Die 18-jährige Pierina Rutz lebt seit August 2018 bei Carole Cuérel Weber und deren Familie in Crissier. Sie absolviert eine Lehre in Hauswirtschaft. Sie hat im Untergeschoss des Einfamilienhauses ihr eigenes Reich, ist während zwölf Stunden Auszubildende und die anderen zwölf Stunden Familienmitglied. Die junge Frau sagt, sie sei voll integriert, fühle sich wohl und sei gut aufgenommen. Carole Cuérel ergänzt, Pierina sei nicht nur eine zuverlässige Angestellte, sondern bei der ganzen Familie beliebt. Weitere Familienmitglieder sind Ehemann Nicolas Cuérel und die Kinder June (7), Ayden (6) und Madison (4). Einen Tag pro Woche besucht Pierina Rutz den Unterricht in Marcelin VD. Zudem lernt sie für das Dalf, ein höherer Abschluss in Französisch.

 

Austausch Teil 2

Die BauernZeitung und "Agri" machen einen Artikeltausch zur Ausbildung ennet dem Röstigraben. In der Ausgabe vom 19. Juli erscheint der zweite Teil über einen Lernenden aus der Romandie in der Deutschschweiz.

 

Keine Lehrstelle

Pierina Rutz wählte dieses "Zwischenjahr", weil sie keine Lehrstelle fand. Diesen August wird sie ihre Ausbildung als Medizinische Praxisassistentin in einer grossen Arztpraxis antreten können. Zuerst beabsichtigte sie, in ein Englisch sprechendes Land zu reisen. Aber dann wollte sie doch lieber ihre Französischkenntnisse verbessern. Ihre sieben Jahre ältere Schwester und ihr Grosi hätten ebenfalls als Teenager das "Welschlandjahr" absolviert und würden heute noch davon schwärmen. Im Internet sei sie auf Amefi (das Welschlandjahr im Kanton Waadt, siehe Kasten) gestossen, habe sich mit vier Familien in der Romandie in Verbindung gesetzt und bei zweien geschnuppert. Bei Webers habe sie sofort gewusst: "Das ist meine Familie." Die Sympathie war gegenseitig. Pierina Rutz empfiehlt jungen Leuten – sie ist überzeugt, das Angebot sei auch für junge Männer geeignet – diese Gelegenheit wahrzunehmen.

Ihre Lehrmeisterin Carole Cuérel Weber ist nicht nur Ausbildnerin, sondern kantonale Lehrlingskommissarin. Das bedeutet, sie ist im Kanton für die Hauswirtschaftslernenden in privaten und bäuerlichen Haushalten zuständig. Und hier sind wir beim Lieblingsthema von Carole Cuérel: Hauswirtschaft. Ihre Augen blitzen, wenn sie erklärt, weshalb es so wichtig wäre, dass junge Mädchen und Burschen lernen, eine gesunde Mahlzeit zuzubereiten, Socken zu waschen und Hemden zu bügeln, sich mit Kindern abzugeben. Sie ist die Anlaufstelle für Gastfamilien und Auszubildende und besucht alle mindestens einmal jährlich.

Vielfältiges Angebot

Pierina Rutz ist die vierte Deutschschweizerin, die sie ausbildet. Ausser mit der ersten ging es mit allen gut; fürs neue Lehrjahr empfängt sie eine junge Frau aus Frutigen BE. Sie freut sich, wenn die Auszubildenden nur an langen Wochenenden nach Hause fahren. Es besteht jedoch die Möglichkeit, jedes Weekend zu verreisen, was unter Umständen Personen entgegenkommt, die unter Heimweh leiden. «Die Angebote der Lehrstellen sind vielfältig und unterschiedlich», fasst sie zusammen, "es gilt, dass die Jugendlichen jene Familie oder jenes Paar aussuchen, die oder das ihnen am besten zusagt." 

Weitere Informationen: www.aupair.ch