Familie Bachmann aus Oberkirch LU hat 135 Milchziegen und produziert Milch für die Emmi. «Seit neun Jahren sind wir sauber», erzählt Marlies Bachmann, die mit ihrem Mann Josef zu diesem Zeitpunkt den Betrieb an ihren Sohn Daniel übergeben hat. Sie meint damit sauber von der Pseudotuberkulose.
Unheilbare Krankheit
Die Pseudotuberkulose ist eine ansteckende und unheilbare Krankheit. Dabei bilden sich an verschiedenen Körperstellen wie Kopf, Hals oder Euter eitrige Abszesse. Davon betroffen sind vor allem Ziegen, aber auch Schafe und Hirsche. Eine medizinische Behandlung ist nicht möglich. Die Tiere bleiben lebenslänglich befallen und es können sich immer wieder Abszesse bilden.
Einige Ziegenhalter schneiden die Abszesse, wenn sie «reif» sind, auf und lassen den Eiter ab. «Aber mit dieser Methode, wird man die Krankheit nicht los», sagt Thomas Manser vom Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer (BGK).
Die Bakterienkrankheit, die die Lymphknoten befällt, ist über den austretenden Eiter oder rohe Milch übertragbar.
Das Blut untersuchen
Auch Familie Bachmann hatte vor der Sanierung immer wieder Ziegen mit solchen Eiterbuckeln. «Das war einfach eine Sauerei», erinnert sich Marlies Bachmann. Immer wieder hätten sie die Abszesse behandelt und die Ziegen separiert. «Für uns war klar, dass wir diese Krankheit nicht mehr in unserem Betrieb haben wollen.» Daher habe sie selber angefangen, befallene Tiere aufzuschreiben. Und als vor neun Jahren der Bluttest kam, haben sie sich sofort entschieden, dass sie so die Pseudotuberkulose ein für alle mal loswerden wollen.
80 Ziegen mussten Bachmanns damals ausmerzen. «Das war schon schmerzhaft, aber wir wussten, dass es nicht anders geht», erzählt die Bäuerin. «Und wir würden es wieder machen.»
Sanieren oder bekämpfen
Bei der Sanierung wurde die Familie vom BGK unterstützt. Dieser bietet seinen Mitgliedern ein Pseudotuberkulose-Bekämpfungs-Programm und ein Sanierungs-Programm an. Beim Sanierungsprogramm werden auch die momentan symptomlosen Trägertiere, mittels Blutproben, erkannt und ausgemerzt. Der Tierverkehr ist nur mit ebenfalls serologisch pseudotuberkulose-freien Herden erlaubt. Der BGK führt zu diesem Zweck eine Liste mit serologisch tuberkulose-freien Betrieben. Bereits 220 Betriebe sind auf dieser Liste und haben die Seuche erfolgreich bekämpft.
«Viele Ziegenhalter fürchten sich vor der Sanierung, weil sie denken, dass sie dadurch viele Ziegen verlieren werden», sagt Thomas Manser. «Doch viele von ihnen, haben keine Tiere mit Symptome und müssten nur mit einem Bluttest den Erweis bringen.»
Trägertiere vor der Ausmerzung ausmelken
Auch beim Sanierungsprogramm müssen befallene Tiere nicht sofort ausgemerzt werden, erklärt der Tierarzt. Während der Sanierung müssen die Gitzi von den Müttern getrennt werden und mit Kuhmilch aufgezogen. So kann man die Trägertiere noch ausmelken und danach ausmerzen. Der BGK übernimmt einen Grossteil der Laborkosten für seine Mitglieder. Der Landwirt muss nur die Tierarztkosten und einen geringen Selbstbehalt bezahlen.
Marlies Bachmann gibt dabei den Tipp: «Wenn man vorher schon alle befallenen Tiere aufschreibt, so muss man diese nachher nicht mehr Untersuchen und kann dadurch Geld sparen.»
Tierverkehr würde einfacher
«Wir unterstützen jeden Betrieb, der mitmacht. Je mehr Betriebe serologisch frei sind, desto einfacher wird der Tierverkehr», sagt Thomas Manser. Fast täglich höre er von Betrieben, die bereits frei sind, den Wunsch, die Sanierung der Pseudotuberkulose mehr voranzutreiben. «Auch von den Milchverarbeitern spürt man den Druck.»
Emmi hat ein Ziel
«Wir haben das Ziel, dass bis in fünf Jahren alle Emmi-Lieferanten Pseudotuberkulose-frei sind», bestätigt Reto Hübscher, Leiter Milcheinkauf bei der Emmi. Wie genau sie dieses Ziel angehen wollen sei noch nicht klar. Ihm sei bewusst, dass die Sanierung wahnsinnig aufwendig sei. «Wir wollen eine Lösung finden, die für alle sozial verträglich ist», sagt Hübscher.
Die Corona-Krise macht es schwieriger
Eigentlich sei es für dieses Jahr geplant gewesen eine Bestandesaufnahme zu machen, um zu sehen, wo jeder Betrieb steht. Doch auch hier hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. «Wir arbeiten sehr eng mit den Ziegenbauern zusammen und sind überzeugt, dass wir einen gemeinsamen Weg finden.» Langfristig seien sich alle einig, dass man die Pseudotuberkulose sanieren will.
Die Gründe für die Sanierung liegen auf der Hand. Gesunde Tiere sind leistungsfähiger als kranke. «Der Ziegenmilchmarkt ist klein aber wächst immer etwas.», sagt Reto Hübscher. «Wir haben Freude daran, und das soll auch so bleiben.»