Sie sei schon seit 4.30 Uhr auf den Beinen, lässt Bäuerin Maya Keiser zu Beginn des Interviews die Schreiberin wissen. «Mein Mann Hans ist 100 Prozent auswärts tätig, da melke ich die zehn Kühe und verfüttere die Milch direkt an unsere Mastkälber.» Sie liebe die Arbeit im Stall. Vor allem die Tiere. Und die Tiere lieben ihre Streicheleinheiten. Besonders das Grosi unter den Kühen, die 19-jährige Kuh Alma. Alma gehe es prächtig und bekomme demnächst das 17. Kalb. Auf dem 4 Hektaren grossen Betrieb halten Keisers zudem 4 Rinder, 7 Ziegen, 2 Minishetlandponys, 2 Hunde, 4 Hühner, 2 Güggel und 10 Katzen. «Das ist mein Paradies», strahlt die Bäuerin. «Auch mit den Nachbauern pflegen wir ein tolles Verhältnis.» Es sei ein Geben und Nehmen. «Für den Markt verarbeite ich nicht selten 30 Kilo Mehl zu Zöpfen. Bleiben mal welche übrig, bringe ich sie unserem Nachbarn Andy.» Dafür könne sie ihn jederzeit rufen. So zum Beispiel, wenn es Komplikationen beim Kalbern gebe.

Um den Hof gekämpft

Dass sie hier leben und werken dürfe, sei nicht selbstverständlich. «Wir haben dazumal um das Heimetli – wo mein Mann aufgewachsen ist – kämpfen müssen.» Es sei nicht einfach gewesen, sie hätten sogar einen Anwalt hinzuziehen müssen. «Wir konnten schliesslich 1991 das Heimetli erwerben», das habe sie ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken, so Maya Keiser. 1987 haben Hans und Maya geheiratet. Später kamen ihre Kinder Adrian und Kathrin auf die Welt. «Und Grossmutter bin ich auch schon», sagte sie stolz. Im Juni erblickte Lena das Licht der Welt.

Natur und Garten

«Eigentlich wollte ich Tierärztin werden.» Ihr Vater jedoch habe es abgelehnt, da die Ausbildung zu teuer gewesen wäre. Da habe sie sich zur Topfpflanzen-Gärtnerin ausbilden lassen. Maya hält sich sehr gerne in der Natur auf. Ihr Reich ist der sehr grosse Garten. «Früher war es nicht üblich, einen grossen Garten zu haben.» Das Land sei für die Kühe, hiess es. Sie wollte aber um jeden Preis einen, liess das Gras abstechen und legte sich ihren Garten an. «Meinem Mann hat es fast umgehauen, als er nach Hause kam», erinnert sie sich schmunzelnd zurück.

Pflücken, was die Natur bietet

Das Floristikgeschick sei ihr in die Wiege gelegt worden. Ihre Kreativität mit Blumen spiegelt sich in ihren Gestecken, Arrangements und Sträussen wider. «Ich darf auch Hochzeitsgestecke und Brautsträusse kreieren», berichtet die Bäuerin. «Ich pflücke, was die Natur gerade bietet», erklärt sie und bindet Blumen, Pflanzen und Gräser zu bunten Blumensträussen, welche vor allem am Wochenmarkt in Stans einen grossen Absatz finden. «Die Ideen sprudeln nur so», lächelt sie und meint: «Kürzlich habe ich Sträusse zusammengestellt und mit Blackenblättern ausgeschmückt.» Die Kunden seien schier ausgeflippt. Was denn das für ein tolles Grün sei, wurde sie gefragt. «Eigentlich schade, dass die Leute nicht mehr wissen, wie vielseitig und schön unsere Natur ist», bedauert Keiser.

