Es ist fünf vor zwölf. Am 29. November zückt das Stimmvolk seine Stifte und entscheidet über die Trinkwasser- und Pestizidverbots-Initiative. Laut einer Umfrage des Schweizer Bauernverbands (SBV) vom August 2019 würden derzeit
65 Prozent der Stimmberechtigen Ja sagen zur Trinkwasser-Initiative und 63 Prozent die Pestizidverbots-Initiative gutheissen. Es ist also allerhöchste Zeit, nun selbst aktiv zu werden!
Mit Tafeln informieren
Der SBV hat mit seiner Aufklärungsarbeit bereits 2019 begonnen: Unter dem Slogan «Wir schützen, was wir lieben» sollen Informationstafeln am Feldrand, Erklärvideos, neue Websites und Social-Media-Plattformen dem Stimmvolk die Notwendigkeit von Pflanzenschutz aufzeigen. Daneben kämpft auch die «IG Bauern Unternehmen» gegen die Agrar-Initiativen. In Zusammenarbeit mit Landwirten informiert auch sie mit «Geschützt»-Tafeln am Feldrand. Sogenannte Nullparzellen, unbehandelten Kleinparzellen, zeigen, was ein Verbot von Pestiziden verursacht.
Die Hebel sind schon im Gang
Das Engagement innerhalb der Branche ist gross. Mittlerweile haben sich 70 Unternehmen und Organisationen unter Federführung des SBV gegen die Agrar-Initiativen zusammengeschlossen. Denn die Schweizer Landwirtschaft hat ihre Hausaufgaben schon längst gemacht: Die in den beiden Initiativen thematisierten Herausforderungen werden bereits mit dem Aktionsplan Pflanzenschutzmittel, dem Aktionsplan Biodiversität, der Branchenstrategie Futtermittelversorgung Schweiz und der Strategie Antibiotikaresistenzen erfolgreich angegangen. Auflagen, wie sie von den Initianten gefordert werden, braucht es nicht und wären nur fatal für die Schweizer Landwirtschaft.
Aufklärungsbedarf in der Stadt
Kurz vor der Abstimmung will der SBV seine Massnahmen deshalb nochmals verstärken. Insbesondere hat die städtische Bevölkerung grossen Aufklärungsbedarf. Über Online-Kanäle und Bahnhöfe sollen diese erreicht werden. Auch die IG Bauern Unternehmen erweitert ihre Kampagne und erinnert daran, dass es auch um das Tierwohl und die Hygiene im Stall geht. Denn ein Verbot von Pestiziden beinhaltet auch Biozide, die als Reinigungs-, Desinfektions- und Schädlingsbekämpfungsmittel eine wichtige Rolle für die Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit spielen.
Aber das alleine reicht nicht! Wie oft werden Landwirte am Feldrand von Passanten immer wieder mit Fragen konfrontiert? Solche Gespräche bieten eine einmalige Chance, aus Unentschlossenen und Kritikern Sympathisanten
zu machen. Die Webseite www.trinkwasserinitiative-nein.ch wird aktuell mit Argumentarien aufgerüstet, die helfen sollen zum Ausdruck zu bringen, welche negativen Auswirkungen die beiden Initiativen auf die Landwirtschaft, aber auch auf die eigene Lebensqualität der Bevölkerung haben könnten.
Unser Trinkwasser ist unbelastet und trinkbar
Ein wichtiges Argumentarium ist: Unser Trinkwasser ist nach wie vor unbelastet und trinkbar. Im Vergleich zu anderen Ländern weist es eine hohe Qualität auf, denn strenge Auflagen für Landwirte sorgen dafür. Werden diese nicht beachtet, wird ein Strafverfahren eingeleitet und Sanktionen verhängt. Vielen Städterinnen und Städtern ist das unbekannt.
Alle in der Landwirtschaft eingesetzten Pflanzenschutzmittel haben zudem die ordentlichen Zulassungsverfahren durchlaufen und werden nach den Vorgaben der Hersteller eingesetzt. Ohne «Pestizide», wozu auch biologischen Pflanzenschutzmittel gehören, können die Einkaufskriterien nicht mehr erfüllt werden. In vielen Fällen droht ein Totalausfall. Importe aus Ländern, wo die Standards für Umwelt und Tierwohl aber nicht den unsrigen entsprechen, wären nötig. Für die Bevölkerung wären Importe auch keine Option als Ersatz für die Schweizer Produktion, wie eine Umfrage der unabhängigen Gesellschaft für Sozialforschung ergab.
Selber aktiv werden und gewinnen
Die Trinkwasser-Initiative fordert, dass Betriebe nur noch ihr eigenes Futter einsetzen dürfen. Davon wird auch der Tourismus betroffen sein, was kaum kommuniziert wird: Kühe und Rinder dürften nicht mehr auf die Alp. Denn die Produktion von betriebseigenem Futter schliesst die Weidehaltung auf der Alp aus, solange diese nicht zum eigenen Betrieb gehört. Das Bild von Kühen auf der Alpweide würde der Vergangenheit angehören. Es gibt viele Argumentarien, mit denen man punkten kann. Denn wer, wenn nicht die Bäuerinnen und Bauern, kann besser erklären, wie verantwortungsvoll und in Sorge um die Natur Landwirtschaft betrieben wird. Und deshalb ist es nun ihre Aufgabe, dass auch zu kommunizieren. Es gilt, Passanten aktiv ins Gespräch zu verwickeln, Informationsveranstaltungen zu organisieren und Journalisten oder Aktivisten aus der Region einzuladen. Seid aktiv auf Social-Media-Kanälen und an Anlässen wie den offenen Hoftagen und dem 1.-August-Brunch, um eure Botschaft zu verbreiten. Denn, wenn jede Bäuerin und jeder Bauer je 25 Personen in ihrem Umfeld überzeugen können, dann würden laut SBV 2,5 Mio Nein-Stimmen gegen die beiden Initiativen zustande kommen.