Die Ablammsaison ist in vollem Gang oder startet demnächst. Dabei sollte das Auftreten von Spätaborten zwei bis drei Wochen vor dem Termin sowie Totgeburten oder lebensschwachen Jungtieren stets im Auge behalten werden. Ebenfalls gilt es, die Nachgeburt genauer anzuschauen. Zeigt diese gelbe Verfärbungen, untypische Verdickungen oder schmierige Beläge?
Aborte ohne Symptome bei der Mutter
Der Erreger Chlamydophila abortus, der den Chlamydienabort auslöst, ist bei Kleinwiederkäuern eine der weitverbreitetsten Ursachen für Fehlgeburten. Es ist eine meldepflichtige Tierseuche. Die Einschleppung des Erregers erfolgt über den Zukauf infizierter Tiere. Die Muttertiere selber zeigen meistens keine Symptome. Unnötiger Tierkontakt sollte daher vermieden und Tiere aus gesunden, nicht betroffenen Herden gekauft werden.
Schwangere Frauen müssen aufpassen
Der Erreger wird beim Ausscheiden der Frucht oder Geburtsmaterial von Lämmern und Gitzi im Stall verteilt und kann so auf andere Muttertiere übergehen. Er ist auf den Menschen übertragbar und kann neben Grippesymptomen auch Schwangerschaftsaborte auslösen. Daher sollten schwangere Frauen in der Ablammsaison keinen Kontakt zu Ziegen oder Schafen haben. Ebenfalls sollte auf betroffenen Betrieben auf Rohmilchkonsum verzichtet werden.
Ein Verdacht auf Chlamydienabort muss unverzüglich dem Bestandestierarzt gemeldet und das abortierte Material sowie die Nachgeburt müssen zur Untersuchung eingeschickt werden. So wird genau untersucht, ob es sich um Fehl-geburten durch Chlamydien, Coxiellen oder andere Aborterreger handelt.
Es braucht eine Hygiene- und Impfstrategie
Betroffene Tiere gilt es zu separieren. Für weitere Geburten sollte der Hygiene im Stall durch Entmistung, Reinigung und allenfalls Desinfektion sowie der Körper- und Kleiderhygiene bei der Geburtshilfe grösste Beachtung geschenkt werden.
Bei bestätigtem Chlamydienabort gibt es die Möglichkeit, in der laufenden Ablammsaison Tiere in der Frühträchtigkeit zu impfen und hochträchtige Tiere mit Antibiotika zu behandeln. Diese kurzfristigen Massnahmen verhindern die Verbreitung des Erregers aber nicht. Es braucht eine Hygiene- und Impfstrategie für die darauffolgende Ablammperiode. Dazu zählt auch, lebensschwache Jungtiere nicht als Zuchttiere weiter zu nehmen. Es kann sein, dass die Muttertiere mit der Zeit eine eigene Abwehr aufbauen, so dass weniger Aborte auftreten. Vorsicht geboten ist da aber bei Nachzuchttieren oder neu zugekauften Tieren.
Die Fachfrau für Tierhaltung und Biolandbau arbeitet am LZ Liebegg als Lehrerin und Beraterin.