Als der Bundesrat am 13. März 2020 ankündigte, dass sämtliche Veranstaltungen untersagt sowie Gastronomiebetriebe und Nichtlebensmittelgeschäfte wegen des Coronavirus geschlossen werden müssen, war zunächst unklar, ob das auch die Bauernmärkte betrifft. Am Montagabend, 15. März, kam dann die Meldung, dass auch diese ab sofort verboten sind. Für Miro Weber, der im Ergoltingerhof in Neunkirch SH einen Biobetrieb führt, eine schwierige Situation, denn er lebt von der Direktvermarktung. Zweimal pro Woche verkauft er seine Produkte – hauptsächlich Gemüse – auf dem Schaffhauser Wochenmarkt. Dazu betreibt er einen Hofladen.

Videoaufruf für Hofverkauf

«Innert weniger Stunden musste ich eine neue Lösung finden», schildert er rückblickend die Situation. «Schliesslich entschied ich mich, die Marktstände auf dem Hofplatz aufzustellen.» Miro Weber nahm ein Video auf, in dem er die Situation erklärte und dass man seine Produkte weiterhin kaufen kann, einfach direkt ab Hof, täglich von 8 bis 16 Uhr. Das Video stellte er auf Facebook und verschickte es per WhatsApp.

Die Massnahme zeigte Wirkung. «Die meisten Kunden vom Schaffhauser Wochenmarkt kommen vorbei und kaufen jetzt einfach hier ein», sagt Weber. Schon am Dienstag lief der Hofmarkt. Der zehn Meter breite Stand wird von drei Personen bedient. Maximal drei Kunden dürfen sich aufs Mal vor den Marktständen aufhalten. «Damit gewährleisten wir, dass der vorgeschriebene Mindestabstand von zwei Metern eingehalten wird», sagt Weber. 

Schweizer Gemüse dürfte knapp werden

Der 30-Jährige ist froh, dass er den Produktverkauf auf diese Weise aufrecht erhalten kann. 90 Prozent des Umsatzes erzielt der Betrieb mit der Direktvermarktung. Es sind aber nicht nur die Stammkunden, die zu ihm auf den Hof zum Einkaufen kommen. «Wir spüren stark, dass die Grenzen geschlossen sind. Leute, die sonst im nahe gelegenen Deutschland einkaufen, sind jetzt gezwungen, Schweizer Produkte einzukaufen», erklärt Weber.

Auf der einen Seite sei das erfreulich, «aber der Schweizer Markt ist darauf nicht ausgelegt». Mit etwas Sorge blickt er deshalb auf den Schweizer Gemüsemarkt. «Die Mengen sind fast aufgebraucht», gibt er zu bedenken. Hinzu kommt, dass der Saisonwechsel von Winter- auf Frühlingsgemüse ansteht. Vielerorts kann man wegen der vielen Niederschläge in den letzten Wochen derzeit nicht in die Felder fahren. Auch Webers haben letzte Woche von Hand Salate gesetzt.

Es fehlt das Personal

Erschwerend kommt hinzu, dass die Erntehelfer fehlen. Die Arbeit in der Produktion, die auf Webers Betrieb sonst neun Personen bewältigen, müssen sie jetzt zu viert stemmen. «Ich würde sofort Schweizer Arbeitskräfte einstellen, aber das Problem ist, dass sie nicht wissen, wie der Betrieb läuft», sagt Miro Weber. Alles zu erklären und diese Leute einzuarbeiten, wäre sehr umständlich.

Miro Weber hat den Betrieb 2017 von seinen Eltern Edith und Georg übernommen. Sie begannen 1991 mit der Direktvermarktung und weiteten diese aufs Marktfahren aus. Die Gemüseproduktion wurde über die Jahre ausgedehnt, Spezialkulturen wie Spargeln, Tafeltrauben und Minikiwis bereichern das heutige Sortiment. 2012 stiegen sie ganz aus der Tierhaltung aus. 

Grosse Nachfrage nach Saisonboxen

Nebst der Direktvermarktung vertreibt Miro Weber auch Saisonboxen. Wöchentlich erhalten Saisonbox-Abonnenten eine Kiste mit einem saisonalen Produktsortiment zugestellt. Auch hier habe die Nachfrage aufgrund der Corona-Pandemie zugenommen, stellt der Biobauer fest. «Wir mussten das Sortiment von neun auf vier Produkte reduzieren. Ausserdem verfügen wir nur über eine begrenzte Anzahl Boxen.»

Der Junglandwirt hat sich mit der Situation arrangiert und für die Sicherstellung des Absatzes seiner Produkte eine Lösung gefunden. Er hofft, dass diese Solidarität für Schweizer Produkte auch nach der Krise anhält. «Nicht nur für uns Landwirte, sondern für alle Gewerbetreibenden, die jetzt ihren Betrieb einstellen mussten.»

 

Bei uns gibt's die Übersicht

Viele Bauernhöfe können wegen der Corona-Krise nicht über die üblichen Kanäle verkaufen. Weil Wochenmärkte, Restaurants und andere Abnehmer schliessen mussten, liefern diverse Produzenten neu Lebensmittel, Setzlinge und weitere Produkte nach Hause oder sie haben andere Alternativen für ihre Marktstände gefunden.

Wir fassen diese Angebote zuhanden der Konsumenten auf einer Übersicht mit Karte zusammen. Haben auch Sie ein solches Angebot und sind noch nicht auf der Liste? Dann tragen Sie sich hier kostenlos ein!