Einen einheitlichen Internet-Auftritt oder ein einheitliches Gütesiegel gibt es trotz langjährigen Bemühungen im Bereich Agrotourismus in der Schweiz nicht (die BauernZeitung berichtete). Für die Anbieter und Gäste ist es daher nicht ganz einfach, den Überblick zu bewahren.

Die BauernZeitung hat sich die einzelnen Auszeichnungen genauer angeschaut und sich bei Renate Bürki, Lehrkraft am Inforama Rütti BE, erkundigt, ob dieser Labelsalat nicht verwirrend wirke. Im Gespräch zeichnete sich ab, dass auch die Aus-und Weiterbildung einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Qualität des Angebots hat.

Frau Bürki, in der Schweiz gibt es im Bereich Agrotourismus verschiedene Gütesiegel. Verwirrt das nicht die Gäste?

Renata Bürki: Ein Gütesiegel sagt etwas über den zu erwartenden Standard aus. Wie der schlussendlich umgesetzt ist, darüber sagt es nichts aus. Beim Betreten eines Hotels suche ich persönlich nicht nach dem Q-Label oder den Sternen. Viel eher vertraue ich Gästekommentaren auf Bewertungsplattformen oder schaue mir die Fotos auf der Website des Hotels an.

Weshalb dann also ein Gütesiegel?

Es gibt Gütesiegel, die beruhen auf Selbstdeklaration und stichprobenweiser Kontrolle. Das Q-Label setzt eine vertiefte Auseinandersetzung mit Prozessen und Qualität voraus. Es wird von extern überprüft und zertifiziert. Bei beiden Vorgehensweisen ist gemeinsam, dass man sich mit sich und seiner Dienstleistung auseinandersetzt. Das finde ich sehr wertvoll. Und ein Gütesiegel kann trotz allem als Verkaufsargument dienen.

Welches Gütesiegel empfehlen Sie jemandem, der in den Agrotourismus einsteigen will?

Es kommt nicht unbedingt darauf an, ob man Einsteiger ist oder nicht. Für mich ist eher entscheidend, ob Agrotourismus ein Betriebszweig im grösseren Stil sein wird oder nicht. Wer längerfristig ein Standbein im Agrotourismus aufbauen will, dem würde ich das Q-Label empfehlen. Bietet jemand eine Ferienwohnung oder Zimmer an, ist das Qualitätslabel von Agrotourismus Schweiz ein guter Einstieg.

Qualität hat auch mit Aus- und Weiterbildung zu tun. Wie und wo bekomme ich als Anbieter mein Rüstzeug?

Die landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentren (LBBZ) bieten das Modul "Willkommen auf dem Bauernhof" an. Da bekommen die Anbieter relevante Informationen. Am Inforama kombinieren wir den Präsenzunterricht mit einer E-Learning-Plattform, die die HAFL entwickelt hat. Das Selbststudium mit diesem Tool wird als Vor- oder Nachbereitung zum Unterricht und zur Lernzielkontrolle eingesetzt.

Ist das HAFL-Tool nicht kompliziert und teuer?

Nein, wer sich da durcharbeitet und gewillt ist, 90 Franken für das Login auszugeben, will wirklich im Agrotourismus erfolgreich sein. Für Mitglieder der Projekt-Partnerorganisationen ist es kostenlos. Man muss auch nicht alles auf einmal erledigen. Das ist ja das Gute an E-Learning.

 

E-Learning für Agrotourismus

Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) hat eigens eine umfangreiche E-Learning-Plattform für den Bereich Agrotourismus entwickelt. Diese ist kostenpflichtig. Mit dem Tool analysiert und hinterfragt man seine Managerqualitäten oder geht Checklisten durch. Einige der erarbeiteten Dokumente können für das Erlangen des Q1-Labels des Schweizer Tourismusverbands verwendet werden.

Weitere Informationen zum Online-Ausbildungstool der HAFL: www.agrotourismus-q.ch