Die Pubertät bleibt Patricia Arnold in bester Erinnerung. «Ich habe mich kaum an Regeln gehalten, bin immer zu spät nach Hause gekommen, und dann wurde ich schwanger.» Die Offenheit, mit der die 31-Jährige von ihrer Jugend im überschaubaren Bauerndorf, hoch über dem luzernischen Seetal, erzählt, verblüfft und macht neugierig.

Wenig Tratsch mitbekommen

Patricia Arnold ist als Älteste mit zwei Geschwistern wohlbehütet auf einem modernen Milchwirtschaftsbetrieb aufgewachsen. Die Arbeiten im Stall bei den Tieren gefielen ihr, deshalb entschied sie sich, den Beruf Landwirtin in Angriff zu nehmen. «Doch eben», sie lächelt verschmitzt, «nach einem Jahr musste ich wegen der Schwangerschaft schon wieder aussteigen.» Was und wie viel im katholischen Bauerndorf – der Vater war im Kirchenrat und Präsident der Käsereigenossenschaft – getratscht wurde, weiss Patricia heute nicht mehr. Sie war auswärts im Lehrjahr und deshalb habe sie wenig mitbekommen.

 

Patricias Tipp

«Samstags schreibe ich den Menüplan für die nächste Woche. Das bringt Abwechslung, ich muss mir nicht jeden Tag aufs Neue überlegen, was ich kochen könnte, und ich kann meine Einkäufe danach richten, so habe ich weniger Lebensmittel, die alt werden. Inspiration finde ich in alten Kochbüchern meiner Mutter, im Internet oder ich frage meine Familie. Ich schreibe den Plan in ein Heft, so kann ich nachschauen, was sich bewährt hat.» 

 

Situation nicht dramatisieren

Ihre Mutter habe ihr später erzählt, dass der Vater nach der Hiobsbotschaft eine halbe Stunde im Stall verschwand und später mit ihr zusammen entschied, die Situation nicht zu dramatisieren und eins nach dem anderen in Ruhe anzugehen, erzählt Patricia Arnold. «Ich rechne das meinen Eltern sehr hoch an, dass sie mich von Anfang an unterstützt haben. »

Mit der Geburt erwachsen geworden

Die pragmatische und weitsichtige Art ihrer Eltern habe ihr imponiert. Sie wünsche sich, ihre Kinder auch so grosszügig, aber konsequent und wertschätzend im Leben zu begleiten, wie sie das selber erlebt habe. Als ihr Sohn Remo zur Welt kam, sei sie auf einen Schlag erwachsen geworden, schildert sie die damalige Situation. Auch Beat Arnold, der Vater von Remo, musste sich der neuen Situation stellen. Er war noch ein paar Monate jünger als seine Freundin und im ersten Lehrjahr als Landmaschinenmechaniker. Auch seine Eltern sagten ihre Unterstützung zu.

Der Vater verunglückt

Patricia Arnold wohnte mit ihrem Freund auf dem Hof. Ihre Eltern freuten sich am ersten Enkel bis etwas geschah, das die Familie aus den Fugen warf. Vater Franz Bühlmann verunglückte tödlich, dabei hatte er noch so viele Pläne, die erledigt werden sollten. Auch hier stellte sich die Familie pragmatisch der traurigen Situation. Man nahm den grossen Umbau des Wohnhauses – die Pläne waren griffbereit – und weitere Projekte als Folge der Umzonung in Angriff. «Eine aufwühlende Zeit», erzählt sie, «die grosse Trauer um den Vater, die Verpachtung des Betriebes und die Realisierung der Bauprojekte.»

Beruf für die Unabhängigkeit

Das junge Paar zog mit Remo in ein eigenes Nest. Beat Arnold beendete seine Ausbildung und liess sich in einem Betrieb anstellen. Patricia Arnold half in einem Restaurant aus und entschied sich für eine Ausbildung als Fachfrau Hauswirtschaft. «Ich wollte unbedingt einen Beruf erlernen, weil mir die Unabhängigkeit wichtig ist», erklärt sie. Die junge Frau war dankbar, dass ihre und Beats Mutter sich bereit erklärten, die Betreuung von Remo zu übernehmen.

Die Liebe ist gewachsen

Die dreijährige Lehre im Altersheim gefiel Patricia Arnold gut, den Kontakt mit Menschen, die Freundschaften, die entstanden – eine tolle Zeit sei das gewesen. Dann aber kam wiederum Bewegung in das Leben der jungen Familie. Sie entscheiden, den verpachteten Betrieb von Patricias Eltern zu übernehmen. Als gelernter Landmaschinenmechaniker musste der Bauernsohn jedoch zuerst die dreijährige Ausbildung zum Landwirt in Angriff nehmen. In dieser Zeit wurde auch geheiratet und die Familie vergrösserte sich. Elisa ist heute vier- und Giulia zweijährig, während Remo nun bereits die Oberstufe besucht und ebenfalls mit dem Beruf des Landwirts liebäugelt.

Freude am Garten und am Konservieren

Am 1.1. 2018 war es dann soweit, Patricia und Beat übernahmen den Betrieb und sind eben in der Umstellung zur Mutterkuhhaltung. Wo und wie sich Patricia im Betrieb einbringen will, weiss sie noch nicht genau. Für Patricia ist eine gesunde, regionale und saisongerechte Ernährung wichtig. Der grosse Garten pflegt sie mit Vergnügen, sie experimentiert mit neuen Sorten und liebt es, ihre Nahrungsmittel mit neu erwachten Konservierungsarten haltbar zu machen. Sie sagt mit Überzeugung: «Powerfood wächst in unseren Gärten.» Und was bringt die Zukunft? «Die Bäuerinnenschule wäre eine Option», zumindest habe sie sich mal den Orientierungsabend dick in der Agenda angestrichen.

Unterstützung der Familien wichtig

Es seien 13 Jahre voller Power gewesen, sagt Patricia Arnold besonnen. Zeitweise war es hart, man habe sich durchkämpfen müssen. Immer wieder habe sie vertrauen müssen auf das Nächste, das anstand. «Ja, und so haben wir es geschafft.» Schritt um Schritt seien sie gegangen, durch dick und dünn, und ihre Liebe sei gewachsen in all den Jahren. Nie und nimmer hätten sie es aber ohne die Unterstützung der beiden Familien geschafft. Speziell ihrer Mutter ist die Bäuerin von Herzen dankbar. «Wenn Mumi nicht immer hinter mir gestanden wäre, wäre vieles ganz anders geworden.»