«Meine Ausbildung als Landwirtin, mit Schwerpunkt Biolandbau, betrachte ich als gute Grundbildung. Während der Ausbildung erhielten wir Impulse für den Aufbau von Betriebszweigen», sagt die 19-jährige Sonja Schneider, die Anfang Juli 2020 am BBZ Arenenberg ihren Abschluss Landwirtin EFZ mit Notendurchschnitt 5,5 abschloss. Sie habe den Eindruck, dass dieser Abschluss noch nicht ausreiche und beabsichtigt in einem nächsten Schritt die Berufsmatura. «Auch kann ich mir vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt an der HAFL zu studieren», fährt sie weiter.
«Wir sprechen offen über die Hofübergabe.»
Sonja Schneider, Junglandwirtin aus Wallenwil TG
Nach einer intensiven Zeit des Lernens möchte Schneider zunächst praktisch arbeiten. Dies wird ihr auf dem elterlichen Hof in Wallenwil TG ermöglicht. «Dass ich auf dem Hof der Eltern arbeiten kann, ist eine privilegierte Situation. Ich habe konkrete Aussicht darauf, dass ich in einigen Jahren den elterlichen Betrieb weiterführen werde. Die Hofübergabe ist ein Thema, über das in unserer Familie offen gesprochen wird.» In der ehemaligen Klasse hätten nicht alle Kolleginnen und Kollegen diese Perspektive. Diese würden zunächst bei einem Lohnunternehmer arbeiten oder sammelten Berufserfahrungen mittels eines Auslandpraktikums.
Frauen sind wichtig
Auf den landwirtschaftlichen Betrieben nehmen Frauen eine wichtige Rolle ein. Sie leisten einen Drittel der Arbeit. Die Anzahl
Betriebsleiterinnen ist in der Schweiz mit 6,2 Prozent noch gering, sie nimmt aber jährlich zu.
Auch jene Frauen, die nicht formell als Betriebsleiterinnen gelten, sind sehr oft aktiv im Management, in der Entscheidungsfindung und an den Arbeiten beteiligt, die zum Erhalt und der Entwicklung des Betriebs erforderlich sind; sei dies im Stall, auf dem Feld, im Garten oder bäuerlichen Haushalt. Eine Ausbildung trägt dazu bei, diese Leistungen sichtbar zu machen.
Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) engagiert sich in der Aus- und Weiterbildung. Der Verband leistet mit seinem Engagement in Themen wie Agrarpolitik, Familien- und Sozialpolitik, Ernährung und Hauswirtschaft einen Beitrag für die Frauen vom Land (Bäuerinnen, Landwirtinnen und Landfrauen) und die bäuerlichen Familien.
Planen mit den Eltern
Im letzten Ausbildungsjahr war Sonja Schneider auf einem Biobetrieb in Kefikon TG mit Direktvermarktung und Wochenmarktverkauf. «Ich betreute den Verkauf auf dem Wochenmarkt mit, und meine Lehrmeisterin sensibilisierte mich für Aspekte, die für die erfolgreiche Direktvermarktung mitentscheidend sind.» Schneider hat zwei Brüder sowie eine Schwester. Zumindest der jüngere ihrer beiden Brüder, der erst noch ins Berufswahlalter kommt, äusserte Interesse an einer landwirtschaftlichen Ausbildung. «Ich denke, Eltern können zwar eine Vorbildfunktion übernehmen. Die Entscheidung, in ihre Fussstapfen zu treten, muss aber aus eigener Überzeugung erfolgen.»
Gemeinsam mit ihren Eltern Gisela und Christoph Schneider bespricht die junge Frau bereits heute betriebliche Entscheidungen, plant, denkt und organisiert mit. Sie sieht ihre Zukunft in der Landwirtschaft, möchte auch künftig in der heimatlichen Region leben und die Rahmenbedingungen dieser Region optimal nutzen. Deshalb beschäftigt sie sich stark mit dem der Aufbau der Direktvermarktung. Der Familienbetrieb errichtete vor zwei Jahren eine Bio-Legehennenhaltung mit 2 00 Legehennen, deren Eier die Familie ab Hof verkauft. Viele Wanderer und Radtouristen schätzen das Naherholungsgebiet der Region, nahe des bekannten Klosters Fischingen. Und ihr Weg führt sie am Hof der Familie Schneider vorbei. «Ich erachte die Lage unseres Hofs für die Direktvermarktung geeignet», meint Sonja Schneider.
Bessere Wertschöpfung
Seit dem Winter 2011 halten die Eltern von Sonja Schneider nebst einer mittleren Herde Milchkühe auch eine Gruppe Wasserbüffel mit 25 Kühen und einem Stier. «Büffelfleisch bieten wir bereits in der Direktvermarktung an, bis jetzt finden monatliche Verkaufstage statt. Ich möchte nun einen Laden einrichten», erläutert die Junglandwirtin. Durch die Nähe zur Züger Frischkäse AG in Oberbüren SG erfuhr die Familie, dass Büffelmilchproduzenten gesucht waren. «Erste Abklärungen erfolgten und bereits im Winter 2010 /11 kauften wir die ersten zwölf Rinder aus dem Jura zu.» Die Büffelhaltung habe sich gut in die übrigen Betriebsabläufe integriert.
Sonja Schneider und ihre Eltern erkennen hierin eine bessere Wertschöpfung als in der traditionellen Milchwirtschaft. Während ihrer Ausbildung am BBZ Arenenberg wurden die Abstimmungsvorlagen der Trinkwasser- und Pestizidfrei-Initiativen thematisiert. Sonja Schneider ist überzeugt, dass die Ungewissheit über den Ausgang der Abstimmungen die Perspektiven der jungen Berufsleute mindestens so stark beeinflusst, wie die äusseren Rahmenbedingungen oder die Aussicht, dereinst einen eigenen Hof führen zu können. «Ich liebe meinen Beruf, vor allem die Arbeit mit Tieren. Gerade in der Vermarktung von Nischenprodukten, wie z. B. dem Fleisch der Wasserbüffel, erkenne ich für mich intakte Perspektiven, in der Heimat und im Berufsfeld Landwirtschaft zu bleiben.»