwurmungsmittel verzichten. Die Tiere zertrampeln die Wurmeier, ohne dass sie den Boden kaputt machen.
Eine Alternative zum Rindvieh gesucht
Rosmarie und Hans Heinz übernahmen den Betrieb 1987 mit Milchvieh und Mastschafen. Wegen der vielen steilen Wiesen, die sich für Kühe schlecht zum Weiden eignen, fuhren sie den Rindviehbestand sukzessive herunter. Parallel dazu stellten sie im Jahr 2000 auf Bio-Milchschafhaltung um. Die letzten Kühe verkauften sie 2012. Auf die Yaks kamen sie, weil sie eine Alternative zum Rindvieh suchten. «Wir haben uns viele Gedanken gemacht, auch Esel und Pferde waren ein Thema. Dann sind wir auf die Yaks aufmerksam geworden», erzählt Hans Heinz.
Nach einem Besuch bei Adrian Regli in Andermatt UR, der 150 Yaks hält, stand für das Ehepaar fest, dass dieses Tier am besten auf ihren Betrieb passen würde. Sie kauften Regli drei Yak-Kühe mit Kälbern ab, den Stier kauften sie bei einem Bauern im Kanton Luzern. Bauliche Anpassungen waren auf dem Betrieb nicht nötig. «Wir haben aus dem Bestehenden das Beste gemacht», sagt Heinz. Von November bis Mai werden die Yaks im Futtertenn gehalten, das während dieser Zeit zu einem Laufstall mit Tiefstreu umgenutzt wird. Ab Mai sind die Yaks auf den Weiden, die zwischen 1900 und 2300 m ü. M. liegen.
Gut durchgeplantes Weidemanagement
Familie Heinz hat ein ausgeklügeltes Weidemanagement. Das brauche es auch, damit man den Parasitendruck im Griff habe, sagt Urs Heinz. Der 30-Jährige wird den Betrieb nächstes Jahr mit Frau Tamara von seinen Eltern übernehmen. Die Weiden werden im Frühjahr wegen dem Unkrautdruck sehr früh mit den Schafen bestossen. Für die Milchschafe haben sie Koppelweiden, die alle zwei Tage gewechselt werden.
Anschliessend kommen die Yaks auf die Weiden. «Diese putzen weg, was die Schafe nicht gefressen haben», bemerkt Urs Heinz. Nach drei bis fünf Wochen kommen dann wieder die Schafe auf die Weiden. Zweimal im Jahr werden die schönen Wiesen gemäht und geweidet. Die 100 Milchschafe werden mit einer Standeimer-Melkanlage gemolken. Auch im Stall auf dem Maiensäss hat es eine festinstallierte Melkanlage.
Yaks brauchen kein Kraftfutter
Die Yak-Herde ist in den acht Jahren von zwölf auf 26 Tiere plus einen Stier angewachsen. Familie Heinz hält sie inzwischen in zwei Gruppen. Das ist nötig, weil die Rinder bereits ab einem Jahr aufnehmen können. Durch die Separierung der Jungtiere (die männlichen Kälber müssen kastriert werden) soll Inzucht vermieden werden. Dies ist ein grosses Problem, da es in der Schweiz nur wenige Stiere gibt. Familie Heinz wechselt den Stier alle zwei bis drei Jahre. «Abhängig davon, ob wir weibliche Kälber nachnehmen oder vor allem Ochsen», bemerkt Urs Heinz. Er ist Zuchtleiter beim Schweizer Yakzuchtverein und präsidiert den Verband im Moment ad interim.
Es gab auch Skeptiker im Dorf
Yaks erreichen ihre Schlachtreife erst im Alter von drei Jahren. Das erklärt den Mehrpreis des Yak-Fleisches. «Der Yak braucht kein Kraftfutter – im Gegenteil, eiweissreiches Futter bekommt ihm nicht gut. Es besteht die Gefahr, dass die Tiere verfetten», erklärt Urs Heinz. Gras und Heu würden den genügsamen Tiere völlig reichen.
Das Fleisch schmeckt süsslich, ähnlich wie Wild. Man müsse es aber richtig zubereiten, betont Hans Heinz, «sonst wird es zäh wie Leder». Deshalb liegen im Hofladen Rezepte auf. Sie metzgen drei bis fünf Tiere im Jahr. Ein Teil des Fleisches wird direktvermarktet, wobei es vor allem die Feriengäste sind, die das Fleisch kaufen. Zu den Kunden zählen auch Hotels und die Gastronomie. Es habe schon eine Weile gedauert, bis man einen Kundenstamm aufgebaut habe. «Wir haben aber auch nicht gross Werbung gemacht», so Hans Heinz.
Es brauchte auch eine gewisse Zeit, bis man sich in Sufers an die exotischen Tiere gewöhnt hatte. Hans Heinz schildert: «Im Dorf gab es einige, die der Meinung waren, die Tiere gehören nicht hierhin. Man hielt traditionell halt Kühe.» Mittlerweile sind die Yaks in Sufers aber akzeptiert. Und Hans Heinz sagt: «Die Yaks in Kombination mit der Milchschafhaltung passen völlig auf unseren Betrieb und zu unserer Philosophie einer extensiven Landwirtschaft.»
Betriebsspiegel
- LN: 46 ha
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Futterbau: 20 ha Weiden, 26 ha Naturwiesen (davon 10 ha im Dorf und 16 auf dem Maiensäss)
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Nutztierhaltung: 120 Milchschafe (30'000 Liter Biomilch/Jahr), 27 Yaks, 4 Pferde, Hühner
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Fütterung: Schafe: Weidegras und Heu; Yaks: Weidegras und Heu
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Arbeitskräfte: Hans und Rosmarie Heinz, Tamara und Urs Heinz
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Übrige Betriebszweige: Vermietung Ferienwohnung