Am Allweg, mit Sicht auf die Stanser Ebene, betreiben Sylvia Gut und ihr Mann Melk einen 7,5 ha grossen Milchwirtschaftsbetrieb mit zehn Kühen, Rindern und noch weiteren Kleintieren. Zudem gehören sie seit zwölf Jahren dem «drachenried.ch» an, einer Plattform, worauf Ennetmooser Bauern ihre Produkte gemeinsam vermarkten. Auf dieser Website steht: «Hier wachsen feine Ideen zu guten Produkten». Das ist auch Sylvia und Melks Philosophie.
Ein kleiner, feiner Betrieb
Als Nischenprodukt veredelt das Paar unter anderem Baumnüsse und verwerten alles, was diese wertvolle Nuss hergibt (wäre es Fleisch, könnte man es als «Nose to tail» beschreiben, Anm. d. Redaktion). «Die Idee kam, weil wir stets grosse Baumnusserträge hatten», so Sylvia Gut. Von der grünen Nuss, eingelegt im Träsch, entsteht das Nusswasser. «Die reifen Nüsse werden in Handarbeit geknackt. So können wir garantieren, nur gute Nüsse zu verarbeiten», hält Sylvia Gut ihre Qualität fest.
Weltneuheit aus Baumnussmehl
Durch Kaltpressung entsteht daraus feinstes Baumnussöl. Das ausgepresste Mehl verkaufen sie. «Wenn ich Brot oder Wähen backe, füge ich stets ein oder zwei Esslöffel Baumnussmehl dazu», was einen einzigartigen Geschmack ergebe. Nicht nur fürs Backen eignet sich das Mehl. Familie Gut lässt daraus – es sei eine Weltneuheit – Baumnuss-Dusch- und Bade-Seifen herstellen. «Diese sorgen nicht nur für eine saubere, sondern auch für eine zarte Haut», schwärmt die Bäuerin. «Unser Betrieb ist klein, aber fein. Wir wollen im Moment nicht grösser werden, denn für uns steht Qualität vor Quantität», hält die 43-Jährige fest. Ihre Produkte, da gehört noch der «Lewäzahnwey» und Apfelperle (Schaumwein) dazu, verkaufen sie direkt ab Hof, übers Drachenriedportal und in verschiedenen regionalen Läden. «Wir produzieren nicht grosse Mengen – äs hed solangs hed», so Sylvia Gut.
Glücklich, zu unterrichten
Die gebürtige Kernserin liebt Kinder. Ihre drei eigenen sind inzwischen schon erwachsen und so möchte sie auch anderen Kindern wichtige Werte mit auf den Weg geben. Das war der Grund, dass sie vor 15 Jahren mit dem Heimgruppenunterricht (HGU) für Erstklässler startete. «In der Zeit von November bis Mai bereitete ich die Kinder bei uns zu Hause in Kleingruppen von vier bis sechs Kindern unter anderem auf religiöse Feste wie Advent, Weihnachten oder Ostern vor», erklärt sie voller Freude.
«Es gedeiht nicht immer alles, wie man will.»
Sylvia Gut ist schon glücklich, wenn aus einem Samen ein Pflänzchen wächst.
Sie habe auch mit Spielen die Sinne geschult oder christliches Handeln geübt, wie zum Beispiel sich versöhnen, Danke sagen oder teilen können. Zu unterrichten gefiel der Bäuerin sehr. So wurde sie angefragt, ob sie Interesse hätte, als Religionslehrerin Schüler zu unterrichten. «Dieses Angebot hat mich sehr interessiert und ich besprach es am Familientisch.» Einerseits freute sie sich auf diese neue Herausforderung, andererseits sei es ihr schon wichtig gewesen, dass es für alle Familienmitglieder stimme. Im Jahr 2016 schloss sie ihre Ausbildung zur Katechetin ab. Seither, und schon während der Ausbildung, unterrichtet sie acht Lektionen in der Woche Zweit- bis Viertklässler im Fach Religion. Zudem ist sie Hauptverantwortliche des HGU für die Erstklasskinder.
Strahlende Kinderaugen
«Ich bin glücklich, Kinder einen Teil auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Der Lohn sind die strahlenden Kinderaugen.» Religion unterrichten sei wie Säen im Garten: «Es gedeiht nicht immer alles, wie man will. Aber wenn nur schon aus einem Samenkorn ein Pflänzchen wächst, bin ich glücklich.» «Im Glauben wachsen wie ein Baum», ist der Religionslehrerin liebstes Zitat. So freut sie sich immer wieder am Gedeihen ihres Williams-Baumes, der in ihrem Garten das schönste Plätzchen erhalten hat: «Den Baum habe ich mal als Dankeschön für meine kirchlichen Tätigkeiten zur Erstkommunion erhalten», das sei ein schönes Zeichen der Anerkennung gewesen. Dieses Jahr wurde die Erstkommunion wegen der Corona-Krise verschoben auf den Herbst. «Ich bin sehr dankbar, dass die Familien mit grossem Verständnis reagiert haben».
Drei Generationen vereint
Auf ihrem Hof «Feld» wohnen drei Generationen unter einem Dach. Wie sieht es da mit Generationenkonflikten aus? «Dies kennen wir zum Glück nicht», freut sich Sylvia Gut. «Wichtig sind Ehrlichkeit, gegenseitiges Vertrauen und dass man darüber spricht, wenn einem etwas nicht passt», so die Erfahrungen der Bäuerin.
Auf ihrem Hof gebe es immer viel zu tun und wenn sie oder ihr Mann auswärts tätig sind, schätzen sie die Unterstützung ihrer Kinder und Sylvias Schwiegereltern sehr. «Dies geschieht stets auf freiwilliger Basis», denn sie möchten niemanden dazu zwingen, das ist Sylvia und Melk sehr wichtig. Wie es ihr Name schon sagt: Gut hat sie es, die Familie Gut …