65 Sorten Konfitüre – und Vieles mehr

Hier auf dem Bitzihof entstehen nicht nur Blumenkreationen. Nein, die quirlige und stets gut gelaunte Bäuerin stellt unglaublich viele Köstlichkeiten her: 65 Sorten Konfitüren und Chutney, 17 Sorten ­Sirupe, süss-saure Zucchetti, Zwetschgen, Kürbis, Quittentaler und was der Garten sonst noch hergibt. Dazu Gebäcke wie Zöpfe, Brot, Nusstorte, Früchtebrot und «Bitzeli» – eine Eigenkreation. «Es schmeckt wie ein Basler Läckerli, ist aber viel weicher zum Geniessen», verrät Keiser. Weil sie für ihre Geschenkkörbe alles selber produzieren möchte, führt sie zudem bis 20 verschiedene Teigwaren im Sortiment. «Lieber alles selber produzieren als überall Produkte zusammenzukaufen», ist ihre Devise. Mit Stolz nimmt sie eine Packung Änisbrötli aus dem Regal und meint: «Das ist mein Lieblingsprodukt mit dem besten Absatz. Letzten Dezember habe ich das millionste gebacken, alle von Hand gefertigt.»

«Wenn möglich, stelle ich die Produkte nur aus ‹Hiesigem› her», aber es dürfe auch mal eine Orangenkonfitüre sein. Im Lager stehen weit über 20 000 Konfigläser. Hat man da noch die Übersicht? «Na klar», gibt die fleissige Produzentin bestimmt zur Antwort.

Ohne Werbung erfolgreich

«Ich habe noch nie Werbung gemacht, auch für die verschiedenen Verkaufsläden nicht», alles habe sich aus Mund-zu-Mund-Propaganda ergeben, ist die 57-Jährige stolz. Ihre Produkte stehen im Dorfladen Stans, im Guetzlishop, in der Landi Stansstad, im Hofladen Drachenried oder in der Showkäserei in Engelberg in den Regalen. Die Verkaufsstelle in Engelberg ist sehr gut von Touristen besucht. So kam es, dass sie mal einen Brief aus Japan erhalten hat. «Es waren alles komische Zeichen, ich wusste zuerst gar nicht, was das soll», kann sie sich erinnern. «Es war ein Brief einer Touristin, die in Engelberg Änisbrötli gekauft hatte. Sie war so fasziniert, dass sie diese nachbestellte. Auch ihren Apfelsirup geniessen nun Einheimische in Jakarta.

Ein Brief von Thierry Carell

Maya Keisers Geschichten würden Bücher füllen, so viel weiss sie erzählen. «An Weihnachten habe ich einen wunderschönen Dankesbrief erhalten. Handgeschrieben.» Ihr Gesicht strahlt, sie kann es noch immer nicht glauben: «Von Herzchirurg Thierry Carell.» Er habe einen von Maya zusammengestellten Geschenkkorb erhalten und mit dem Brief seine Begeisterung über die verschiedenen Produkte kundgetan. «Das hat mich vor Freude richtig gefroren.» Solche Momente sind Seelenbalsam und unglaublich motivierend. Auch das Bundeshaus habe ihr mal einen Dankesbrief geschrieben. Unter anderem mit den Worten: Bäuerinnen wie sie – so selbstbewusst und zielstrebig –, die für die Landwirtschaft Brücken bauen würden, seien sehr wertvoll.

Aufs Bauchgefühl gehört

Die Hofnachfolge sei bereits geregelt, erzählt Maya Keiser: Sohn Adrian wird den Betrieb nächstes Jahr übernehmen. Da sei sie sehr froh. «Aber weg von hier kann ich nicht und ich möchte auch noch weiter arbeiten können», denn es stecke sehr viel Herzblut in ihren Tätigkeiten. Ihre Schwiegertochter Anita steht derweil auch schon am Marktstand. «Als Abschlussarbeit an der Bäuerinnenschule habe ich ihr ans Herz gelegt, etwas zu thematisieren, was mal auf dem Hof Zukunft hat.» Sie wählte das Thema Bauernhofglace. «Auch hier habe ich das Meinige dazugetan», gibt sie zu. Aber es habe sich inzwischen schon sehr gelohnt. Ihre «Guets»-Glacen sind beliebt – nicht nur am Stanser Wochenmarkt, auch einige Restaurants und Verkaufsläden hätten sie schon ins Sortiment aufgenommen. Maya Keiser ist nimmermüde und nennt es riesiges Glück, dass sie sich immer auf ihr Bauchgefühl verlassen könne. Bei der Verabschiedung kommt ihr noch in den Sinn: «Ach ja, Ivo Adam hat meine Konfitüre auch im Sortiment.» Einfach «keiserlich», diese Maya!