Am 19. September steht der Bodenfruchtbarkeitstag des Strickhofs auf dem Programm. Gesponsert vom Ackerbauring Zürich und Schaffhausen vermittelt die Tagung den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die neuesten Erkenntnisse in diesem Bereich (Kasten). Als Referenten in Lindau mit dabei sind Dietmar Näser und Friedrich Wenz, zwei führende Exponenten der Regenerativen Landwirtschaft.
Dietmar Näser, Sie und Ihr Kollege Friedrich Wenz stellen am Bodenfruchtbarkeitstag des Strickhofs die Regene-rative Landwirtschaft vor. Ganz kurz: Nach welchen Prinzipien und Grundsätzen funktioniert die Regenerative Landwirtschaft?
Dietmar Näser: Es geht um die Wiederherstellung des mikrobiellen Bodenlebens, des Humusgehaltes und höchster Nährstoffgehalte in den Ernten. Die Grundlage dazu ist das Zusammenwirken von Pflanzen und Bodenleben. Dieses ist so eng, dass beide – die Kulturen und ihr Bodenleben darunter – gemeinsam angesprochen und gemeinsam gemanagt werden sollten. Das geht am besten, wenn man die Wirkung der Arbeiten auf den Feldern immer anhand der Entwicklung der Bodengare mit Spaten und Bodensonde überprüft. Gleichzeitig sieht man am Pflanzensaft auf dem Refraktometer, wie hoch die Photosythese-leistung für beide – Kultur und Bodenleben – ist. Humusbildung, zunehmendes Bodenleben und höchste Nährstoffgehalte in den Produkten sind letzten Endes durch die Photosynthese gespeichertes Sonnenlicht.
In welchem Umfang sind die Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft auf einem herkömmlichen Betrieb einsetzbar?
Es gibt die folgenden Schritte, die nacheinander in die herkömmlichen Anbaumethoden eingebaut werden können:
- Boden belebende Düngung.
- Unterbodenlockerung, welche die Gare fördert.
- Vielfältige, weitgehend andauernde Begrünung.
- Flächenrotte mit der Gründüngung vor der Wiederbestellung.
- Vitalisierung der Kulturen.
Es besteht die Möglichkeit, schrittweise vorzugehen und auf Teilflächen Erfahrung zu sammeln. Auf diese Weise kann in der Sicherheit bekannter Anbauverfahren verblieben werden.
Mit Feldübung auf Stiegenhof
Am 19. September laden der Strickhof und der Ackerbauring Zürich und Schaffhausen zum Bodenfruchtbarkeitstag ein. Die Tagung in Lindau dauert von 8.30 bis 16.30 Uhr und dreht sich um die Frage: Wie wirken sich die verschiedenen organischen Dünger auf den Humusgehalt, das Bodenleben und die Erntequalität aus? Auf diese Frage werden Dietmar Näser und Friedrich Wenz in einem theoretischen Teil eingehen. Zusätzlich gibt es eine Einführung in die Regenerative Landwirtschaft, einen «Schnupperkurs» zur Gülleaufwertung und eine Feldübung auf dem Strickhof-Biobetrieb Stiegenhof. Die Veranstaltung ist kostenlos. Die Kosten für das Mittagessen belaufen sich auf 25 Franken.BauZ
Bodenfruchtbarkeitstag, 19. Sep-tember, 8.30 bis 16 Uhr, Strickhof Lindau. Anmeldung bis 12. September, Tel. 058 105 98 00 oder: www.kurse.strickhof.ch
Der Humusaufbau durch organische Dünger ist ein wesentlicher Bestandteil der Tagung. Was leistet die Regenerative Landwirtschat in diesem Bereich?
Die organischen Dünger neigen zum Eiweisszerfall – das ist gut zu riechen. Das geht mit umweltschädigenden Nährstoffverlusten und Humusabbau einher. Die Fermentation ist ein Weg, organische Dünger in ihrem Wert zu erhalten und ihre Wirkung auf Bodenleben und Pflanzen zu steigern. Stalldung kann reduktiv kompostiert werden. Damit ist ein Stoffwechselprozess im Kompost gemeint, bei dem weniger Energie-, Nährstoff- und Materialverlust gegenüber herkömmlichen Verfahren auftritt. Dieser Stoffwechsel beginnt fermentativ. Gülle lässt sich ganz ähnlich im Wert steigern, man kann die Fermentation zusätzlich mit Pufferstoffen fördern. Das senkt beispielsweise den Ampferdruck und verbessert die Grundfutterqualität. Aus Pflanzenabfällen – etwa aus Getreideausputz – lassen sich hochwirksame Feststofffermente her- stellen. Bei allen drei Anwendungen kann mit Pflanzenkohle, einer hervorragenden Schweizer Entwicklung, die Qualität gesteigert werden.
Zur Tagung gehört auch ein praktischer Teil, etwa zur Aufwertung von Gülle. Wie erreicht man dieses Ziel mit den Mitteln der Regenerativen Landwirtschaft?
Gülle lässt sich im Wert steigern, wenn sie regelmässig mit flüssigen Fermenten beimpft wird. Früher startete dieser Prozess in Jauche meist von selbst, aber heute sollte man etwas nachhelfen. Pflanzenkohle und Ursteinmehl als Zusätze steigern die Wirkung. Wenn zusätzlich flüssige Fermente täglich im Stall vernebelt werden können, verbessert sich die Fermentationswirkung auf die Jauche und Gülle noch mehr, und die Tiere werden ruhiger – die Ammoniakausgasung nimmt ja ab!
Dietmar Näser führt das Unternehmen «Grüne Brücke» in Neustadt in Sachsen (DE). Er ist einer der führenden Vertreter der der Regenerativen Landwirtschaft.